03.08.2017 20:50 Uhr

ÖFB-Frauen scheitern im Elferkrimi

Ausgerechnet im Elfmeterschießen musste sich Österreichs Frauen-Nationalteam am Donnerstag im EM-Halbfinale in Breda Dänemark mit 0:3 geschlagen geben. Während gegen Spanien noch alle Spielerinnen sicher verwerteten, traf dieses Mal keine einzige ÖFB-Spielerin! Die Däninnen machten ihre Sache dagegen weit besser.

In den 120 Minuten zuvor, in denen die rot-weiß-roten Publikumslieblinge ihr Spiel weniger konsequent durchziehen konnten als sonst, fielen keine Tore. Sarah Puntigam hatte in der 13. Minute die große Chance zur Führung vergeben, als sie einen Elfmeter weit über die Latte setzte. Dieser Nackenschlag blieb auch im Elfmeterkrimi in Erinnerung, als Laura Feiersinger, Viktoria Pinther und Verena Aschauer allesamt scheiterten.

"Wir wissen, dass es zu Beginn des Spiels einen Krieg geben wird", kündigte Nils Nielsen am Tag zuvor an – und der dänische Nationaltrainer sollte Recht behalten. Einen offenen Schlagabtausch bekamen die 12.000 Zuseher in Breda zu sehen.

Nina Burger stellte sich mit einem Flachschuss nach einem Eckball-Schmäh vor, gerade noch konnte eine dänische Verteidigerin den Ball von der Linie kratzen. Auf der Gegenseite brannte es ebenso lichterloh, Star-Stürmerin Pernille Harder wurde allerdings gerade noch von Laura Feiersinger abgegrätscht. Die Strafstoß-Reklamationen verhallten im Wind.

Vergebener Elfmeter als ÖFB-Nackenschlag

Nur wenig später entschied Schiedsrichterin Kateryna Monzul aber doch auf Elfmeter. Aber für Österreich! Maja Kildemoes zog bei einem Distanzschuss von Verena Aschauer die Hand nicht weg, eine logische Entscheidung. Sarah Puntigam, die noch gegen Spanien im Elfmeterschießen den souveränen Schlusspunkt setzte, schnappte sich die Kugel – und setzte sie leider deutlich über die Latte.

Erstmals zeigte die ÖFB-Elf Nerven. Erstmals konnte Österreich dem Spiel nicht wie gewohnt den Stempel aufdrücken. Dänemark witterte die Unsicherheit, Sanne Troelsgaard-Nielsen probierte ihr Glück von der Strafraum-Ecke, die sonst sehr starke Torfrau Manuela Zinsberger verschätzte sich, konnte den Ball aber noch in höchster Not an die Latte lenken.

Kräfteraubende zweite Hälfte

Gerade als man den Eindruck hatte, dass Österreich wieder einen Weg zurück ins Spiel fand, kam der nächste personelle und moralische Rückschlag. Nicole Billa blieb nach einem überharten Einstieg am Mittelkreis liegen und schied mit Verdacht auf Mittelfußbruch aus. Skandalöserweise blieb die Pfeife der ukrainischen Schiedsrichterin Kateryna Monzul stumm.

Ins Spiel kam Nadine Prohaska. Ihre bereits dritte verletzungsbedingte Einwechslung in der ersten Hälfte. Mit dem 0:0 ging das äußerst unterhaltsame, aber harte Spiel in die Pause. Prinzipiell agierte Dänemark gegen das aggressive Angriffs-Pressing der ÖFB-Truppe gut, mit hohen Bällen wurden Nina Burger und Co. überbrückt. Nils Nielsen hatte aus der 2:4-Niederlage im Testspiel im Juli kurz vor der EM die richtigen Schlüsse gezogen.

Aber auch Österreichs Teamchef Dominik Thalhammer fand in der Halbzeit die richtigen Worte, denn Österreich wirkte nach Wiederanpfiff koordinierter. Gefährlich wurde dennoch nur Dänemark. Simone Sørensen verlängerte einen Kopfball von Nadia Nadim, die überzeugende Zinsberger rettete ihr Team aber mit einem Blitzreflex. Ebenso war "Rocket" zur Stelle, als Pernille Harder aus elf Metern völlig frei zum Schuss kam.

Das Spiel stand auf Messers Schneide. Beide Teams lieferten höchst konzentrierte Leistungen ab und leisteten sich keine Fehler. An der harten Gangart hielt Dänemark fest. Ganze drei Mal musste Team Dr. Ilow mit seinem Arztkoffer ausrücken, um Österreicherinnen zu verarzten. Torlos endeten auch die 90 Minuten. Eine weitere Verlängerung musste her.

Auch in der Verlängerung fallen keine Tore

Die ÖFB-Elf mobilisierte dabei die letzten Kräfte. Bis auf einen Distanzschuss von Viktoria Schnaderbeck und einen Volley von Katrine Velje verlief die erste Hälfte jedoch ohne Highlights. Nach dem letzten Seitenwechsel hatte Österreich Riesenglück, als Troelsgaard-Nielsen ihren Kracher vom Fünfereck haarscharf am Lattenkreuz vorbeihetzte.

Einige Herzschrittmacher verweigerten wohl auch in der 114. Minute ihren Dienst. Veje stoppte sich den Ball im Strafraum mit der Brust, aus der Drehung donnerte sie die Kugel drüber. Österreich wankte gewaltig. Den Schlusspunkt hätte Harder setzen können, ja müssen. Ihr Kopfball aus fünf Metern schlug neben dem Tor ein. Letztendlich war Thalhammer heilfroh, als die unsichere Schiedsrichterin nach 120 Minuten abpfiff.

Die gewohnte mentale Stärke geht verloren

Elferschießen stand zur Abwechslung wieder einmal am Stundenplan. Die ÖFB-Elf wirkte in der Vorbereitung weitaus angespannter als noch gegen Spanien. Nadia Nadim verstärkte das Gefühl mit einem fabelhaften Schuss ins Kreuzeck auch noch.

Laura Feiersinger trat für Österreich an – zirkelte ihren Schuss aber neben das Tor. Harder machte ihre Sache besser, Zinsberger kam zu spät. Auch bei Viktoria Pinther versagten die Nerven. Sofie Junge Pedersen hatte die Vorentscheidung am Fuß – doch dieses Mal war Zinsberger dran und parierte.

Die Chancen, die Sache wieder spannend zu machen vergab Verena Aschauer. Wieder war Stina Petersen nicht zu bezwingen. Simone Sörensen beendete mit ihrem satten Schuss ins Kreuzeck zum 3:0 dann endgültig die rot-weiß-roten Hoffnungen.

Der Traum vom EM-Finale ist ausgeträumt. Mit erhobenem Haupt kann Österreich dennoch nach Hause fahren. Das war ein großartiges Turnier. Platz drei ist der gerechte Lohn für ein tolles Team!

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Breda

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