20.08.2016 16:05 Uhr

Neid: "Das Baby ist jetzt groß"

Silvia Neid sagt auf Wiedersehen als Trainerin der DFB-Elf
Silvia Neid sagt auf Wiedersehen als Trainerin der DFB-Elf

Die Freude über den Erfolg war riesig, die Vorfreude auf die Zeit nach der Trainerlaufbahn ist aber ebenfalls groß: Silvia Neid hat mit dem DFB-Team alles erreicht und ist gespannt auf die Zeit danach.

Nach ihrem goldenen Abschluss bei den deutschen Frauen freut sich die langjährige Bundestrainerin Silvia Neid auf ihre neue Aufgabe. "Nach 34 Jahren Frauennationalmannschaft ist das Baby jetzt groß, aus dem Haus und ich kann auch mal wieder was für mich tun", sagte die 52-Jährige am Samstag. 

Vor dem Ruhestand war allerdings Party angesagt: Beim Einmarsch schmetterten die deutschen Fußballerinnen "We Are The Champions", sie hüpften wie wild zu "So sehen Sieger aus", dann knallten mächtig die Korken - und wer sich nicht in Sicherheit brachte, bekam von Alexandra Popp die volle Ladung aus der Sektflasche ab. Als "Königin" Silvia Neid und ihre stolzen Olympiasiegerinnen kurz nach Mitternacht das deutsche Haus enterten, ging die feucht-fröhliche Party so richtig los.

"Wir lassen die Sau raus", versprach Almuth Schult. Immer wieder griff die Torhüterin wie viele Teamkolleginnen nach ihrer Goldmedaille - als wollten sie sich vergewissern, dass ihr historischer erster Olympia-Triumph nicht bloß ein Traum war. Doch das 2:1 (1:0) im Finale gegen Schweden, noch dazu im legendären Maracanã, 768 Tage nach dem WM-Triumph der Männer - es war Wirklichkeit.

"Ich bin überglücklich"

"Es ist grandios, davon träumt jeder Sportler. Dass man jetzt selbst so eine Goldmedaille hat... Wow. Das ist unfassbar", sagte Schult. Auch Spielführerin Saskia Bartusiak, eine von sechs Spielerinnen im Kader, die nun alle drei großen Turniere gewonnen haben, hatte Mühe, ihre Freude in Worte zu fassen. "Jetzt haben wir alle Gold um den Hals hängen. Es ist unbeschreiblich", sagte die Abwehrchefin mit bereits heiserer Stimme: "Ich bin überglücklich."

Die stimmungsvolle Party ging bis in die frühen Morgenstunden. "Man wird nicht jeden Tag Olympiasieger", sagte Abwehrspielerin Annike Krahn am Samstag und fügte mit einem Augenzwinkern an: "Es sind aber alle heil nach Hause gekommen."

Noch im Fußball-Tempel von Rio hatte das Team zuvor bei Sekt und Bier zwei Stunden lang zusammengesessen, um das Trainerteam um Neid gebührend zu verabschieden. Von den Spielerinnen gedrehte Filme mit nachgestellten Szenen der täglichen Arbeit waren bei der Kabinen-Session das amüsante Highlight. "Das war eine tolle Überraschung", sagte Neid sichtlich ergriffen: "Ich bin so stolz auf diese Mannschaft."

Nach elf Jahren im Amt beendet die 52-Jährige ihre Laufbahn auf dem Olymp - für Traurigkeit war bei so viel Genugtuung kein Platz. "Ich bin total happy. Ich habe im Moment überhaupt keinen Abschiedsschmerz, keine Wehmut", sagte Neid dem SID, gab aber zu: "Ich weiß nicht, wie es ist, wenn im September Steffi Jones die ersten EM-Quali-Spiele macht. Das wird sicher komisch sein, wenn ich nicht dabei bin."

"Neid hat den deutschen Frauen-Fußball am meisten geprägt"

Der eigens eingeflogene DFB-Präsident Reinhard Grindel würdigte den Olympiasieg als "historischen Erfolg" und richtete "ein ganz großes Dankeschön an Silvia Neid. Das ist die Krönung ihrer Karriere, fantastisch. Sie ist vielleicht die Frau, die den deutschen Frauenfußball am meisten geprägt hat."

Die Fußstapfen, die Neid mit ihren vier Titeln (WM 2007, EM 2009 und 2013, Olympia 2016) hinterlässt, sind riesig. Sie beginnt ihre neue Aufgabe in der Scouting-Abteilung Frauen- und Mädchenfußball aber mit dem guten Gefühl, ihrer Nachfolgerin ein bestelltes Feld zu hinterlassen: "Es fällt mir total leicht, die Zügel abzugeben. Für mich war immer wichtig, dass ich Steffi Jones eine intakte Mannschaft in die Hand gebe."

Neid, die ihre große Karriere nach einem WM-Triumph und zwei EM-Titeln in elf Jahren als Chefin mit der Goldmedaille krönte, will in ihrem neuen Job über den Tellerrand des Fußballs hinausschauen. "Man kann vielleicht bei den Handballfrauen mal schauen, wie sie am Kreis agieren", sagte Neid: "Wir haben in Brasilien auch erlebt, dass Gegner sehr tief stehen und man muss nach Lösungen gegen diese Abwehrbollwerke suchen."

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