22.04.2017 19:29 Uhr

Wolfsburg blickt in den Abgrund

Wolfsburgs Yunus Mallı im Zweikampf mit Herthas Salomon Kalou
Wolfsburgs Yunus Mallı im Zweikampf mit Herthas Salomon Kalou

Wolfsburgs Trainer Andries Jonker musste nach der ebenso bitteren wie unnötigen Niederlage schon eine vielzitierte Fußballer-Floskel bemühen, um seine Enttäuschung in Worte zu fassen. "Wenn du selbst die Chancen nicht nutzt, dann macht das der Gegner", sagte der Niederländer nach dem unglücklichen 0:1 (0:0) bei Hertha BSC.

Nur, weil die Konkurrenten ebenfalls nicht punkteten, rutschte der VfL nicht auf dem Relegationsplatz. Gerade einmal zwei Jahre ist es her, dass die Wolfsburger den DFB-Pokal gewannen und Vizemeister wurden - in dieser Saison droht der Abstieg. Alleine das Auftreten des Teams macht Jonker in der heißen Endphase der Saison Hoffnung: "Ich habe den Jungs nach dem Spiel gesagt: 'Wenn wir in der Lage sind, in Berlin so ein Spiel abzuliefern, dann schaffen wir es, in der Bundesliga zu bleiben. Glaubt es mir, wir kriegen das hin.'"

Lange waren die Niedersachsen in Berlin die bessere Mannschaft, erspielten sich vor allem in der Anfangsphase Chance um Chance - und doch trafen die Gäste das Tor nicht. Wie schon so oft in dieser Saison. Kein Mario-Gomez-Tor, keine Punkte: Das galt auch an diesem Samstagnachmittag in Berlin.

Die Lebensversicherung greift nicht

Der Nationalspieler erzielte acht der zehn VfL-Treffer unter Jonker, in Berlin scheiterte der Stürmer einmal freistehend an Hertha-Keeper Rune Jarstein und einmal an der Latte. Wie effektive Chancenverwertung geht, zeigte - wieder einmal - Vedad Ibišević. Der Bosnier sorgte mit seiner einzigen Möglichkeit für das Siegtor. Und dafür, dass der VfL mit leeren Hände die Rückreise an den Mittelland-Kanal antreten musste.

"Wir hatten fünf 100-prozentige Chancen, die Berliner wissen wahrscheinlich selbst nicht so wirklich, warum sie gewonnen haben. Wir haben uns selbst geschlagen", sagte Manager Olaf Rebbe, nachdem bereits nach wenigen Sekunden Yunus Mallı frei vor Jarstein vergeben hatte. "Wenn wir die Tore am Anfang schießen, gewinnen wir fast zu 100 Prozent das Spiel", sagte Kapitän Luiz Gustavo.

"Uns hilft keiner"

So bleibt den hochkarätig besetzten Wolfsburgern wieder einmal nur die Hoffnung, dass die individuelle Klasse am Ende den Ausschlag für den Klassenerhalt gibt. "Mit unserer Qualität muss es reichen, dass wir bis zum Ende der Saison noch Punkte machen. Es ist jetzt einfach ein Monat, in dem alles zählt", sagte Gustavo.

"Uns hilft keiner. Wir müssen uns selbst helfen", sagte Rebbe, doch der Blick auf das Restprogramm verheißt nichts Gutes. Bayern München, Eintracht Frankfurt sowie Borussia Mönchengladbach heißen die nächsten Aufgaben. Und am letzten Spieltag könnte es sogar zu einem "Endspiel" kommen. Dann ist der Hamburger SV der Gegner.

Lob für die Hertha

Die Herthaner wollen ihr Saisonziel Europapokal dagegen schon vor dem 34. Spieltag in der Tasche haben. Und dafür war der hart erkämpfte Erfolg gegen Wolfsburg enorm wichtig. Trainer Pál Dárdai lobte sein Team deshalb für die Leistungssteigerung nach den ersten 20 "grausamen" Minuten.

"Das wird uns Kraft geben für die letzten vier Spiele", sagte der Ungar. Mindestens vier Punkte beträgt der Abstand nach dem Spieltag auf Platz sieben. Womöglich reicht der Mannschaft sogar ein einziger Sieg, um sich den Traum von Europa zu erfüllen.

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