11.01.2017 12:58 Uhr

Meinung: China-Boom, wo ist das Problem?

China im Fußballrausch
China im Fußballrausch

60 Millionen für Oscar, 55 Millionen für Hulk. China holt scheinbar nach Belieben Stars aus Europa ins Reich der Mitte. Fans werfen den abtrünnigen Spielern vor allem Geldgier vor. Ist dieser China-Boom wirklich so absurd und verwerflich? Eigentlich nicht.

Natürlich wechselte einer wie Hulk nicht nach Asien wegen der vollen Stadien und des prestigeträchtigen Fußballs. Der Brasilianer hat genau wie seine Landsmänner bei dem Angebot aus Shanghai wahrscheinlich vor allem Dollarzeichen in den Augen gehabt. Aber ist das moralisch falsch?

Denn auch Vereine und Verbände sind seit Jahren darauf aus, den größtmöglichen finanziellen Gewinn zu erzielen. Man denke an die Asien-Reisen des FC Bayern mitten in der Sommervorbereitung. Sportlich völlig ohne jede Relevanz, aber immens wichtig für die Kasse. Traditionsvereine wie Schalke 04 machen es mittlerweile nicht anders. Auch die FIFA hat mit ihrer "Mammut-WM" erneut bewiesen, dass es ihr wie immer nur ums liebe Geld geht. Wieso sollte ein Spieler dann nicht dasselbe tun dürfen?

Große Stars sind nur der Anfang

Im Reich der Mitte erfüllen die vermeintlich teuren Stars immerhin einen klaren Zweck: Sie sind eine Art Katalysator für ein Riesenprojekt. Schließlich will China 2030 nach dem WM-Pokal greifen. Die namhaften Spieler aus Europa und Südamerika sollen vor allem das Interesse der Bevölkerung steigern und junge, hoffnungsvolle Talente motivieren. Der Plan scheint aufzugehen: 2009 besuchten noch magere 1,3 Millionen Zuschauer die Arenen in Peking, Shanghai & Co. 2016 war es bereits ungefähr das Fünffache. Die Tendenz ist steigend und das Potenzial in dem bevölkerungsreichsten Land der Erde ist riesig. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Besucherzahlen aus Deutschland übertroffen werden.

Der Boom findet aber nicht nur rund um den Platz statt. Auch zehntausende hochwertige Fußballinternate sollen den Stars von morgen eine professionelle Schulung garantieren. Bereits im Kindesalter lernen die Schüler dort in Fächern wie 'Spielanalyse' taktische Grundlagen. Gasttrainer, unter anderem aus der Jugendakademie von Real Madrid, steigern dabei die Trainingsqualität in den Akademien. 

Steht China kurz vor dem Durchbruch?

An der Seitenlinie sieht es auf Profi-Ebene nicht anders aus: Erfolgsgaranten wie Manuel Pellegrini, Luiz Felipe Scolari oder auch Felix Magath folgten dem Lockruf. Der Münchner Meistertrainer coacht den ostchinesischen Verein Shandong Lueng und ist überzeugt vom China-Projekt: "Ausländische Superstars wechselten für hohe Ablösesummen und lenkten den Fokus vieler Fußballinteressierter weltweit nach China. Dazu kommt, dass mit dem Weltmeistertrainer Lippi endlich auch auf Erfolge der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft gehofft werden darf. All dies zeigt deutlich, dass der gesamte chinesische Fußball kurz davor ist, international eine wichtige Rolle zu übernehmen," so der gebürtige Aschaffenburger auf seiner Facebookseite. 

Dazu gibt es in der chinesischen Super League Regularien, die die Verpflichtung und den Einsatz von ausländischen Profis beschränken, um die wichtige Entwicklung der Eigengewächse konsequent zu fördern. Wie die Regierung unlängst verlauten ließ, sollen in naher Zukunft auch die Gehälter und Ablösesummen beschränkt werden, um dem Millionen-Wahnsinn ein Ende zu bereiten.   

Natürlich erhofft sich die Volksrepublik durch die Investitionen neben internationalem Einfluss auch finanzielle Gewinne. Kritiker, die behaupten im chinesischen Fußball geht es nur ums Geld, sollten sich erst mal an die eigene Nase fassen: Der Satz "Elf Freunde müsst ihr sein" hat schon seit geraumer Zeit auch in Europas Top-Ligen jeglichen Wert verloren. 

 

Fabian Benterbusch

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