24.06.2017 07:49 Uhr

"Dollarumma": Vom Wunderkind zum Prügelknaben

Vom Wunderkind zum Prügelknaben: Gianluigi Donnarumma
Vom Wunderkind zum Prügelknaben: Gianluigi Donnarumma

Wenn die deutsche U21 am Samstag (ab 20:45 Uhr im Liveticker) im abschließenden Gruppenspiel der EM auf Italien trifft, steht der jüngste Spieler bei den Südeuropäern ganz besonders im Fokus: Gianluigi Donnarumma. Der 18-Jährige wurde innerhalb weniger Wochen vom Wunderkind zum Prügelknaben einer ganzen Nation.

33 Minuten waren am ersten Spieltag der U21-EM in Polen zwischen Italien und Dänemark gespielt, als die italienischen Fans für einen Eklat sorgten. Sie bewarfen ihren Torhüter Gianluigi Donnarumma mit nachgemachten Dollar-Noten. Zudem rollten sie ein Plakat mit der Aufschrift "Dollarumma" aus. 

Dem Keeper des AC Mailand rang die Aktion äußerlich zwar nur ein müdes Lächeln ab. Jedoch zeigte er sich im darauf folgenden Spiel bei der überraschenden 1:3-Niederlage gegen Tschechien fahrig und verschuldete ein Gegentor.

Der Geldwurf von Krakau stellt den bisherigen Höhepunkt einer Auseinandersetzung dar, die einst als große Liebe startete. 

Debüt in der Serie A mit 16, für die Squadra Azzurra mit 18 

Donnarummas Erfolgsgeschichte begann im Oktober 2015, als der damals 16-Jährige beim 2:1 Heimsieg des AC gegen Sassuolo Calcio als jüngster Spieler aller Zeiten in der Serie A debütierte. Fortan setzte Milans damaliger Trainer Siniša Mihajlović auf das Top-Talent. Und Donnarumma zahlte das Vertrauen zurück- In seiner Debütsaison kassierte er in 30 Einsätzen lediglich 29 Gegentore.

Die Vergleiche zu Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon ließen naturgemäß nicht lange auf sich warten. Spätestens, als Donnarumma am 1. September 2016 im Alter von 18 Jahren für die Squadra Azzurra debütierte, wurde "Gigio" zum Nachfolger des großen "Gigi" auserkoren.

Die Top-Leistungen des Youngsters sorgten dafür, dass die heißblütigen Milan-Fans ihren Keeper tief in ihr Herz schlossen. Zudem identifizierte sich Donnarumma öffentlich mit dem Verein. "Jeder weiß, dass ich gerne bei Milan bleiben will. Diese Farben gehören mir", sagte der Teenager noch Mitte Juni gegenüber der "GQ". Donnarumma galt als Versprechen auf eine bessere Zukunft für den mittlerweile ins Serie-A-Mittelfeld abgestürzten Traditionsverein. 

Morddrohungen für den Youngster

Seitdem ist viel passiert. Wenige Tage nach dem vermeintlichen Bekenntnis nahm das moderne Fußball-Märchen um den jungen Torwart eine ebenso unerwartete wie unschöne Wendung.

Donnarummas berüchtigter Berater Mino Raiola teilte Milan mit, dass sein 18-jähriger Schützling den 2018 auslaufenden Vertrag bei den Rossoneri nicht verlängern wird.

Als Grund nannte Raiola mangelnde Wertschätzung seitens des Vereins. "Gigio hat nie finanzielle Ansprüche gestellt. Aber wenn Milan ihn wirklich als Topspieler ansieht, warum bieten sie Morata und Aubameyang dann das Doppelte und Dreifache?", sagte der Agent.

Die enttäuschten Tifosi reagierten geschockt: Ihr einstiger Held, ihr Versprechen auf eine goldene Zukunft, wie alle anderen auch nur hinter dem Geld her?

Fans aus ganz Italien solidarisierten sich mit den Mailänder Anhängern. Über die sozialen Netzwerke beschimpften sie den in Ungnade gefallenen Teenager. Sogar Morddrohungen gab es laut Raiola. Schnell war der Begriff "Dollarumma" geboren. Der Shitstorm gipfelte im Geldwurf von Krakau.

Wie es Donnarumma inmitten dieser Anfeindungen geht, ist unklar. Der Umstrittene selbst äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den Anfeindungen. 

Donnarumma-Entdecker attackiert den Youngster

Einer, den das ganze Theater um den jungen Torhüter nicht überrascht, ist Donnarummas Entdecker Giocondo Martorelli. "Die Warnsignale, dass man sich auf ihn nicht verlassen kann, waren schon früh erkennbar", wird der Scout vom britischen "Mirror" zitiert.

Zur Begründung seiner Ansicht plaudert Martorelli aus dem Nähkästchen. Der Scout wollte den damals 14 Jahre alten Donnarumma 2013 ausgerechnet an Milans Stadtrivalen Inter vermitteln.

Nach zahlreichen Probetrainings und positiven Gesprächen einigten sich die Nerazzurri mit den Eltern des Torhüters mündlich auf einen Vertrag. Nur einen Tag später habe Donnarumma bei Milan unterschrieben, so Martorelli - ohne Inter vorzuwarnen.

Wohin zieht es Donnaruma?

Wohin die Reise für Donnarumma nun geht, ist unklar. Der nächste Klub des Keepers könnte Real Madrid heißen. Das Talent habe den Königlichen bereits eine mündliche Zusage gegeben, berichtet die "Marca". Allerdings gilt auch Manchester United als Kandidat auf eine mögliche Verpflichtung

Ein Verbleib bei seinem Jugendklub scheint Stand jetzt nahezu ausgeschlossen. Auch wenn "Sky Italia" von einer "Charme-Offensive" von Milans-Geschäftsführer Marco Fassone berichtet, der das Juwel unter allen Umständen in der Modestadt halten will.

Der große Verlierer im Transfer-Theater könnte neben Donnarumma die italienische U21 werden. Denn ohne ihren Keeper in Topform droht den "Azzurrini" am Samstag gegen Deutschland das Aus in der Gruppenphase.

Timo Schäfers

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