27.04.2017 19:25 Uhr

Honda fährt zurück - Horn will bleiben

Vorerst kein reges Japaner-Aufkommen mehr in der Waldviertler Volksbank Arena
Vorerst kein reges Japaner-Aufkommen mehr in der Waldviertler Volksbank Arena

Obwohl Hauptgeldgeber Honda sein Engagement deutlich zurückfährt, hat der SV Horn um die Lizenz für die kommende Saison in der Erste Liga angesucht. Das gab der abstiegsgefährdete Tabellen-Neunte am Donnerstag bekannt. Von der Champions League träumt im Waldviertel jedoch niemand mehr, bestätigte Horn-Obmann Rudolf Laudon, vielmehr seien "alte Stärken" und die "regionale Basis" wieder en vogue.

Eigentlich hätte man ja in drei Jahren in Europas Königsklasse spielen sollen. Zumindest wenn es nach den 2015 ventilierten Plänen von "Honda Estilo", dem Familienunternehmen des japanischen Milan-Stars Keisuke Honda, geht. Doch weil die Erwartungen des Investors offenbar nicht ganz erfüllt wurden, zieht sich dieser nun zum Teil zurück. So seien den Japanern etwa die "strengen Bestimmungen der Bundesliga" ein Dorn im Auge gewesen, verlautbarten die Niederösterreicher.

"Eine Partnerschaft bleibt aber bestehen", erklärte Laudon. So werde etwa Keisukes Cousin Youji, die japanische Hälfte des Obmann-Duos (viele Ämter im Verein waren bisher doppelt besetzt), weiterhin in Horn werken."Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Honda in Zukunft das Engagement wieder verstärkt."

Laudon ist ziemlich sicher, dass man auch in der Saison 2017/2018 in Österreichs zweithöchster Spielklasse antreten wird - vorausgesetzt der Klassenerhalt auf sportlicher Ebene gelingt. Bereits am Freitag könnte die Liga die Lizenz-Entscheidung in erster Instanz bekanntgeben.

"Vielleicht erst in zweiter Instanz"

"Ich sehe kein großes Problem mit der Lizenz, auch wenn wir sie vielleicht erst in zweiter Instanz bekommen", meinte Laudon, der auf das "relativ späte" Einreichen von manchen Unterlagen verwies. Dies wiederum sei auf die internen Diskussionen über die zukünftige Ausrichtung des Vereins zurückzuführen. Auch ein freiwilliger Rückzug in die Regionalliga Ost sei im Raum gestanden.

Nun aber wolle man es mit einem hauptsächlich aus jungen, österreichischen Akteuren bestehenden Kader doch wieder versuchen. "Konsolidieren und neu aufstellen", wie es Laudon nannte. In seiner Presse-Ausendung sprach der SV Horn von "mehr wirtschaftlicher und organisatorischer Autonomie" sowie einer Rückbesinnung auf "gelebte Regionalität", "Bodenständigkeit", "Ehrenamt" und "nachhaltiger Jugendarbeit". Noch ohne Honda-Gelder war Horn 2012 erstmals in den Profi-Fußball aufgestiegen und nach einem Jahr Regionalliga im Sommer 2016 wieder in die zweite Liga zurückgekehrt.

Laudon sieht die vergangenen zwei Jahre als interessant und lehrreich - nicht zuletzt in kultureller Hinsicht. "Wir haben uns ja nicht mit Verbrechern ins Bett gelegt, sondern sind eine Partnerschaft mit einem in Europa sehr renommierten Profi eingegangen. Das war eine richtige Entscheidung, die ich so wieder machen würde", betonte Laudon.

Die hochtrabenden Ziele seien stets von Partnerseite gekommen. Dass Horn das Potenzial zu Höherem hat, davon ist Laudon weiterhin überzeugt. "Das Ziel Bundesliga ist nach wie vor in unseren Köpfen drinnen. Das ist so unrealistisch nicht."

Im Waldviertel historisch nur im Schatten des KSC

Der Sportverein Horn ist ein am 21. Oktober 1922 gegründeter Traditionsverein aus dem Waldviertel. Die Blau-Weißen durften sich 2012 und 2016 jeweils über den Meistertitel in der Regionalliga Ost freuen, dazu stand man in jüngerer Vergangenheit 1991, 1998 und 2007 jeweils als Champion der 1. NÖ Landesliga fest.

Größter Erfolg der Vereinsgeschichte ist jedoch der Sieg des österreichischen Fußball-Cups in der Saison 2007/08 (eigentlich ÖFB-Amateurcup 2007/08). Durch die Heim-EM 2008 verzichteten alle 22 Profimannschaften der Bundesliga und der Ersten Liga auf Empfehlung des ÖFB auf ihre Teilnahme. Jedoch handelte es sich gerade bei den führenden verbliebenen Teams meist nicht um Amateure. Eine typische österreichische Lösung also.

Der SV Horn, der 1989 bereits den Sieg des Niederösterreichischen Fußballcups gefeiert hatte, holte sich nach einem Finalerfolg gegen den SV Feldkirchen aus Kärnten den Cup.

Traditionell steht Horn jedoch im Waldviertel klar im Schatten der Nummer eins in der Region: Der Kremser SC verfügt über mit Abstand die größte Fanbasis im nördlichen Niederösterreich. Holte 1988 gegen den von Starcoach Ernst Happel betreuten FC Tirol sensationell den Sieg im ÖFB Cup, spielte im Europacup, im Oberhaus und hatte speziell beim Derby gegen VSE St. Pölten oder Gastspielen von Rapid noch zu alten Staatsliga-Zeiten Rekord-Besuche in der Wachau.

Am 23. September 1956 feierte der Kremser Sportclub bei seiner ersten Saison gemeinsam mit den österreichischen Topvereinen vor 32.000 Zuschauern (!) auf der Hohen Warte (es gab damals eine Doppelveranstaltung mit Vienna gegen Rapid) einen umjubelten 2:0-Sensationssieg gegen die Wiener Austria. Treffer der Ex-Rapidler Karl Domnanich und Adalbert Kaubek ließen den grün-weißen und schwarz-weißen Anhang gemeinsam jubeln.

Tragische Management-Fehler ließen den KSC jedoch weit ins Unterhaus abstürzen. Aktuell führt der Kremser SC jedoch die Tabelle in der 1. NÖ Landesliga an und kämpft um den Aufstieg in die Regionalliga Ost. Ein Derby Horn gegen KSC oder Zwettl würde weit mehr Besucher anlocken als Spiele gegen Austria Lustenau, Wattens oder Kapfenberg. Aber vielleicht lernt man beim SV Horn ja aus seinen Fehlern. 

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apa/ct

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