23.07.2017 08:27 Uhr

Basler exklusiv: "Für Götze wird es schwierig"

Mario Basler kann sich eine Rückkehr auf die Trainerbank sehr gut vorstellen
Mario Basler kann sich eine Rückkehr auf die Trainerbank sehr gut vorstellen

Mario Basler blickt auf eine rund 15 Jahre lange und bewegte Karriere im deutschen Profifußball zurück. Nach seiner aktiven Zeit war der 48-Jährige unter anderem schon bei Jahn Regensburg, Eintracht Trier und Rot-Weiß Oberhausen als Trainer tätig.

Im zweiten Teil des großen Exklusiv-Interviews spricht Kult-Kicker Mario Basler mit weltfussball über seinen Ex-Klub Werder Bremen, das Comeback von Mario Götze und seine Rückkehr auf die Trainerbank.

Mit Werder Bremen hat einer Ihrer Ex-Vereine zuletzt toll die Kurve bekommen und die Bundesliga als viertbestes Rückrunden-Team abgeschlossen. Was trauen Sie Werder mit Cheftrainer Alexander Nouri in der bevorstehenden Spielzeit zu?

Ich bin mit Prognosen gerade bei Werder Bremen sehr vorsichtig. Es wird sicher erneut keine einfache Saison in Bremen. Es konnte nicht viel investiert werden, im Gegenzug haben sie sogar wichtige und gute Stammspieler verloren. Ich kann es mir durchaus vorstellen, dass Werder eine ähnlich harte Saison vor sich hat, wie es die abgelaufene war. Die letzte Rückrunde war toll, die haben sie top gespielt. Ich drücke den Bremern natürlich die Daumen, dass sie wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. Im Moment sehe ich das aber noch nicht.

Wie schwer fällt Ihnen denn eine Prognose, was RB Leipzig in der kommenden Saison anbelangt? Die Roten Bullen haben das erste Mal die Dreifachbelastung zu bewältigen und haben mittlerweile ein ganz anderes Standing in der Bundesliga als noch im Aufstiegsjahr.

RB hat zweifelsohne großes Potenzial. Ralf Rangnick wird vielleicht noch den einen oder anderen Spieler verpflichten und Leipzig in der Breite noch besser aufstellen. Die Dreifachbelastung wird hochinteressant - auch für die Spieler, die diesen Rhythmus so noch gar nicht kennen. Die Vorfreude, in der Champions League zu spielen, wird bei jedem Einzelnen enorm groß sein. Da freuen sich alle drauf, das wird RB erst mal weiter beflügeln. Ob die Leipziger in der Bundesliga dann auch wieder für so große Furore sorgen können, versehe ich mal mit einem Fragezeichen. Insgesamt traue ich Leipzig in den nächsten Jahren aber sehr, sehr viel zu.

Im Rückblick auf Ihre eigene Karriere: Wie groß war die Lust bei Ihnen damals auf die vielen englischen Wochen mit Meisterschaft, Europapokal und DFB-Pokal wirklich?

Naja, für mich war es immer schön, in drei Wettbewerben zu spielen; denn dann mussten wir ja weniger trainieren (lacht)! Je mehr Spiele wir hatten, desto weniger Zeit blieb, um auf dem Trainingsplatz zu arbeiten. Als Fußballer willst du ja spielen. Gerade, wenn sich die Bundesliga mit der Champions League abwechselt, gibt es ja für dich als Fußballer nichts Schöneres. Von daher ist die Freude auch auf viele Spiele in der Saison bestimmt bei allen auch in Leipzig da. 

Vor ein paar Tagen hat Mario Götze nach über fünf Monaten Pause sein Comeback für Borussia Dortmund gefeiert. Was ist von Götze nach seiner Erkrankung in der kommenden Spielzeit unter neuem Trainer zu erwarten?

Ich glaube, dass es für Mario sehr schwierig wird. Nach einer so langen Ausfallzeit ist es immer schwierig, wieder reinzukommen. Da muss man abwarten. Der Vorteil für ihn ist, dass mit Peter Bosz ein neuer Trainer da ist. Unter Tuchel hätte es wohl keine großen Einsatzzeiten mehr gegeben. Aber unter dem neuen Trainer bekommt er sicher noch einmal eine realistische Chance. Wenn ich aber sehe, wie Borussia Dortmund auch auf diesen Positionen besetzt ist, denke ich schon, dass es eine schwierige Saison für ihn wird. Er muss fit werden, fit bleiben und braucht Spielpraxis. Ob er die letztlich bekommt, ist immer die entscheidende Frage. Bei großen Vereinen wie dem BVB werden keine großen Experimente gemacht, auch nicht bei Mario Götze.

In der nächsten Saison wird es außerdem erstmals zum Einsatz des Videobeweises in der Bundesliga kommen…

Da freuen wir uns doch alle drauf! Endlich ist er doch da, der Videobeweis! Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen: Ich bin froh, dass es den Videobeweis nun gibt. Es wird gewisse Entscheidungen geben, die auf diesem Wege endlich geklärt werden können. Natürlich gibt es noch Situationen, in denen der Videobeweis noch für etwas Aufregung sorgt, wie wir beim Confed Cup gesehen haben. Das muss sich jetzt alles einspielen und man darf nicht wieder sofort alles verurteilen, wenn mal etwas nicht direkt klappt. Ich bin froh, dass der Videobeweis kommt und glaube, dass er sich durchsetzen wird. Es geht heutzutage im Fußball einfach um zu viel. Man kam um den Videobeweis einfach nicht mehr drum herum.

Wir steuern in der kommenden Saison schon wieder auf die nächste Weltmeisterschaft 2018 in Russland entgegen. Mit dem U21-EM-Titel und dem Confed-Cup-Erfolg im Rücken: Ist die Nationalmannschaft bereit für die Titelverteidigung im kommenden Jahr?

Wenn man ehrlich ist, hat den Confed Cup im Vorfeld niemanden interessiert. Erst durch den Erfolg ist er spannend geworden. Die Spieler haben sich da gezeigt und auf sich aufmerksam gemacht, auch bei der U21. Deswegen wird Jogi [Joachim Löw, Anm. d. Red.] wahrscheinlich ein paar Kopfschmerztabletten brauchen, bevor er seinen Kader bekannt gibt. Aber das ist ja alles positiv für den deutschen Fußball. Für den Bundestrainer ist es eine total angenehme Situation, eine so große Auswahl an tollen Fußballern zu haben. Wir können 2018 völlig entspannt zur WM fahren und ich glaube auch, dass wir mit diesem Potenzial, welches wir einfach haben, wieder eine ganz große Rolle spielen können.

Diese Konstellationen lassen sich mit den Verhältnissen zu Ihrer Zeit ja auch gar nicht mehr vergleichen oder?

Nein, auf gar keinen Fall. Es war aber früher meiner Meinung nach sogar ein bisschen schwieriger, in die Nationalmannschaft zu kommen. Wenn du heutzutage in der Bundesliga drei gute Spiele machst und zweimal das Tor triffst, schreit jeder Journalist in Deutschland: "Das ist doch einer für Jogi!" Vor 20 Jahren hat sich so ein Turnierkader schon fast von selbst aufgestellt. Da musstest du dich erst einmal ein halbes Jahr lang etablieren und überragende Leistung zeigen, damit du überhaupt in das vorläufige Aufgebot reingerutscht bist.

Sie sind in den letzten Jahren in der Öffentlichkeit sehr präsent durch die Teilnahme an verschiedensten TV-Formaten. Wann geht es denn für Sie selbst wieder zurück auf die Trainerbank?

Ich würde natürlich schon gerne auf die Trainerbank zurückkehren, das ist gar keine Frage! Da liegt auch nach wie vor das Hauptaugenmerk drauf. Aber es ist ja immer so, dass man Angebote braucht und die dann auch passen müssen. Ich habe mehrere Angebote gehabt, die ich dann – nach internen Gesprächen und reiflicher Überlegung -  abgelehnt habe. Wenn, dann muss es etwas Vernünftiges sein! Ansonsten bin ich mit meinen Werbepartnern sehr ausgelastet. Ich sitze also nicht zu Hause vor dem Telefon und warte, bis mal ein Trainer entlassen wird. Mein Management und ich sind auf jeden Fall offen für dementsprechende Angebote. Es ist für mich gut vorstellbar, im Bereich Sportdirektor/Berater oder natürlich als Trainer wieder aktiv zu werden.

Hier geht's zu Teil I des großen Exklusiv-Interviews: Mario Basler über China-Reisen der Bundesligisten, einen möglichen Aubameyang-Wechsel und die neue Rolle von Thomas Müller.

Das Interview führte Mats-Yannick Roth 

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