13.04.2017 12:15 Uhr

In Zustimmung gehandelt: UEFA kontert BVB

Die Fans des BVB reagierten mit offener Ablehnung auf die UEFA-Entscheidung
Die Fans des BVB reagierten mit offener Ablehnung auf die UEFA-Entscheidung

Die Europäische Fußball-Union UEFA hat Vorwürfe von BVB-Trainer Thomas Tuchel zurückgewiesen, dass Borussia Dortmund bei der Neuansetzung des Königsklassenspiels nach dem Sprengstoffanschlag übergangen worden sei.

"Die UEFA war am Mittwoch mit allen Parteien in Kontakt und hat niemals eine Information erhalten, die angedeutet hat, dass eines der Teams nicht spielen wollte", teilte der Kontinentalverband auf Anfrage mit. Die Entscheidung, das Spiel des Bundesligisten gegen AS Monaco am Mittwoch anzupfeifen, sei "in Kooperation und kompletter Zustimmung mit Klubs und Behörden" getroffen worden.

Tuchel hatte die schnelle Wiederansetzung des Viertelfinal-Duells nur einen Tag nach der Attacke auf den BVB-Mannschaftsbus kritisiert. "Wir wurden überhaupt zu keiner Zeit gefragt", sagte der Coach nach der Partie und sprach von einem "Gefühl der Ohnmacht". "Die UEFA hat das in der Schweiz entschieden. Das hat sich nicht gut angefühlt Minuten nach diesem Sprengstoffanschlag. Wir hatten das Gefühl, als wäre eine Bierdose gegen den Bus geflogen."

Kurz vor dem ursprünglich angesetzten Spiel waren drei Sprengsätze nahe dem BVB-Bus gezündet worden. Dortmunds Abwehrspieler Marc Bartra wurde schwer an Hand und Arm verletzt und operiert. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma und einen Schock. Die Ermittler gehen von einem gezielten Angriff aus.

FIFA: "Man muss abwägen"

Auch der künftige FIFA-Sicherheitschef Helmut Spahn hat die direkte Neuansetzung des Champions-League-Spiels zwischen Borussia Dortmund und dem AS Monaco verteidigt und sieht Sportler nicht stärker im Fokus von Terroristen als früher. 

"Anschläge, von wem auch immer, richten sich gegen uns, unsere Freiheit, gegen unsere Gesellschaft. Wenn wir einknicken, machen wir genau das, was diese Kriminellen wollen", sagte der ehemalige Sicherheitsbeauftrage des Deutschen Fußball-Bundes der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung": "Aber man muss immer abwägen. Wenn es Tote gegeben hätte, hätte natürlich kein Spiel stattgefunden."

Es sei zwar nachvollziehbar, dass der normale Fan und Bürger denke, der Terror sei nähergerückt: "Aber wenn man sich die Statistik anschaut, leben wir fast in den sichersten Zeiten, was terroristische Bedrohung und die Zahl der Opfer betrifft, insbesondere in Europa", sagte Spahn: "Was anders ist, ist die mediale Aufmerksamkeit. Da zahlt der Fußball auch den Preis seiner exorbitanten Popularität."

"Nicht über das Ziel hinausschießen"

Erkenntnisse darüber, dass Sportler stärker ins Ziel von Terroristen gerückt sind, habe er nicht. "Das Gefühl hat man jetzt vielleicht, weil der Sport mehrfach betroffen war. Aber das war auch in der Vergangenheit schon der Fall. Nicht unbedingt in Europa, aber anderswo", sagte Spahn.

Gleichzeitig warnte er vor vorschnellen Schlussfolgerungen. "Wir sollten jetzt erst mal alle Fakten analysieren und nicht über das Ziel hinausschießen. Es ist ja oft so, dass in dem Moment, wenn so etwas passiert, alle möglichen Forderungen gestellt werden."

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