23.03.2017 12:32 Uhr

Poldi "wie im Kino" - einfach nur "geil"

Lukas Podolski genoss den Abend in vollen Zügen
Lukas Podolski genoss den Abend in vollen Zügen

Lukas Podolski fühlte sich "wie im Kino" - der Abschluss seiner großen Nationalmannschaftskarriere hatte fast schon zu viel Zuckerguss.

Podolski tanzte überglücklich zum Karnevalshit "Kölsche Jung" auf dem Zaun, er drehte die längste Ehrenrunde der Welt. Es schien, als wolle er diesen epischen, bewegenden Abend "wie im Kino" niemals loslassen - doch wer das glaubte, irrte sich.

Sein Abschied aus der Nationalmannschaft war dermaßen filmreif, "einfach nur geil, geil, geil", wie er es nannte, dass Lukas Podolski den mattschwarzen Luxus-Teambus ohne Anfälle größerer Wehmut in die Dortmunder Nacht rollen ließ. "Man muss ja loslassen können", sagte er, "es ist irgendwann mal gut." Lieber fuhr er dahin, wo sein "Herz schlägt": nach Köln.

Engelsgeduld

Zunächst aber war er selbstverständlich der Mann, zu dem sich alle drängten. Sie wollten eine Erklärung, rangelten um ein Wort, ein Selfie, ein Autogramm. Podolski bewies eine Engelsgeduld - den nervös auf die Uhr blickenden Presseattaché schickte er kurzerhand in den Feierabend.

"Ich weiß ja, dass ich einen linken Fuß habe. Der liebe Gott oder sonst wer hat ihn mir gegeben, und darauf kann ich mich immer verlassen", berichtete Podolski über sein finales Traumtor (69.) zum 1:0 (0:0)-Sieg gegen England. Es war sein 49. im 130. Länderspiel. Wenn er sogar noch einen rechten Fuß hätte? "Dann müsste man einen Verein für mich erfinden. Dann wäre Barcelona oder Real Madrid nicht genug."

Podolski war also gewohnt schelmisch aufgelegt, doch ein Teil der Lockerheit war auch ein Schutzpanzer. "Man muss ja nicht immer Tränen vergießen. Ich fühle das im Herzen und im Bauch - und da ist sehr viel passiert", gab er zu.

Tolle Bilder

Wen wundert's. "Als Regisseur wäre mir das ein bisschen zu kitschig, das glaubt einem keiner", sagte Thomas Müller. Die Dramaturgie war in der Tat perfekt: Das emotionale Vorspiel, eine Choreographie mit Narrenkappe, der Jubel, warme Worte. Dann dieser "fucking brilliant shot", wie Podolski es englischen Reportern erklärte.

Die Teamkollegen freuten sich dermaßen mit, dass sie Podolski hoch in die Luft warfen. Leider ließen sie den Helden des Abends fallen, weshalb Podolski sich sein schmerzendes Hinterteil rieb. Jedoch: Das war schnell vergessen. Die Endorphine und das Adrenalin übernahmen wieder.

Podolski rührte vor allem die enorme Anteilnahme der Fans. Etliche schwenkten die rot-weiße Fahne der Stadt Köln. "Ich weiß, dass ich vieles richtig gemacht habe. Ich bin ein ehrlicher Typ. Ich bin ein Fan, ich bin in Köln in der Südkurve groß geworden", sagte er: "Vielleicht ist es das."

Poldi mit Familie ins neue Abenteuer

Sein Trikot und die Kapitänsbinde will sich der 31-Jährige nun "schön einrahmen lassen", das Ersatztrikot bekommt sein Sohn Louis geschenkt. Ohnehin wird die Familie demnächst vermehrt zu ihrem Recht kommen: Sie begleitet Podolski auch ins Abenteuer Japan, das im Juli mit seinem Wechsel zu Vissel Kobe beginnt.

"Wir haben uns Schulen angeschaut, ich war schon dreimal da", berichtete er, "ich freue mich sehr darauf." Nachweinen werden ihm in Deutschland viele. Nicht nur die Teamkollegen wie Toni Kroos ("So einen haben wir nicht noch einmal") oder Mats Hummels ("Ein Gute-Laune-Bär") - die Großmutter war auch nicht ganz glücklich. "Hallooo Lukas, hier ist die Oma", sagte die rüstige Dame im "ARD"-Einspieler, "Du kennst mich ja. Ich werde dich jetzt zwei Jahre vermissen."

Was der Abschied sportlich bedeutet, ordnete Podolski höchstselbst ein. "Ich bin der Letzte einer goldenen Generation. Alle anderen waren schon weg", sagte er. Nur er blieb vom Sommermärchen 2006 noch übrig - doch damit ist es nun vorbei.

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