01.06.2017 14:10 Uhr

Rampenlicht: Ex-Bayern-Flop feiert "Wunder"

Edson Braafheid (l.) spielte einst für Bayern München
Edson Braafheid (l.) spielte einst für Bayern München

Viele bekannte Gesichter spielen oder trainieren weitgehend unbeachtet von der Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball nach Ungarn, wo sich zwei deutsche Coaches ein heißes Pokal-Finale lieferten. In Dänemark geht ein früherer Juniorennationalspieler erfolgreich auf Torejagd. Ein ehemaliger Bayern-Flop feierte ein "Wunder" in den Niederlanden.

Als der entscheidende Elfmeter von Vladan Čukić im Netz zappelte, gab es kein Halten mehr. Die Spieler von Ferencváros stürmten den Platz und feierten ausgelassen den dritten Pokalsieg in Serie. Mittendrin Erfolgscoach Thomas Doll, der mit dem 5:4 über Vasas Budapest auch das deutsche Trainerduell mit Michael Oenning für sich entschied.

Die ungarische Hauptstadt scheint ein Ort zu sein, an dem deutsche Trainer glücklich werden. Sowohl Doll als auch Oenning hatten der Bundesliga nach gescheiterten Engagements den Rücken gekehrt.

Oennings Laufbahn als Cheftrainer begann verheißungsvoll. Nach zwei Siegen im Relegationsduell mit Cottbus stieg er mit Nürnberg in die Bundesliga auf. Nur ein halbes Jahr später stand der Club allerdings auf einem Abstiegsplatz. Oennings Zeit in Franken war abgelaufen. Sechs erfolglose Monate beim HSV später legte der heute 51-Jährige dann eine vierjährige Pause ein, in der er nicht mehr als Trainer arbeitete.

Anfang 2016 heuerte Oenning bei Vasas an und führte den Aufsteiger in seiner ersten Saison zum Klassenerhalt. In der laufenden Spielzeit schaffte er mit dem Hauptstadtklub sensationell den Sprung in die Qualifikation zur Europa League. Seither wird der Coach von den Fans des Arbeiterklubs gefeiert.

Doll einst beim BVB zurückgetreten

Die Sympathien der Anhänger von Ferencváros genießt Doll schon länger. Über Zwischenstopps bei Gençlerbirliği in der Türkei und dem saudischen Klub Al Hilal gelangte er 2013 zum ungarischen Rekordmeister - ein Glücksgriff für beide Seiten.

Der jüngste Pokaltriumph war bereits der dritte in Folge. Letztes Jahr gipfelte Dolls Schaffen bei den "Fradi" in der ersten Meisterschaft nach zwölf Jahren.

In der Bundesliga hatte Doll zunächst die Geschicke des Hamburger SV geleitet, für den er einst selbst die Schuhe geschnürt hatte. 2006 erreichte er mit dem Bundesliga-Dino Platz drei. Wenig später verließ er den HSV und übernahm bei Borussia Dortmund. Nach einer durchwachsenen Spielzeit trat Doll im Sommer 2008 trotz laufenden Vertrags zurück.

Pourie ballert Randers Richtung Europa

Mit Marvin Pourie steht ein weiterer Deutscher ebenfalls kurz vor einem Erfolg. Der Mittelstürmer ist mit dem dänischen Klub FC Randers auf dem besten Wege, in die Europa League einzuziehen. Am Donnerstagabend steigt das Entscheidungsspiel gegen den FC Midtjylland.

Dass der Verein aus der ostdänischen Hafenstadt überhaupt um Europa spielt, hat er vor allem Pourie zu verdanken. Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler schoss Randers in der ersten K.o-Runde im Alleingang zum 2:0-Sieg in Aalborg.

Am Wochenende im Rückspiel der zweiten Runde gegen Odense (2:0) erzielte er den wichtigen Führungstreffer. Insgesamt gelangen Pourie in dieser Spielzeit schon zehn Tore.

In Deutschland galt Pourie bei seinen Stationen bei 1860 München, der TuS Koblenz und Schalke 04 als schwieriger Charakter. Trotz großen Talents absolvierte der Angreifer nie ein Bundesligaspiel. Wiederholte Eskapaden gipfelten in München in einer Schlägerei mit seinem Teamkameraden Torben Hoffmann.

Auch im Ausland hielt es den Wandervogel bisher nirgends lange. Nach Gastspielen in Belgien und Russland ist Randers bereits Pouries vierte Station in Dänemark. Sein Vertrag läuft nach dieser Spielzeit aus. Für eine Verlängerung sammelt der beidfüßige Knipser gerade gute Argumente.

Braafheid Teil des "Wunders von Utrechts"

Edson Braafheid hat die Qualifikation für die Europa League bereits geschafft. Der 34 Jahre alte Holländer musste mit dem FC Utrecht einen 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel gegen AZ Alkmaar aufholen.

Durch ein 3:0 in der regulären Spielzeit des Rückspiels am Sonntag rettete sich Utrecht in die Verlängerung und später ins Elfmeterschießen. Dort machten Braafheid und Co. das Wunder perfekt.

Der Routinier war zu Saisonbeginn zurück nach Utrecht gekehrt. Dort war sein Stern vor 14 Jahren aufgegangen. 2010 als Wunschspieler seines Landsmanns Louis van Gaal zum FC Bayern gekommen, konnte der in Surinam geborene Defensivspezialist im deutschen Oberhaus nie die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen.

Für den Rekordmeister lief der Linksfuß in zwei Spielzeiten ganze zwölf Mal auf. Nach nur einem Jahr wechselte er zu 1899 Hoffenheim. Auch dort konnte er sich nicht nachhaltig durchsetzen.

Ob Braafheid dem FC Utrecht über die Saison hinaus als aktiver Spieler erhalten bleibt, ist fraglich. Der Vertrag des 34-Jährigen läuft aus. Womöglich übernimmt der 10-fache Nationalspieler ab dem Sommer eine andere Position im Klub.

Lennart Wegner

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