02.12.2016 14:09 Uhr

Barça: Letzte Chance Clásico

Lionel Messi und Co. stehen gegen Real vor dem Scheideweg
Lionel Messi und Co. stehen gegen Real vor dem Scheideweg

Beim FC Barcelona rumort es. Seit sechs Spielen sind die Katalanen bereits sieglos. In der Liga ist der Rückstand auf Spitzenreiter Real Madrid auf sechs Punkte angewachsen. Nur ein Sieg im Clásico (Samstag, live ab 16:15 Uhr im weltfussball-Liveticker) kann eine Explosion des katalanischen Pulverfasses noch verhindern.

"Ohne Messi geht die Sonne nicht auf", titelte "El Pais" nach Barcelonas enttäuschendem 1:1 im spanischen Pokal gegen den Zweitligisten Hércules CF am Mittwoch, bei dem der argentinische Superstar bereits für den anstehenden Gipfel geschont wurde. Auch die "Marca" ging hart mit dem spanischen Meister ins Gericht, der wohlgemerkt nur eine B-Elf in der Copa del Rey aufbot. "Ein geknickter Enrique sah einem hilflosen Treiben von der Bank aus zu", konstatierte die spanische Zeitung nach dem Spiel.

Der angesprochene Luis Enrique erwartet gegen den Erzrivalen aus Madrid aber ein ganz anderes Auftreten seiner Mannschaft. "Das wird das Spiel am Samstag nicht beeinflussen. Wir werden uns jetzt auf das wichtigste Spiel der Meisterschaft konzentrieren, mit der Motivation gut gegen unseren größten Rivalen zu spielen", sagte der 46-Jährige im Anschluss an die Pokalbegegnung.

Der Dirigent kehrt zurück

Um ein anderes Auftreten zu bewirken, muss Enrique ein in Barcelona ganz und gar ungewohntes Problem beheben. Barças eigentlich gut geölte und verlässlich produzierende Tormaschinerie ist zuletzt merklich ins Stocken geraten. Acht Tore in den letzten sieben Spielen sind zwar immer noch eine ordentliche Bilanz. Im Vergleich zu den 49 Treffern aus den vorangegangen zwölf Pflichtspielen ist die Torausbeute aber geradezu mickrig. Unterm Strich ist die Treffsicherheit im Schnitt um satte drei Tore zurückgegangen.

Einer, der die Tormaschinerie wieder ankurbeln kann, könnte nach überstandener Außenbandverletzung gegen Real auf den Platz zurückkehren. Schon für das Pokalspiel zuvor wäre Andres Iniesta fit gewesen. Dort musste die Vereinsikone aber noch aufgrund einer Sperre passen. Nun ruhen nach einer sechswöchigen Ausfallzeit alle Hoffnungen auf den schmalen Schultern des filigranen Technikers.

"Iniesta ist ein wichtiger Spieler für Barcelona. Mit ihm hat die Mannschaft mehr Kontrolle", hob auch Barça-Legende Xavi die Bedeutung des Strategen vor dem Spitzenspiel im Interview mit der Zeitung "Mundo Deportivo" hervor. Und wahrlich: Auch mit mittlerweile 32 Jahren vermag es der Dirigent des Offensiv-Orchesters immer noch, gesamte Abwehrreihen mit nur einen Pass förmlich zu filetieren. 

Messi in der Krise

Eine Qualität, die dabei helfen dürfte, auch eine zweite Tor-Krise zu beenden. Ausgerechnet Messi, mit 21 Treffern Rekordtorschütze aller Clásicos, tat sich in den letzten Aufeinandertreffen mit den Blancos schwer. In den letzten fünf Duellen gegen Madrid blieb der fünffache Weltfußballer torlos. Auch die Auftritte der gesamten Mannschaft, ließen in jüngster Vergangenheit im Traditionsduell zu wünschen übrig. Fünf der letzten neun Clásicos konnten die Madrilenen für sich entscheiden.

Selbst beim letzten Kräftemessen im Camp Nou trugen Ronaldo und Co. den Sieg davon. Sollte Zinédine Zidane auch das kommende Spiel gewinnen, gelänge dem Franzosen gar historisches: Noch nie konnte ein Real-Trainer zwei aufeinanderfolgende Auswärtsspiele beim Erzfeind gewinnen. 

Grund genug für Gerard Piqué, Alarm zu schlagen: "So kann man die Liga einfach nicht gewinnen. Momentan macht mir vor allem unsere Einstellung große Sorgen", sagte der Abwehrmann nach dem 1:1-Unentschieden am letzten Wochenende in La Liga gegen Real Sociedad der Sportzeitung "AS". Dennoch geht der Welt- und Europameister mit Selbstvertrauen in das vorentscheidende Gipfeltreffen: "Wir werden alle Fans hinter uns haben. Wir müssen Real einfach schlagen."

Der Clásico als Initialzündung?

Bei allen Negativ-Schlagzeilen darf nicht vergessen werden, dass Barcelona mit einem Sieg wieder auf drei Punkte an Madrid heranrücken kann. Die Meisterschaft wäre wieder offen und jedes Krisengerede rund ums Camp Nuo würde vorerst verstummen. Triumphieren Messi, Neymar und Co. könnte das sogar neue Kräfte für eine echte Initialzündung in die zweite Saisonhälfte freisetzen. 

Real-Trainer Zidane war dementsprechend bemüht, Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. "Ich bin der Meinung, dass es ein wichtiges, aber kein entscheidendes Spiel ist", ließ der 44-Jährige am Donnerstag verlauten. Besonders die angespannte personelle Lage dürfte dem französischen Cheftrainer Sorgen bereiten.

Gleich zwei absolute Leistungsträger fehlen Real am Samstag. Sowohl Toni Kroos, der nach einem Haarriss im Fuß erst am Freitag ins Mannschaftstraining zurückkehrte, als auch Flügelrakete Gareth Bale müssen für das Top-Duell passen. Der Waliser wird dem spanischen Rekordmeister nach einer Knöchelverletzung sogar noch Monate fehlen. Die Vorzeichen für eine katalanische Initalzündung könnten nach Wochen der Enttäuschung wahrlich schlechter stehen.

Falk Velten

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