27.04.2017 11:03 Uhr

Pep vs. Mou: Das Derby der Enttäuschten

José Mourinho (l.) trifft im Manchester-Derby auf Pep Guardiola
José Mourinho (l.) trifft im Manchester-Derby auf Pep Guardiola

Zu Saisonbeginn wurden Pep Guardiola und José Mourinho in Manchester als Heilsbringer empfangen. Vor dem zweiten Liga-Derby zwischen City und United am Donnerstag (ab 21:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) ist die Bilanz der beiden Star-Trainer aber weitgehend ernüchternd. Für die Erzfeinde steht im direkten Duell einiges auf dem Spiel.

Pep Guardiola saß unruhig hinter seinem Pult. Der City-Teammanager nestelte nervös am Reißverschluss seiner Trainingsjacke, rieb sich die Augen und kratzte sich den Fünf-Tage-Bart. Journalistenfragen beantwortete er so kurz und knapp wie möglich. Die Anspannung auf der Pressekonferenz vor dem Derby gegen United war geradezu greifbar.

Dann sprach der Spanier über seine vorläufige Saison-Bilanz. "Die Erwartungen in diesem Klub sind extrem hoch, man soll alle möglichen Titel gewinnen – und das haben wir nicht geschafft" sagte der 46-Jährige. Von seinem Arbeitgeber erwartet Guardiola kein Lob. "Wenn sie nicht glücklich sind, kann ich das vollkommen verstehen."

Mit sich und seiner Mannschaft zeigte sich Guardiola aber zufrieden. "Meine Saison war gut", erklärte er. Und: "Ich bin glücklich hier. Ich war die ganze Saison glücklich, mit allen Höhen und Tiefen.“

Erste Saison ohne Titel für Pep

Nach dem Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen Monaco und dem Pokal-K.o. bei Arsenal vergangene Woche wird Guardiola Ende der Saison erstmals in seiner Trainerlaufbahn keinen Titel feiern. Zur Schadensbegrenzung bleibt dem Ex-Bayern-Coach in seinem ersten Jahr bei den Sky Blues nur noch die Premier League.

Doch auch dort ist der Titelzug längst abgefahren. Die direkte Qualifikation für die Champions League könnte die Verantwortlichen der Citizens zumindest versöhnlich stimmen.

Kegelt Mourinho Guardiola aus der Königsklasse?

Ob Guardiola ein weiteres Jahr auf der City-Trainerbank sitzen darf, kann ausgerechnet sein alter Rivale José Mourinho beeinflussen. United sitzt als Tabellenfünfter mit 63 Punkten dem Stadtrivalen auf Rang vier (64 Zähler) im Nacken.

Zieht "The Special One" mit seinen Red Devils durch einen Derbysieg an den Sky Blues vorbei und steht City am Ende gar ohne Königsklassen-Platz da, könnte die Luft sogar für den als unantastbar geltenden Guardiola dünn werden.

Unzufriedenheit trotz Super-Serie

Zuzutrauen ist United ein Auswärtserfolg allemal. Der Rekordmeister ist nach erschreckend schwachem Saisonstart längst in die Erfolgsspur gekommen.

Seit 23 Partien ist die Mourinho-Elf in der Premier League ungeschlagen. Zudem steht das Team im Halbfinale der Europa League gegen Celta Vigo.

Dass rund um Old Trafford trotzdem nicht nur Freude und Zufriedenheit herrschen, hat mehrere Gründe. Zum einen waren die Spiele des Rekordmeisters trotz der zuletzt starken Punkteausbeute oft nicht gerade ansehnlich.

Zum anderen misst man im Umfeld Uniteds, wie bei den anderen englischen Top-Klubs auch, der Europa League keine große Bedeutung bei.

Mourinho geht volles Risiko

José Mourinho sieht das allerdings anders. Der Portugiese will sich mit seiner Mannschaft ganz auf den internationalen Wettbewerb fokussieren.

"Wenn wir Celta Vigo schlagen, stehen wir im Halbfinale", sagte der Coach und ergänzte: "Es ist wichtig für uns, in der Champions League zu spielen, aber dieser Verein will Trophäen."

Sollte United die Europa League tatsächlich gewinnen, wäre gar beides erfüllt. Denn der EL-Sieger startet nächstes Jahr wie gewohnt in der Königsklasse.

Gegen City, so kündigte Mourinho deswegen an, werde er auf einigen Positionen "rotieren, um anderen Spielern eine Chance zu geben".

Der exzentrische Star-Trainer geht mit seiner Marschroute volles Risiko: Scheitern die Red Devils auf europäischem Parkett doch noch, müssen sie in der kommenden Saison womöglich erneut im ungeliebten "Cup der Verlierer" antreten.

Ibrahimović-Ausfall reißt große Lücke

Einen Schlüsselspieler muss Mourinho auf dem Weg zum Erreichen seiner Saisonziele zudem notgedrungen ersetzen. Top-Torjäger Zlatan Ibrahimović fällt mit einer schweren Knieverletzung für den Rest der Spielzeit aus.

Ohne den schwedischen Superstar geht es also auch ins 174. Manchester-Derby. Entschieden wird das Rennen um die Plätze drei und vier der Premier League bei sechs ausstehenden Spielen im Duell der Stadtrivalen sicher noch nicht.

Die prestigeträchtige Partie stellt aber durchaus die Weichen dafür, welcher Coach und welches Team mit Rückenwind sowie Vertrauen von Klub und Fans in die entscheidende Saisonphase geht.

Lennart Wegner

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