05.07.2017 13:22 Uhr

Rangers beschimpft, No-Names bejubelt

Die Glasgow Rangers sind in der Europa-League-Quali krachend gescheitert
Die Glasgow Rangers sind in der Europa-League-Quali krachend gescheitert

Der schottische Rekordmeister Glasgow Rangers hat sich im Europacup bis auf die Knochen blamiert und ist gegen einen echten Fußball-Zwerg ausgeschieden.

Als die Europacup-Helden des luxemburgischen "Dorfklubs" Progrès Niederkorn auf den Höhepunkt ihrer Siegesparty zusteuerten, flüchtete Glasgow Rangers in Schimpf und Schande vom Ort der historischen Demütigung. Hunderte aufgebrachter Glasgow-Fans bedrängten den Teambus bei der Abfahrt, sie bepöbelten die Spieler und forderten den Rücktritt von Teammanager Pedro Caixinha, der erst seit März im Amt ist.

"Irgendeine Chance, dass wir hier rauskommen, ohne dass der Bus verdammt nochmal zerschlagen wird?", schrieb Ersatztorhüter Liam Kelly auf ein Bild mit wütenden Anhängern, das er auf Snapchat postete. Das Fahrzeug konnte irgendwann unbeschadet seinen Weg fortsetzen, sportlich erlebte der schottische Rekordmeister im Rückspiel der ersten Qualifikationsrunde zur Europa League aber einen Totalschaden.

Schadenfreude auf der Insel

Die 0:2-Pleite (Hinspiel 1:0) am Dienstag im Luxemburger Stade Josy Barthel besiegelte das sensationelle Aus des früheren Europacupgewinners gegen Progrès aus der 5500-Einwohnerstadt Niederkorn. "Eine schwarze Nacht für Schottland", schrieb die "Scottish Sun", und Ex-Profi Tam McManus twitterte: "Rangers, ich befürchte, das wird als das peinlichste Europa-Ergebnis in die Geschichte des schottischen Fußballs eingehen. Unfassbar."

Den Spott vom Nachbarland England gab es für die Schotten umsonst. Die Rangers verlieren "nicht gegen Luxemburg, sondern gegen einen Klub in Luxemburg. Nicht gegen das beste Team in Luxemburg, sondern gegen das viertbeste Team in Luxemburg", twitterte Ex-Nationalspieler Gary Lineker mit erkennbarer Schadenfreude.

Auch der frühere England-Legionär Dietmar Hamann konnte sich einen spottischen Kommentar nicht verkneifen. Der 59-malige Nationalspieler witzelte in Anspielung an das bei den Rangers kürzlich ausgesprochene Trageverbot von grünen Fußballschuhen, weil das die Klubfarbe von Erzrivale Celtic sei: "Hat der neue Boss nur grüne Schuhe verboten oder alle Schuhe?"

Erinnerungen an RB Salzburg

Coach Caixinha übernahm "die volle Verantwortung" für das Desaster, der Portugiese dachte aber keine Sekunde an Rücktritt. Er will den Traditionsklub, der nach dem Zwangsabstieg 2012 in die vierte Liga wegen der Insolvenz ihrer Betreibergesellschaft mittlerweile wieder erstklassig ist, weiter zu altem Glanz verhelfen.

Glasgows früher K.o. ist gerade deshalb schmachvoll und erinnert an das Scheitern von RB Salzburg in der Champions-League-Qualifikation vor fünf Jahren gegen F91 Düdelingen aus Luxemburg. Der Marktwert aller Niederkorner Spieler beträgt gerade mal 1,73 Millionen Euro, so viel Geld hat bei den Rangers allein der portugiesische Innenverteidiger Fábio Cardoso in diesem Sommer gekostet.

"Sensationell, fantastisch, beeindruckend"

Cardoso ließ sich aber wie seine Nebenmänner von den luxemburgischen Halb-Profis düpieren. Die Tore zum ersten Sieg auf internationaler Bühne für Niederkorn erzielten Emmanuel Francoise (66.) und Sebastien Thill (75.), Bruder von Ausnahmetalent Vincent Thill (17), an dem auch Bayern München Interesse haben soll.

Auch ein Deutscher hatte Anteil an dem Coup: Maximilian Watzka, der im Januar von Viktoria Berlin nach Niederkorn gewechselt war, machte im zentralen Mittelfeld die Räume dicht.

"Sensationell, fantastisch, beeindruckend", schrieb das "Luxemburger Wort". Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel gratulierte via Twitter: "Der Traum von der Europa League ist ein Stück näher gekommen." Progrès trifft in der 2. Runde auf den Sieger der Paarung St. Joseph's FC/Gibraltar gegen Apollon Limassol/Zypern.

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