14.03.2017 14:31 Uhr

Mexiko: Das Schiri-Imperium schlägt zurück

Schiedsrichter Miguel Flores stand beim Streik in Mexiko im Fokus
Schiedsrichter Miguel Flores stand beim Streik in Mexiko im Fokus

Die Entscheidung der mexikanischen Schiedsrichter-Vereinigung AMA schlug ein wie eine Bombe: "Die Liga MX informiert, dass der zehnte Spieltag der Clausura 2016/17 abgesagt wird. Die Schiedsrichter weigern sich, ihren Dienst aufzunehmen", verkündete Liga-Chef Enrique Bonilla am vergangenen Freitag. Etwas Vergleichbares hatte man bis dato noch nicht erlebt. Nun haben die Schiedsrichter den Streik zwar wieder aufgehoben - aber nicht, ohne die nächste Bombe platzen zu lassen.

"Es geht um Respekt", begründete die AMA ihre Entscheidung, den Spieltag auszusetzen: "Um zu nehmen, muss man geben. Das ist ein fundamentaler Wert im Leben des Menschen. Was am Mittwoch passierte, hat die Grenzen des Respekts überschritten", sagte Mexikos Verbandschef Decio de María zu den Vorfällen.

Auslöser des ganzen Ärgers waren die Spieler Pablo Aguilar (CD América) und Enrique Triverio (Deportivo Toluca). Aguilar hatte Referee Fernando Torres im Spiel gegen Club León nach einem Pfiff angegangen und einen Kopfstoß angedeutet. Triverio drückte Schiedsrichter Miguel Flores nach einer Entscheidung in der Partie gegen Guadalajara mit den Händen weg. Beide erhielten noch im Spiel die Rote Karte, wurden für zehn beziehungsweise acht Spiele gesperrt.

Obendrein kündigten die Schiedsrichter den Streik an. Genug ist genug, so die Aussage der ewig Gescholtenen. Zu oft waren sie Respektlosigkeiten, Diskussionen und Handgreiflichkeiten seitens der Profis ausgesetzt. Besserung war bisher nicht in Sicht.

Medien hetzen: "Absurd", "Rot für die Liga"

Statt die Entscheidung der Schiris zu befürworten, holten die Medien zur Fundamentalkritik aus. In der TV-Show "Televisa Deportes" zählten die Experten haarklein auf, welche negativen Konsequenzen der Streik mit sich führte.

"Ungefähr 2,5 bis 3 Millionen Dollar! So viel Geld ist definitiv verloren gegangen. Die Stadien, die Mitarbeiter, die Reisen der Mannschaften, Verpflegung, Hotels: All das wurde bereits bezahlt", rechnete der Kolumnist Luis Ramón Carazo vor.

Rund fünf Millionen Zuschauer würden darüber hinaus im Schnitt jedes der neun Spiele des Spieltags sehen. Sponsoren hätten Einnahmen verloren, da Produkte nicht platziert wurden. Die zehn Dollar, die jeder Fan im Stadion konsumiere, seien zusätzlich verpasste Einnahmen.

Auch das Sportblatt "Récord" zeigte wenig Verständnis und bezeichnete die Sanktionen der Schiedsrichter als "absurd" und titelte: "Rot für die Liga." Darüber, dass der Spieltag nicht abgesagt, sondern "nur" vorübergehend ausgesetzt wurde, verloren die Journalisten kein Wort.

Schiris lassen noch einmal ihre Muskeln spielen

Am Montag verkündeten die AMA-Verantwortlichen, dass man bereit sei, den Spielbetrieb am kommenden Wochenende wieder regulär mit dem 11. Spieltag aufzunehmen.

"Der Fußball eint Mexiko. Deshalb ist es die Verpflichtung aller Beteiligten, als Beispiel voranzugehen und die Harmonie und den Respekt in unserer Gesellschaft zu stärken", verkündete die Gewerkschaft.

Für den 10. Spieltag suche man nun einen geeigneten Nachholtermin.

Doch gleichzeitig ließen die Unparteiischen noch einmal ihre Muskeln spielen. Auf dringende Empfehlung der Referees hin beschloss die Berufungskommission des mexikanischen Verbands, die Rot-Sünder Aguilar und Triverio gleich für ein ganzes Jahr zu sperren. Etwaige Einsprüche können nur noch bei internationalen Gerichten vorgelegt werden.

"Ich begrüße es sehr, dass die jüngsten Vorgänge respektiert werden", bemühte sich Verbandschef de María zu betonen. Die neuen Jahres-Strafen seien "kein Racheakt" gegenüber den Spielern. Letztlich habe "in dieser Sache diejenige gewonnen, der immer gewinnt: Die Liebe zum Spiel".

Oder anders ausgedrückt: Das Schiedsrichter-Imperium hat zurückgeschlagen.

Gerrit Kleiböhmer

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