10.03.2017 11:54 Uhr

Sergi Roberto: Aus La Masía zum Wunder-Helden

Sergi Roberto war der Held der
Sergi Roberto war der Held der "Remontada"

Sergi Roberto war beim Wunder von Barcelona der unwahrscheinliche Held - und doch steht der Katalane sinnbildlich für seinen Klub.

Am Tag nach seiner Heldentat bei einem der größten Wunder der Fußball-Geschichte war Sergi Roberto wieder ein ganz normaler Profikicker. Er saß in der Mensa des FC Barcelona mit Blick auf den Trainingsplatz, trank Kaffee aus einem Pappbecher, aß ein Sandwich und daddelte ein bisschen auf seinem Handy rum. Die über Hundert persönlichen Nachrichten, die er darauf las, machten aber mehr als deutlich, dass Sergi Roberto kein normaler Fußballer mehr ist.

Mit seinem Namen wird für immer die unglaubliche "Remontada" verbunden sein, Barças verrückte Aufholjagd beim 6:1 im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Paris Saint-Germain. Roberto erzielte in der fünften Minute der Nachspielzeit den entscheidenden sechsten Treffer - es war ein Moment, in dem Reporter gerne das Wort "ausgerechnet" in den Mund nehmen. Ausgerechnet Sergi Roberto! Nicht der große Lionel Messi, nicht Ausnahmestürmer Luis Suárez oder "König" Neymar.

Der letzte aus La Masia

Sergi Roberto war nicht nur für die Zeitung "Sport" der "unwahrscheinliche Held des Barcelonismo". Der 25-Jährige ist ein "canterano", ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der bislang letzte, der es aus der weltberühmten Akademie La Masia fest in die erste Mannschaft geschafft hat. Tore gelingen dem gelernten Mittelfeldspieler selten, in dieser magischen Nacht traf er im 35. Pflichtspiel der Saison erstmals. "Der Trainer hatte schon gewitzelt, dass ich nie treffen werde", sagte er.

Sergi Roberto, der stets höfliche, gut frisierte Jungstar aus dem eigenen Haus wurde oft belächelt in Barcelona, obwohl ihn Pep Guardiola einst sogar seinem Berater empfohlen hatte ("Kümmere dich um diesen Jungen aus Reus, der ist sehr gut"). Das Blatt "Mundo Deportivo" schrieb einmal, Roberto sei "wenig mehr als ein Dekorationsobjekt", um trotz Millionen-Transfers den anhaltenden Wert der Nachwuchsarbeit herausstellen zu können. Ein Angebot des FC Chelsea schlug er in jungen Jahren dennoch aus, weil er sich durchsetzen wollte.

Barça: "Der Klub meines Herzens"

Im vergangenen Sommer stand er am Scheideweg, als ihn Luis Enrique, der Sergi Roberto bereits bei Barças zweiter Mannschaft betreut hatte, nach dem Abschied von Dani Alves zum Rechtsverteidiger umschulte. Auf dieser Position ist er inzwischen gesetzt, am Mittwoch aber sorgte er als Joker im Mittelfeld für das Wunder. "Es gibt Tage, da widerfährt dir Gerechtigkeit", sagte er, "ich habe so viel gearbeitet, um mit dem Klub meines Lebens etwas Großes zu erreichen."

Bis nach fünf Uhr morgens habe er danach wach gelegen, und weil er nicht schlafen konnte, sah er sich die letzten 15 Minuten des Jahrhundertspiels an. Irgendwann nickte er ein, und als er wieder erwachte, "habe ich immer noch nicht gewusst, ob es Traum oder Wirklichkeit war".

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten