09.11.2016 10:19 Uhr

Rampenlicht: Die fast vergessenen Meister

Zvjezdan Misimović fühlt sich in seiner Rolle als Vorlagengeber auch in China pudelwohl.
Zvjezdan Misimović fühlt sich in seiner Rolle als Vorlagengeber auch in China pudelwohl.

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute bei weltfussball im Blick: Wolfsburgs früherer Vorlagenkönig Zvjezdan Misimović, der mittlerweile dem chinesischen Publikum ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Ein früherer Meisterschaftsspieler des VfB Stuttgart und Ex-Bayern-Flop könnte sein Glück hingegen bald in der Türkei suchen.

Ende Oktober, letzter Spieltag in Chinas zweiter Liga: Zvjezdan Misimović ließ nochmal sein ganzes Können aufblitzen und bereitete zwei Tore vor - die Assists Nummer 13 und 14 in dieser Saison. Eine normale Quote für den früheren Wolfsburger.

Zum Ende des letzten Jahrzehnts war der Bosnier einer der besten Spieler der Bundesliga. In der Meistersaison 2008/2009 bereitete er phänomenale 20 Tore vor – damals Bundesligarekord. In der nächsten Saison assistierte er bei 15 Treffern.

Nach Stationen bei Galatasaray und Dinamo Moskau ist Misimović nun bei Beijing Renhe gelandet. Nach dem letztjährigen Abstieg ist der Klub aus Chinas Hauptstadt nun in der zweiten Liga beheimatet. Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ist der Pokalsieg 2013. "Zwetschge" Misimovic leistete mit zwei Vorlagen im Hin- und Rückspiel seinen typischen Beitrag.

Karriereende und schnelles Comeback

Ende 2014 folgte dann mit einem launigen "Ich mag nicht mehr" sein Karriereende. Doch einer wie er kann nicht einfach so aufhören. Im Sommer des nächsten Jahres gab er sein Comeback. Die Frage nach dem Warum beantwortete er gegenüber der "Bild" kurz und knapp: "Unser Präsident hat mich gebeten, auszuhelfen".

Der Freistoßspezialist wollte die Pekinger nach seinem Comeback zurück in die erste Liga führen. Geklappt hat es nicht.

Seinen Stempel konnte er der gerade abgelaufenen Saison jedoch auf andere Art aufdrücken. Der gebürtige Münchner sorgte Anfang Oktober mit einem Streich für Lacher im Land des Lächelns. Bei der 1:2-Niederlage gegen Guizhou Hengfeng klaute Misimović Schiedsrichter Qi Xing das Freistoß-Spray. Der Schiri bemerkte den Diebstahl erst beim nächsten Freistoß, als er auf der Suche nach dem Spray ins Leere griff.

Das Sportgericht sperrte den Übeltäter für zwei Spiele. Seine Kollegen holten in dieser Zeit nur einen Punkt. Am Ende der Saison reichte es nur zu Platz vier in der Liga. Der direkte Wiederaufstieg wurde verpasst.

Misimovićs Vertrag läuft allerdings noch ein Jahr. Eine Aufstiegsfeier im Land der aufgehenden Sonne könnte der krönende Abschluss einer großen Karriere werden, die einst in der Jugend des FC Bayern ihren Anfang nahm.

Ein Schwabe auf dem Sprung

Soweit plant ein anderer ehemaliger Bundesliga-Meisterspieler freilich noch nicht. Nach einer für ihn persönlich wenig erfolgreichen Ausleihstation bei den Bayern in der Rückrunde 2016 spielt Serdar Taşçi nun wieder bei Spartak Moskau.

Zumindest bis zur Winterpause, dann könnte der 29-jährige zum türkischen Erstligisten Trabzonspor wechseln. "Serdar Taşçı steht auf unserer Liste", sagte Önder Bülbüloğlu, Berater des Klub-Präsidenten, letzte Woche.

Taşçı war die Entdeckung der Stuttgarter Meistersaison 2006/07. Armin Veh warf den Deutsch-Türken hinein ins Haifischbecken Bundesliga. Dieser funktionierte auf Anhieb - und wie.

Bundestrainer Löw gefiel der Spielaufbau und die Eleganz des Verteidigers. Vor der WM 2010 galt dieser sogar als Stammplatzkandidat. Es reichte in Südafrika allerdings nur für eine Minute im Spiel um Platz 3.

Aus dem Ländle ging es für den Abwehrmann in die russische Hauptstadt und in der diesjährigen Rückrunde aushilfsweise zum deutschen Rekordmeister. Trotz einer weiteren deutschen Meisterschaft in der Vita bereute Taşçi seinen Wechsel zu den Münchenern. "Wenn ich gewusst hätte, dass ich nicht spiele, hätte ich es nicht gemacht", erklärte er.

Ein Wechsel in die Türkei könnte die Karriere Taşçis abrunden, denn bereits zu Stuttgarter Zeiten liebäugelte der gebürtige Esslinger mit einem Engagement in der SüperLig.

Trabzon als Stadt der zweiten Chancen

In der Stadt im Nordosten der Türkei träfe Taşçi auf weitere aus der Bundesliga bekannte Gesichter. Sein Partner in der Innenverteidigung wäre Ján Ďurica. Der 2010 an Hannover 96 ausgeliehene slowakische Nationalspieler gehörte bei der EM 2016 zur Stammelf. Er bestritt alle vier Partien bis zum Ausscheiden gegen Deutschland im Achtelfinale.

Im Mittelfeld von Trabzonspor zieht der ehemalige Bremer Mehmet Ekici die Fäden. Der 26-Jährige, der bei Werder Bremen zwischen 2011 und 2014 nie so richtig Fuß fassen konnte, eroberte in den beiden zurückliegenden Jahren die Herzen der Trabzon-Fans. In 57 Spielen konnte der gebürtige Münchener schon 14 Tore erzielen.

Vielleicht findet wie Ekici auch Taşçi sein Glück in der Großstadt an der Schwarzmeerküste.

Patrick Senft

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