17.08.2017 12:10 Uhr

VfB und Hannover träumen schon von Europa

Der VfB ist nach nur einem Jahr wieder zurück in der Bundesliga
Der VfB ist nach nur einem Jahr wieder zurück in der Bundesliga

Der schwache Auftakt im DFB-Pokal hat bei Michael Reschke seine Spuren hinterlassen, auch dem Ligaalltag schaut der neue Sportvorstand des VfB Stuttgart deshalb mit Sorgen entgegen.

"Das Spiel spricht für sich. Es wird ein hartes Ringen kommende Saison, in der Bundesliga zu bleiben", sagte er nach dem glücklichen Pokalsieg des Aufsteigers im Elfmeterschießen beim Regionalligisten Energie Cottbus. Die Partie zeigte noch mal schonungslos die Schwachstellen im VfB-Kader auf.

Zwar haben die Stuttgarter unter anderem den Weltmeister-Torwart Ron-Robert Zieler geholt, suchen aber nach weiteren Verstärkungen für die wackelige Defensive. Dennoch soll der Kampf um den Klassenerhalt nur kurzfristig ein Thema sein. Auf mittlere Sicht hat der fünffache deutsche Meister, der am Samstag bei Hertha BSC startet, weit höhere Ziele und gleicht darin dem Mitrückkehrer Hannover 96. Kaum der zweiten Liga entkommen träumen beide schon von Europa.

Abstiegs als Betriebsunfall

So verkündete der VfB-Präsident Wolfgang Dietrich kurz nach dem direkten Wiederaufstieg, dass er den VfB binnen vier Jahren im oberen Tabellendrittel der Bundesliga etablieren will - möglichst als Nummer drei hinter dem FC Bayern und Borussia Dortmund. Champions League statt Abstiegskampf lautet also das Motto.

Solche Aussagen zeigen, warum die Erstliga-Konkurrenz den VfB und 96 nicht als typische Aufsteiger betrachtet - anders als Klubs wie früher Darmstadt 98, Eintracht Braunschweig oder den SC Paderborn, die nach dem Aufstieg automatisch zu den Abstiegskandidaten zählten.

Auch der einstige Europa-League-Starter Hannover sieht das eine Jahr in der zweiten Liga mehr als einen Betriebsunfall und will bald wieder europäisch spielen. Zwar will auch 96 erst mal nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben, dennoch machte Manager Horst Heldt in der "Sport Bild" klar, dass Europa ein ambitioniertes, "aber kein unmögliches" Ziel sei.

Etats wie die "Großen"

Das Selbstverständnis dieser Traditionsclubs paart sich mit relativ hohen Personaletats. Der VfB plant mit rund 45 Millionen Euro, 96 mit etwa 40 Millionen. Zum Vergleich: Darmstadt hatte in der vergangenen Saison nur gut die Hälfte zur Verfügung. Stuttgart erwartet nach der Ausgliederung seiner Profiabteilung in eine AG außerdem Einnahmen von Investoren von bis zu 100 Millionen Euro, vergangene Saison stellten sie mit 50.700 Fans pro Heimspiel zudem einen Zweitliga-Rekord auf.

Mit solchen Zahlen können Vereine wie Mainz 05 oder der FC Augsburg nur begrenzt konkurrieren und müssen sich möglicherweise auf einen noch härteren Abstiegskampf als zuletzt einstellen. Damals gab es neben dem Hamburger SV und dem desolaten VfL Wolfsburg in Ingolstadt 04 und Darmstadt 98 noch zwei kleinere Rivalen, die es am Schluss erwischte. "Die Konkurrenz ist gewaltig", sagte daher Augsburgs Geschäftsführer Sport, Stefan Reuter, in der Saisonvorbereitung.

Nebenkriegsschauplätze bereiten Sorge

Ein Selbstläufer dürfte es für Stuttgart und Hannover dennoch nicht werden. Beim VfB entstand neben den Sorgen um die Qualität des Kaders mal wieder Unruhe, weil Chef Dietrich den bisherigen Sportvorstand Jan Schindelmeiser nach nur 13 Monaten durch den von Bayern München gekommenen Reschke ersetzte. In Hannover verdirbt der Konflikt zwischen Präsident Martin Kind und den eigenen Fans die gute Laune.

Wegen seiner Pläne, die Anteilsmehrheit an der 96-Profigesellschaft zu übernehmen, liegt Kind im Dauerclinch mit den Fans. Diese haben einen Stimmungsboykott verhängt, an dem sie auch beim Bundesligastart am Samstag in Mainz festhalten wollen. Außerdem wirkt der Kader nicht viel stärker als in Liga zwei. Bis nach Europa scheint es für 96 und den VfB also noch ein gutes Stück - an den Zielen ändert das nichts.

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