22.01.2017 11:35 Uhr

Ben Yedder: Futsal-Crack auf großer Bühne

Wissam Ben Yedder sorgt beim FC Sevilla für Furore
Wissam Ben Yedder sorgt beim FC Sevilla für Furore

Messi, Ronaldo, Suárez - die wettbewerbsübergreifende Torschützenliste Spaniens hält ganz oben auch in diesem Jahr keine Überraschungen bereit. Dahinter jedoch lauert mit Wissam Ben Yedder ein neues Gesicht der Liga, das zuvor wohl nur Experten auf dem Zettel hatten. Wer ist dieser Franko-Tunesier, der vor Saisonfrist für 8 Millionen Euro aus Toulouse zum Sevilla FC kam?

Drei Treffer, eine Vorlage – das 4:0 Sevillas bei Heim-Macht Real Sociedad aus San Sebastián war der endgültige Durchbruch für Wissam Ben Yedder in Andalusien. Zuvor bereits seit Ende November in aufsteigender Form, konnte der Neuzugang aus Südfrankreich sein Trefferkonto inzwischen auf 15 Treffer hochschrauben – acht davon erzielte er in La Liga.

Einmal mehr scheint Sevillas Sportdirektor Monchi sein goldenes Händchen bewiesen zu haben. Der 48-Jährige gilt als Mastermind des seit drei Jahren amtierenden Europa-League-Champions. Jahr für Jahr sorgt er für exorbitante Gewinne auf dem Transfermarkt - ohne das Niveau der Mannschaft zu verschlechtern.

Sevilla eine Oase für Franzosen

Auch in diesem Sommer reinvestierte Monchi die 30 Millionen Euro, die man von Atlético Madrid für Kevin Gameiro erhielt, zu nicht einmal einem Drittel in dessen Landsmann Ben Yedder. Trotzdem ist der Erfolg erneut mehr als beachtlich.

"Der typische Spieler der Ligue 1 ist taktisch und physisch hervorragend ausgebildet. Dazu ist er im Vergleich zum sonstigen europäischen Markt preisgünstig zu erwerben und hat meist noch enormes Entwicklungspotenzial", erklärt Sevillas Strippenzieher seine erfolgreiche Einkaufspolitik beim nördlichen Nachbarn.

Trotz des Abganges von Gameiro finden sich nach wie vor mit Lenglet, Rami, Trémoulinas, N’Zonzi und dem von Manchester City ausgeliehenen Nasri fünf weitere Franzosen im Kader der Andalusier – und mit Ausnahme von Perspektiv-Verteidiger Lenglet können auch alle zum Stammpersonal gezählt werden.

Futsal-Technik als Grundlage für Fußballkarriere

Dennoch wundert es viele, dass mit Wissam Ben Yedder der neueste Franzosen-Sprössling so schnell in La Liga Fuß fasste. Nach den obligatorischen Eingewöhnungswochen hat sich der aus dem Pariser Speckgürtel stammende Sohn tunesischer Einwanderer rasch akklimatisiert und ist mit seiner Wendigkeit kaum noch aus dem Team wegzudenken.

Wie auch Vorgänger Gameiro besitzt "WBY" einen niedrigen Körperschwerpunkt und passt damit perfekt in das schnelle und technisch anspruchsvolle Spiel auf der iberischen Halbinsel.

Diese Fähigkeiten eignete er sich der heute 26-jährige allerdings in einer anderen Sportart an: Bis zu seinem 19. Lebensjahr spielte Ben Yedder Futsal auf hohem Niveau. Erst spät wechselte er aufs große Feld und schloss sich einem Fußballverein an. "Im Futsal habe ich mir neben den technischen Fähigkeiten und der Reaktionsschnelligkeit vor allem eine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor angeeignet, die mir heute noch hilft", sagt Ben Yedder.

Ben Yedder träumt von der Equipe Tricolore

Aufgrund seiner Futsal-Vergangenheit ist es kein Wunder, dass Sevillas neue Nummer 12 ausgerechnet bei den Andalusiern unter Coach Jorge Sampaoli durchstartet.

Der Argentinier gilt als bedingungsloser Offensivfanatiker. "Er will gegen jeden Gegner gleich spielen lassen, immer volle Offensivpower. Das ist im Futsal ähnlich, da spielt das schöne Spiel eine viel größere Rolle, ich habe noch nie ein Team gesehen das erst mal abwartet oder gar den Gegner kommen lässt", erklärt Ben Yedder "L’Equipe".

Trotz der aktuellen Erfolgswelle lässt sich der Shooting-Star jedoch nicht blenden. Sevillas Neuzugang gilt als bescheiden und zurückhaltend, überlässt die große Show den Superstars der Liga. "Das ist meine Natur, ich bin eher der reservierte Typ", sagt er selbst.

Was jedoch nicht heißen soll, dass er sich seine Ziele zu niedrig steckt. "Es ist immer noch mein Traum für Frankreich zu spielen und ich werde das Maximum aus mir herausholen um dieses Ziel zu erreichen", so der ehemalige Futsal-Nationalspieler (6 Einsätze).

Verwirklich Ben Yedder den Traum von der Équipe Tricolore, würde er Geschichte schreiben: Er wäre dann der erste Spieler Frankreichs, der für beide Sportarten in der Herren-Nationalmannschaft auflief.

Johann Mai

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