24.09.2016 10:15 Uhr

Palermo: Ein "Mörder" sorgt für Aufruhr

Hat trotz allem gut lachen: Maurizio Zamparini
Hat trotz allem gut lachen: Maurizio Zamparini

Beim US Palermo herrscht vor dem Aufeinandertreffen mit Juventus Turin am Samstag (18:00 Uhr) wieder einmal Chaos. Besonders der unglaubliche Trainerverschleiß des exzentrischen Besitzers sorgt für Unruhe.

Nur zwei Spieltage waren es für Trainer Davide Ballardini diesmal. Nach einer Niederlage zum Auftakt gegen Sassuolo Calcio und einem Unentschieden gegen Inter Mailand musste der 52-Jährige seinen Hut nehmen. Für Ballardini ein echtes Déjà-vu. Denn der Übungsleiter wurde bereits zum insgesamt dritten Mal beim sizilianischen Serie-A-Vertreter geschasst. Bei seinem Debüt auf der Palermo-Bank im Jahr 2008 hatte sich Ballardini immerhin noch 37 Spieltage auf dem Schleudersitz im Süden Italiens gehalten.

Bei seinem zweiten Intermezzo, sieben Jahre später, musste der Übungsleiter nach nur 62 Tagen gehen, um schließlich zwei Monate danach die "Rosanero" erneut zu übernehmen und zum Klassenerhalt zu führen. Was auf dem ersten Blick wie ein Fußball-Drama in drei Akten erscheint, lässt sich in Palermo eher als "business as usual" verbuchen. So kam es alleine in der vergangenen Saison zu acht Trainerwechseln. Sechs verschiedene Trainer nahmen insgesamt auf der Trainerbank Platz. Ein Chaos, das allein die Handschrift von Maurizio Zampirini trägt, dem Klubbesitzer, Milliardär und Trainer-Feind in Personalunion.

Vom Hoffnungsträger zum "Mörder"

In 13 Jahren Amtszeit bringt es der exzentrische Klub-Boss auf unfassbare 33 Trainer-Entlassungen. "Maximal 50 Prozent macht die Kompetenz des Trainers aus", sagte Zamparini einst. Ein Motto, dass der Klub-Mäzen stets zu beherzigen scheint. So bekam er vom italienischen Boulevard die  wenig schmeichelhaften Spitznamen "Mangiaallenatori", Trainerfresser oder  "l'ammazza allenatori", Trainermörder verpasst. Zwar wehrt sich der 74-Jährige gegen die öffentliche Darstellung seiner Person und wettert: "Das Bild, was von mir in den Medien gezeichnet wird, der Präsident ist verrückt, das stimmt nicht." Die schiere Vielzahl der Entlassungen spricht dennoch eine andere Sprache. 

Dabei wurde der der jetzige Despot bei seiner Ankunft im Jahr 2002 noch als Heilsbringer gefeiert. 16 Millionen Euro hatte Zamparini kurz zuvor für den Kauf des sizilianischen Vereins auf den Tisch gelegt. Zwei Jahre später feierte man nach 32-jähriger Zweitklassigkeit den Aufstieg in die Belle-Etage des italienischen Fußballs. Ein gewisser Luca Toni wurde mit 30 Toren Torschützenkönig und ganz Sizilien lag Zampani zu Füßen. Der Beginn einer wahren Erfolgsgeschichte. 

Cavani, Pastore und Co. flüchteten allesamt

Gleich im ersten Jahr im Oberhaus qualifizierte man sich für den Uefa Cup. Bis ins Jahr 2010 sollten drei weitere Europa-League-Teilnahmen folgen. Namhafte Spieler wie Edison Cavani, Andrea Barzagli, Fabio Grosso und Javier Pastore gaben sich zu dieser Zeit im Stadio Renza Barbera die Ehre. 

Allerdings blieben die vielversprechendsten Spieler nie lang. Statt in Palermo eine starke Mannschaft zu etablieren, wurden die Leistungsträger meist zügig gewinnbringend weiterverkauft. So liegt der Verdacht nahe, dass der Klub-Despot einfach keinen weiteren Star neben sich duldet.

Auch im Umgang mit seinen Spielern fällt der Despot öfters negativ auf. "Ich werde ihre Eier abschneiden und sie in meinem Salat essen", drohte er seinen Spielern einmal nach einer Niederlage. Der sportliche Niedergang war so unvermeidlich. 2013 musste man den Gang in die Serie B antreten. Zwar schaffte man ein Jahr später den direkten Wiederaufstieg, aber internationale Ambitionen gehören seitdem der Vergangenheit an.

Schlimmes Schicksal droht

Auch die Herrlichkeit des Alleinherrschers könnte bald der Vergangenheit angehören. Wie mehrere italienische Medien übereinstimmend berichten, plant Zamparini den Verkauf seines Lieblingsspielzeugs. "Ich habe die Fußballwelt satt. Als ich vor 35 Jahren in den Fußball eingestiegen bin, war alles ganz anders. Jetzt ist es eine Welt voller Bürokratie und Steuern", verkündete der Präsident jüngst resigniert. Während die meisten Fans dank der Verkaufs-Pläne wohl aufatmen dürften, bleibt für den Verein zu hoffen, dass sich Geschichte nicht wiederholt.

So führte der Mäzen bereits von 1987 bis 2002 beim AC Venedig eine fragwürdige Regentschaft, bei der standesgemäß 26 Trainer ausgetauscht wurden. Nach dem stetigen Aufstieg aus der Viertklassigkeit in die Serie A folgte dort nach dem Abgang des "Trainer-Killers" der Absturz. Zum Abschied hatte sich Zamparini mit der Stadtverwaltung angelegt und die besten Spieler zum US Palermo gelotst. Venedig stand vor einem Scherbenhaufen und musste Konkurs anmelden.

Zumindest der aktuelle Trainer Roberto De Zerbi dürfte erleichtert sein, falls Zamparini tatsächlich am Verkaufsplänen fest hält. Der letzte Sieg gegen Atlanta Bergamo verschaffte ihm zwar etwas Luft. Bei einer deutlichen Niederlage gegen Juventus könnte aber bald schon wieder "business as usual" in Palermo angesagt sein.

Falk Velten

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten