10.08.2017 11:30 Uhr

Drittes England-Jahr für Prödl ein Neustart

Sebastian Prödl muss sich nach einer persönlichen Top-Saison wieder neu beweisen
Sebastian Prödl muss sich nach einer persönlichen Top-Saison wieder neu beweisen

Sebastian Prödl steht vor einem Aufbruch ins Ungewisse. Der ÖFB-Verteidiger startet am Samstag gegen Liverpool in sein drittes Jahr bei Watford. Es wird eine Saison mit neuem Trainer, neuem System und alter Erwartungshaltung an sich selbst.

Der Steirer erlebt derzeit wieder einmal die Schnelllebigkeit des Fußballs. Im vergangenen Jahr noch Dirigent einer Dreier-Abwehr, unumstritten und von den Fans als Spieler des Jahres ausgezeichnet, schlägt unter Neo-Trainer Marco Silva wieder die Stunde Null. Zumindest fast. "Ich hoffe, dass mir persönlich die letzte gute Saison einen kleinen Kredit gegeben hat", erklärte Prödl und betonte: "Ich will weiterhin in diesem Zirkus eine Rolle einnehmen, die Spaß macht."

Das Gefühl der Sicherheit ist aber einer neuen Unsicherheit gewichen. In den letzten beiden Testspielen vor dem Ligastart gegen Liverpool am Samstag (ab 13:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) spielte der 30-Jährige nicht von Beginn an. "Ich glaube, dass aktuell niemand wirklich seine Position fix hat", sagte Prödl. Die Form der Mannschaft kann der Innenverteidiger ebenfalls schwer einschätzen. Aufgrund vieler noch verletzter Spieler konnte Watford nie vollzählig trainieren. "Ich habe keine Scheu, den Konkurrenzkampf anzunehmen, das ist 'part of the game'."

Neo-Coach Silva sei anders als Vorgänger Walter Mazzari. "Wir sind grundsätzlich von der Dreierkette weg hin zur Viererkette, haben eine andere Ausrichtung mit und gegen den Ball, spielen eine ganz andere Taktik", erklärte Prödl. Unter dem Portugiesen Silva, zuletzt bei Absteiger Hull City, soll offensichtlich vieles anders werden. Auch, dass Watford und Silva dieses Mal nichts mit dem Abstieg zu tun haben.

Abstiegskampf überstanden

In der Vorsaison schöpften Prödl und Co. ihr Potenzial vor allem in der Hinrunde aus. Auch nach 34 Runden standen die "Hornets" noch auf Platz zehn. Dann verletzten sich aber viele Leistungsträger. "Das konnten wir nicht auffangen. Zudem war im Verein irgendwie zu spüren, dass es mit Trainer Mazzari wahrscheinlich nicht weitergehen wird", verriet Prödl.

Unruhe und der Schlendrian machten sich im nord-westlich von London gelegenen Club breit. "Einige Spieler waren vielleicht nicht mehr mit dem hundertprozentigen Einsatz dabei." Das Ergebnis: Absturz auf Rang 17, der letztmögliche Platz vor dem Abstieg. Er selbst hätte sich auch in dieser Phase nicht hängen lassen. "Ich bin bei weitem nicht der beste Spieler im Verein, aber ich habe, denke ich, mit meiner Leistung, meinem Einsatz, meinem Commitment gezeigt, wie wichtig mir diese Aufgabe ist." Das sahen wohl auch die Watford-Fans so. Sie wählten keinen Offensivkünstler, sondern den Abwehrchef zum Spieler des Jahres.

Die Zeit, in der im Fußball viel über Rekordablösen und Kommerzialisierung geredet wird, in der der Rubel so stark rollt wie noch nie, ist selbst für einen "Profiteur" wie Prödl schwer verständlich. "Es ist ein Wahnsinn, welche Summen investiert werden, wie Vereine für den schnellen Erfolg künstlich aufgepäppelt werden. Auf die Nachhaltigkeit und die finanzielle Gesundung eines Vereins wird nicht mehr viel gegeben."

Da nimmt der ehemalige Spieler von Sturm Graz und Werder Bremen seinen, im Ligamaßstab kleinen Verein nicht aus. Auch wenn Prödl einschränkt: "Die einen sagen, es sind gerechtfertigte Summen. Für die anderen sind es unmoralische. Fakt ist, dass für die Vereine, die diese gewaltigen Summen ausgeben, wahrscheinlich alles leistbar ist." Den Kleinen in der Liga bliebe nichts anderes, als nachzuziehen. "Du bist wehrlos als kleiner Verein. Sonst wird die schon jetzt riesige finanzielle Kluft noch größer."

Auftakt gegen "Titelanwärter"

Dass finanzielle Potenz am Rasen nicht zwangsläufig siegt, will er gleich am Samstag im Heimspiel gegen "Titelanwärter" (Prödl) Liverpool beweisen. "Liverpool ist zu Beginn gleich ein richtig großes Brett. Ich kenne Jürgen Klopp schon aus Deutschland, die werden fit sein, die werden loslegen wie die Feuerwehr", erklärte Prödl.

ÖFB-Teamkollege Daniel Bachmann, der im Sommer von Stoke City als Ersatztorhüter zum Club stieß, habe sich gut integriert. "Er hat bereits jetzt, glaube ich, ein ganz anderes Ansehen als noch bei Stoke", erklärte Prödl. "Er wird jetzt am Anfang nicht spielen, aber er zeigt gerade im Training, dass er das Potenzial hat, einmal ein guter Premier-League-Torhüter zu werden."

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apa/red

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