13.08.2017 09:00 Uhr

Ajax? Wöber schwärmt nur für Rapid

Maximilian Wöber ist beim SK Rapid der Aufsteiger des Jahres. Aufgerückt zum Stammspieler und ins ÖFB-U21-Nationalteam, Matura absolviert, Interesse aus dem Ausland aber ein Bekenntnis zu den Hütteldorfern. Grund genug für ein ausführliches Interview mit dem erst 19-jährigen Abwehrtalent des Rekordmeisters.

Vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel am Sonntag gegen Admira Wacker sprach die grün-weiße Zukunftshoffnung mit weltfussball über...

seinen rasanten Karriere-Aufstieg:

Ich kann die aktuelle gute Phase umso besser einschätzen, weil ich davor eine schwierige Zeit durchgemacht habe. Es gab zunächst keine Einsatz-Chance für mich bei den Profis und dann ein Experiment als linker Verteidiger.

In der Folge sind auch noch die sportliche Krise in der vergangenen Saison, die Trainerwechsel und Verletzungsprobleme dazugekommen. Es hat mich deshalb schon überrascht, dass es so schnell gegangen ist. Geholfen hat mir, dass ich in den ÖFB-Nachwuchsteams immer meine Stärken gezeigt habe und so relativ rasch aufgestiegen bin. Vielleicht wäre ich bei Rapid auch schon früher durchgestartet, wenn ich vorher meine Chance bekommen hätte.

die Positions-"Rückreihung" vom Sturm ins Mittelfeld und nun in die Abwehr:

Über SZ Marswiese und den Sportklub bin ich 2010 zu Rapid gekommen. Mit zwölf Jahren war ich noch Stürmer und mit 50 Treffern in der Saison Torschützenkönig. Leider ist mir dann im Knie ein Wachstumsfuge zersplittert. Ich wurde zum Außenstürmer bis mir an der Leiste ein Sehnenverletzung dazwischengekommen ist. Danach musste ich als "Sechser" die Bälle verteilen, ehe eine Meniskusverletzung passierte. Die Plätze im Mittelfeld waren dann vergeben und es hat geheißen: Wir probieren es mit Dir als Innenverteidiger. Das hat dann recht gut geklappt, denn über die U18 und meine Rolle als erst 17-jähriger Kapitän bei den Amateuren bin ich so in den Profi-Kader gekommen.

seine Verbindung zum SK Rapid:

Ich fühle mich einfach als Teil der Rapid-Familie. (Anmerkung: Angesprochen darauf, warum er auch in seiner Freizeit als Besucher bei den Partien von Rapid II in der Regionalliga Ost zu sehen ist). Ich komme aus dem eigenen Nachwuchs und kenne viele Spieler sehr gut. So etwas verbindet natürlich.

seine lautstarke Rolle als Antreiber trotz seiner Jugend:

Es war so, dass ich zusammen mit Sandi Lovrič in den ÖFB-Nachwuchsteams immer schon eine führende Rolle hatte. Nicht nur als Kapitän, sondern auch als Spieler, die den Takt vorgeben sollen. Natürlich muss man dafür einen entsprechenden Charakter haben. Aber man muss schon auch immer auf dem Boden bleiben. Bei Rapid bin ich in der Innenverteidigung gerade an der Seite von Mario Sonnleitner, der inzwischen weit über 300 Bundesliga-Spiele hat. Da muss man als Junger aufschauen und versuchen von dieser Erfahrung zu profitieren. Es gilt sich in der Mannschaft ein 'standing' zu erarbeiten. Aber natürlich versuche ich mich einzubringen, lauter zu werden und immer mehr in die Rolle als Antreiber von hinten hineinzuwachsen.

den Einbruch von Rapid nach 2:0-Führungen:

Gegen Mattersburg kam man es ja vielleicht noch abhaken, weil wir lange nur mit zehn Mann gespielt haben. Gegen St. Pölten ist es am Ende mit dem 4:1-Sieg gut ausgegangen, auch wenn wir nach der Pause wieder in alte Muster verfallen sind. Aber es darf uns einfach nicht passieren, dass wir eine tote Austria wiederauferstehen lassen. Man muss aus solchen Fehlern einfach rasch lernen.

das Angebot von Ajax:

Es war schon am Ende der vergangenen Saison so, dass es Gerüchte gegeben hat. Damals hat mich das aber überhaupt nicht berührt, weil ich mich voll auf die schwierige Situation bei Rapid konzentriert habe. In der Sommerpause ist das Interesse dann immer größer geworden. Es hat einen Anruf von Ajax-Sportdirektor Marc Overmars gegeben und ich habe die Möglichkeit bekommen, um mir in Amsterdam alles anzusehen. Das ist schon allerhöchstes Niveau dort. Aber ich habe jetzt bei Rapid eineinhalb Jahre für meine Chance gekämpft und das ist mein Herzens-Verein. Da haut man nicht nach ein paar Spielen alles wieder hin. So etwas möchte ich nicht. Ich will mich jetzt hier beweisen.

seine Ziele mit Rapid und dem U21-Nationalteam:

Wir haben uns bei Rapid im Trainingslager als Mannschaft zusammengesetzt und unser Saisonziel besprochen. Dort konnte sich jeder einbringen, weil wir eine sehr ehrgeizige Gruppe haben. Wir wollen jedes Quartal unter die 'Top 3' kommen und haben uns damit ein klare Vorgabe gesetzt. Mit dem U21-Team konnte ich ja schon im Playoff gegen Spanien die Atmosphäre miterleben, wenn man ganz knapp vor einer Turnier-Teilnahme steht. Diesmal wollen wir es unbedingt schaffen, weil es historisch wäre. Das U21-Team hat sich ja noch nie für eine EM qualifiziert. Wir haben einen neuen Jahrgang mit Super-Möglichkeiten.

den EM-Erfolg der ÖFB-Frauen:

Ich muss sagen, dass ich am Ende selbst begeistert mit Freunden und Familie vor dem Fernseher gesessen bin. Man kann nur den Hut ziehen. Es ist schon unglaublich, wie eine Laura Feiersinger 'zangeln' kann. Da hätten manche in Männer-Mannschaften wohl ihre Probleme damit.

Mehr dazu:
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Christian Tragschitz

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