18.02.2017 20:23 Uhr

Hertha wütet, Bayern atmet durch

Robert Lewandowski rettete den Bayern einen Punkt in Berlin
Robert Lewandowski rettete den Bayern einen Punkt in Berlin

Sie haben es schon wieder getan: Mit einem ganz späten Tor rettet sich der FC Bayern München vor einer Pleite. Hertha BSC ist sauer auf den Schiedsrichter.

Dusel, Moral oder einfach nur Klasse? Nach dem erneuten Last-Second-Treffer des FC Bayern München durch den Torgaranten Robert Lewandowski hatte Hertha-Trainer Pál Dárdai seine ganz eigene Meinung über die Steher-Qualitäten des Rekordmeisters. "Ich glaube, das ist Bayern-Bonus", wetterte der Ungar bei "Sky" über die XXL-Nachspielzeit beim 1:1 (0:1) der Münchner in Berlin: "Das ist kein Pokalspiel, wir spielen keine 120 Minuten."

Fakt ist: Lewandowskis Ausgleichstreffer nach 95:59 gespielten Minuten war das späteste Bundesliga-Tor seit detaillierter Datenerfassung. Dabei hatte der vierte Offizielle nach dem Ende der regulären Spielzeit mit seiner Tafel "nur" fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt. Und schon da hatte es gellende Pfiffe von den 74.667 Zuschauern im erstmals in dieser Saison ausverkauften Olympiastadion gegeben.

Bayern weit von Gala-Form entfernt

Hertha-Manager Michael Preetz stürmte nach dem Schlusspfiff auch gleich auf Schiedsrichter Patrick Ittrich los und stellte die eine Frage, die sich alle Herthaner stellten: Warum so lange? Lewandowski aber war es nur recht: "Wenn du in der 96. Minute ein Tor machst, ist das immer etwas Besonderes." Der eingewechselte Pole glich aus kurzer Distanz Vedad Ibišević' Führungstor (21.) aus und rettete mit seinem 16. Saisontreffer die insgesamt schwachen Bayern vor der zweiten Ligapleite.

Von der Gala-Form drei Tage zuvor in der Champions League gegen den FC Arsenal war das Münchner Starensemble weit entfernt. Wieder einmal. Schon die Rückrundensiege gegen den SC Freiburg (2:1) und den FC Ingolstadt (2:0) hatten sich die Bayern mit ganz späten Toren mehr erarbeitet als erspielt.

Neuer will das Glück nicht überstrapazieren

"Wir haben eine gute Mentalität und glauben immer daran, noch ein Tor zu schießen", sagte Nationaltorhüter Manuel Neuer, der in den Schlusssekunden im Hertha-Strafraum selbst den Ausgleich erzwingen wollte. Neuer warnte aber auch davor, das Glück überzustrapazieren: "Das ist keine Garantie, das ist uns allen bewusst."

Neuer war auch mittendrin, als direkt nach dem Ausgleich die Emotionen hochkochten. Laut des Torwarts soll ein Hertha-Spieler aus Frust einen Münchner Profi mit dem Ball angeschossen haben. "Das gehört sich nicht, egal, wie frustriert man ist", kritisierte Neuer: "Es sind so viele Zuschauer da, da ist das kein gutes Vorbild, und dann kann man sich auch mal beschweren."

Dárdai: "Es tut schon ein bisschen weh"

Nachdem sich die Gemüter wieder abgekühlt hatten, nahm auch Dárdai die lange Nachspielzeit etwas gelassener. "Der Schiedsrichter darf immer so lange nachspielen lassen, wie er will", sagte der Hertha-Trainer: "Ein Punkt gegen Bayern ist eigentlich wunderbar, aber es tut schon ein bisschen weh."

Der Dank des Bayern-Coaches Carlo Ancelotti galt aber nicht dem Schiedsrichter, sondern einem anderen: "Robert Lewandowski ist ein fantastischer Stürmer." Weltmeister Thomas Müller, der für Lewandowski im Sturmzentrum begonnen hatte, nutzte seine Chance dagegen nicht. Sein Tor gegen Arsenal war für den Torjäger a.D. nicht der erhoffte Knotenlöser. Der 27-Jährige bemühte sich, agierte dabei aber glücklos, und er war auch beim Gegentreffer nicht ganz schuldlos.

Bundestrainer Joachim Löw macht sich dennoch keine Sorgen um Müller: "Jetzt hat er mal ein Jahr, das nicht so läuft. Es weiß aber jeder: Der Thomas hat ein Näschen für Tore."

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