27.07.2017 07:45 Uhr

"Ein großer Tag für Österreichs Fußball"

So sehen Gruppensieger aus
So sehen Gruppensieger aus

"Mir fehlen die Worte. Dass wir Gruppensieger vor Frankreich werden...davon hat niemand geträumt", strahlte Österreichs Torhüterin Manuela Zinsberger nach dem 3:0-Sieg gegen Island bei der Frauen-Europameisterschaft. Die Sensation ist Realität, die ÖFB-Truppe steht im Viertelfinale. Das muss man erst einmal sacken lassen.

"Das ist ein großartiger Tag für den österreichischen Frauenfußball. Das ist ein großer Tag für Österreichs Fußball überhaupt. Ich bin sehr stolz, es ist einfach großartig", jubelte auch Teamchef Dominik Thalhammer.

Im Vorfeld des Turniers bezeichnete er seine Auswahl als Raupe in der Metamorphose. "Jetzt hoffe ich, dass dieser schöne Schmetterling noch ein paar Tage länger fliegt."

"Was wir geschafft haben ist sensationell. Wir haben uns schon einiges vorgenommen, dass es aber so abläuft, das hätten wir uns nicht vorstellen können. Das ist wie ein Traum, das werde ich erst realisieren müssen", jubelte auch Nina Burger, die zur Spielerin des Spiels gewählt wurde.

Das 3:0 beruht wieder auf einer höchst disziplinierten Teamleistung – und auf groben Patzern der gegnerischen Torfrau. "Irgendwie leidet man da schon ein bisschen mit. Aber he, ich bin Österreicherin, keine Isländerin. Deswegen freut es mich schon, dass sie Fehler gemacht hat", grinste Zinsberger

Dolly-Buster-Lippe wird in Kauf genommen

Das 1:0 legte Guðbjörg Gunnarsdóttir Sarah Zadrazil direkt auf, auch beim 2:0 machte sie keine gute Figur. Offen war nur die Frage, ob Zadrazil oder Burger der Treffer zugesprochen wird. "Ich war dran, was danach passiert ist, weiß ich nicht", meinte Erstgenannte. "Ich hätte ihn ihr gegönnt, aber ich habe den Ball berührt", löste Burger das Rätsel auf.

Dennoch war vor allem in der Anfangsphase nicht einfach, gegen Isländerinnen zu agieren, die nichts mehr zu verlieren hatten – und obendrein ganz schön hart zur Sache gingen. "Dieses Mal haben wir aber keine Verletzungen davon getragen", versicherte Thalhammer. Stimmt fast, aber nicht ganz.

"Ich hab eine kleine Dolly-Buster-Lippe von einem Ellbogen davongetragen", kam aus dem geschwollenen Mund von Zinsberger. "Aber wenn's nur das ist..." Schließlich heißt es doch "Aber scheiß drauf, Holland ist nur einmal im Jahr". Die inoffizielle Hymne, leicht abgeändert vom Mallorca-Poeten Peter Wackel, wurde mittels Polonaise durch den Interviewbereich getragen.

Die richtige Party stieg aber erst auf der Heimfahrt. "Wir sind bekannt dafür, dass wir im Bus die Sau raus lassen, wenn wir ein gutes Spiel gemacht haben", lachte Nicole Billa. Hinter ihr drängten sich bereits Sarah Puntigam mit rot-weiß-rotem Cowboyhut und Verena Aschauer mit einer Österreich-Flagge um die Schultern vorbei.

Das wichtigste Utensil dabei ist die Discokugel-Soundmachine. Unfreiwillig gesponsert vom SKN St. Pölten. "Die verwenden wir immer bei uns im Verein, ich hab sie mitgenommen. Erst hier bin ich draufgekommen, dass ich gar nicht gefragt habe. Hoffentlich bekomme ich deswegen keinen Ärger", gestand Jasmin Eder.

Island-Coach wagt Prognosen

Der nächste Gegner steht noch nicht fest. Wenn man der Wahrscheinlichkeitsrechnung glauben kann, wird es Spanien werden. "Spanien? Das liegt ihnen. Das werden sie gewinnen. Ich kann zu Österreich nur sagen 'Geht raus und macht es'", meinte Freyr Alexandersson. Der enttäuschte Trainer von Island präsentierte sich noch als Fan von Österreich.

"Sie haben große mentale Stärke und sie werden toll gecoacht. Ich bin beeindruckt und ich freue mich, dass sie sogar noch stärker werden", streute er weitere Rosen.

"Ein netter Kerl. Natürlich, wenn man im Viertelfinale steht, dann will man vielleicht sogar mehr. Daran werden wir arbeiten", lachte Thalhammer. Na dann, an die Arbeit.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Rotterdam

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