13.12.2016 07:08 Uhr

Henen: Männlich, talentiert, jung sucht

David Henen vom FC Everton könnte zu RB Leipzig fliehen
David Henen vom FC Everton könnte zu RB Leipzig fliehen

Wenn der kriselnde FC Everton am Dienstag Arsenal empfängt, wird David Henen einmal mehr nur Tribünengast sein. Einst galt der 20-jährige Stürmer der Toffees als eins der größten Talente Europas. Doch seit geraumer Zeit wartet er vergeblich auf ein Signal der Wertschätzung von Teammanager Ronald Koeman. Nun sucht der Belgier eine neue Herausforderung. Eine Spur führt zu RB Leipzig.

Als am vergangenen Samstag in Watford die Co-Produktion zweier Ex-Bundesliga-Profis dem Spiel eine Wende zugunsten der Hausherren gab, nahm das Unheil für Everton seinen Lauf.

Nach knapp einer Stunde segelte ein Freistoß von José Holebas, einst bei 1860 München unter Vertrag, von der linken Seite punktgenau auf den Kopf des früheren Bremers Sebastian Prödl. Der Abwehrrecke ließ sich die Gelegenheit gut fünf Meter vor dem Tor nicht entgehen und brachte Watford mit 2:1 in Führung.

Letztlich endete die Partie 3:2. Die Toffees sind nun bereits seit fünf Spielen ohne Sieg. Die Mannschaft rutschte auf Rang neun ab – ihre schlechteste Platzierung in der laufenden Saison.

Ferguson spricht vom "neuen CR7"

Einer, der trotz der Talfahrt der Toffees nicht zum Zuge kommt, ist David Henen. Der Belgier galt noch 2014 bei seiner Verpflichtung auf Leihbasis von Olympiakos Piräus als Versprechen für die Zukunft Evertons – und ein europäisches Super-Talent.

Nicht von ungefähr glaubte Manchester-United-Legende Alex Ferguson einst, in Henen einen "neuen Cristiano Ronaldo" zu erkennen.

Der damalige Toffees-Trainer Roberto Martínez sah in dem Youngster das Potenzial für höhere Aufgaben, "weil er die unglaubliche Fähigkeit besitzt, Tempo, Kraft und Technik miteinander zu vereinen".

Everton verpflichtete Henen im Sommer 2015 fest und gab ihm einen Dreijahresvertrag. "Hier kann ich mich gut entwickeln. Es ist perfekt für mich", kommentierte der Belgier seine Unterschrift beim neunfachen englischen Meister.

Kein gutes Standing unter Koeman

Gut anderthalb Jahre später ist bei Henen Ernüchterung eingekehrt. Everton sei "im Moment nicht der richtige Klub" für ihn, sagt er nun gegenüber "La Meuse". "Ich will mich wieder wichtig fühlen und nicht nur ein Spieler unter vielen sein", ergänzte der Jungspund.

Immer noch steht kein einziges Premier-League-Spiel in Henens Vita. Zum Einsatz kommt er nur in der Reserve. Martínez' Nachfolger Ronald Koeman setzt nicht auf den Hochbegabten.

Auch nach mehr als zwei Jahren im Mutterland des Fußballs vermisst der Niederländer bei dem Youngster die nötige körperliche Robustheit für die physisch fordernde englische Eliteklasse. Und tatsächlich: Bei einer Größe von 1,86 Meter bringt der eher schmächtige Henen nur 76 Kilogramm auf die Waage.

Auch bei einem Leihgeschäft zu Fleetwood Town konnte er sich nicht nachhaltig empfehlen. In elf Einsätzen für den Drittligisten gelang ihm nur ein Tor.

Henens Anlagen sind herausragend

Dabei hat der beidfüßige Offensivmann eigentlich alles, um auf Sicht in der Premier League zu bestehen. Der frühere Leichtathlet setzt seine Dynamik auch in Geschwindigkeit um und paart dies mit einer starken Technik.

Henen ist zudem beidfüßig. Er kann deswegen nicht nur im Sturmzentrum, sondern auch auf den Flügeln zum Einsatz kommen.

Seine fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor sowie das mangelnde Kopfball-Timing dürften auch den wenigen Einsatzzeiten auf höchstem Niveau geschuldet sein.

Abschied von Everton steht bevor

Diese Vorzüge Henens kennen auch die Toffees. Unlängst offerierte der Klub dem Talent trotz seiner aktuellen Nebenrolle einen neuen Fünfjahresvertrag. Der Spieler lehnte ab.

Stattdessen könnte ihn sein Weg schon mittelfristig zu einem anderen Team führen. An Interessenten mangelt es nicht.

Aus der französischen Ligue 1 sollen Tabellenführer OGC Nizza und der OSC Lille ihre Fühler nach Henen ausgestreckt haben. Auch der FC Toulouse gilt als ein Kandidat. In den Niederlanden werden dem FC Twente Ambitionen nachgesagt.

Führt der Weg zu RB Leipzig?

RB Leipzig beschäftigt sich laut "Bild"-Informationen ebenfalls mit der Personalie Henen. Kontakt mit dem Reservisten wider Willen soll es bereits gegeben haben. Eine Verpflichtung in der Winter-Transferperiode scheint nicht unrealistisch.

Auf den ersten Blick passt der Wallone perfekt ins Anforderungsprofil der Sachsen: Er ist jung, schnell und liebt eine aggressive Spielweise, wie sie auch die Roten Bullen pflegen.

Einen Freifahrtschein hätte Henen bei allem Talent aber auch in Leipzig nicht. Auf seiner Position besteht bei RB kaum Bedarf.

Auch beim entthronten Bundesliga-Spitzenreiter wäre der Belgier nur Perspektivspieler. Und genau das sucht Henen eigentlich nicht.

Enrico Barz/Tobias Knoop

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