18.08.2016 09:00 Uhr

Ingebrigtsen: "Rosenborg im Lernprozess"

Rosenborg-Trainer Kåre Ingebrigtsen sieht sein Team nicht wirklich als Favorit
Rosenborg-Trainer Kåre Ingebrigtsen sieht sein Team nicht wirklich als Favorit

Der norwegische Meister Rosenborg BK gastiert am Donnerstag (ab 19:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) im Playoff-Hinspiel der Europa League bei der Austria. Rosenborg-Trainer Kåre Ingebrigtsen nahm sich trotz verspäteter Ankunft in Wien Zeit, um vor dem Europacup-Duell mit weltfussball als einzigem österreichischen Medium zu sprechen.

Ein defektes Flugzeug verzögerte die Anreise von Trondheim nach Wien. Spieler und Betreuer trafen am Mittwochabend erst gegen 20:30 Uhr im Ernst Happel-Stadion zum Lokalaugenschein ein. Wie sieht die Gästekabine aus? Ein Blick ins weite Oval. Und wie geht es mit dem Stadionneubau voran? Smalltalk, eine Runde auf dem Rasen und ab ins Hotel.

Doch der Schein trügt. Keineswegs geschlaucht sei die Mannschaft von der Reise, wie Rosenborg-Trainer Kåre Ingebrigtsen gegenüber weltfussball feststellte: "Wir haben nicht am Flughafen gewartet, sondern stattdessen trainiert. Die Reise selber war nicht lang." Das Abschlusstraining am Spielort sei ohnehin nur auf europäischer Ebene üblich. Die späte Ankunft? "Keine Ausrede. Wir sind vorbereitet."

Ingebrigtsen kann fast auf seinen gesamten Kader zurückgreifen. Lediglich der linke Flügelspieler Yann-Erik De Lanley fehlt nach einem Kreuzbandriss in der Vorwoche für mehrere Monate. Ein schmerzhafter Verlust, zumal der 24-Jährige in der Qualifikation der Champions League zwei Tore beigesteuert hatte. Den einen oder anderen zwicke außerdem der Oberschenkel, aber Ingebrigtsen war überzeugt: "Wir haben eine solide Gruppe und werden eine starke Mannschaft haben."

Rosenborg ist auf nationaler Ebene geradezu erfolgsverwöhnt. Zuletzt wurden vier Spiele in Serie gewonnen. Insgesamt zehn gewonnene Heimspiele sind zudem neuer Vereinsrekord für den Rekordmeister. Elf Punkte Vorsprung nach 20 von 30 Runden machen das Projekt Titelverteidigung wahrscheinlich. Die einzige Saisonniederlage gab es gleich in der Auftaktrunde.  Im norwegischen Cup stehen die "Troillongan" (die Trollkinder) im Viertelfinale.

Aus in der Qualifikation der Champions League erst in der Nachspielzeit

Die 0:3-Niederlage bei APOEL Nikosia im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde der Champions League fällt in der Saisonbilanz völlig aus dem Rahmen. Zumal daheim mit einem 2:1-Sieg vorgelegt wurde. "Ein Fehler von uns und wir bekommen in der 92. Minute das Tor. Danach haben wir alles nach vorne geworfen", erklärte Ingebrigtsen.

Drei Gegentreffer in der Nachspielzeit und der "Umstieg" in die Europa League. Wie hat Rosenborg diesen Nackenschlag weggesteckt? "Wir sind noch ein junges und unerfahrenes Team, auch wenn wir letztes Jahr in der Europa League waren und dieses Jahr in der Qualifikation der Champions League", sagte Ingebrigtsen.

"Es war knapp, dass wir nicht weitergekommen sind. Für uns war es eine gute Erfahrung. Wir sind noch im Lernprozess und haben viel mitgenommen. Aber wir müssen uns verbessern", so der 50-Jährige, der Rosenborg im Sommer 2014 übernommen und sogleich zum Double geführt hatte.

Favorit? Eher nicht, aber gerne

Insofern zeigte sich Kåre Ingebrigtsen etwas überrascht, dass Austria-Trainer Thorsten Fink der Mannschaft aus Trondheim die Favoritenrolle zugeschoben hatte. "Ich glaube, es sind zwei gleich starke Teams. In Europa ist es immer knapp und es wird ein schweres Spiel. Aber wir können gerne Favorit sein, ich habe kein Problem damit, auch wenn ich das nicht so sehe", so der Rosenborg-Coach.

Zufrieden sei Ingebrigtsen am Donnerstag mit jedem Resultat, dass eine gute Ausgangsbasis für das Rückspiel biete: "Wir sind daheim sehr gut. Wir schießen auch viele Tore, von dem her ist uns das auch wichtig. Wir sind aber auf jeden Fall hier, um zu gewinnen." 

Informationen über die Austria wurden natürlich gesammelt. Welche Eindrücke Ingebrigtsen über "ein gutes Team" hinausgehend gesammelt hatte, wollte er nicht preisgeben. Nur soviel: Analysiert wurden vor allem einmal die zwei jüngsten Meisterschaftsniederlagen der Veilchen gegen Rapid und Sturm.

Austria-Lektion für spätere Höhenflüge

Bekanntschaft mit der Austria machte Ingebrigtsen schon 1993 im Meistercup. Nach einem 3:1-Heimsieg vergeigte Rosenborg im Horr-Stadion bei einer 1:4-Niederlage den Aufstieg. "Wir haben daheim gut gespielt, auswärts nicht so. Wir wären aufgestiegen, wenn wir smarter gewesen wären. Wir hatten nicht die Erfahrung und waren naiv", erinnerte sich der nunmehrige Trainer. Das Urteil zu damals klingt jenem über die jüngsten internationalen Erfahrungen nicht unähnlich.

Aus dieser Niederlage gegen die Austria und dem 0:5-Debakel gegen KV Mechelen 1989 hatte Rosenborg sehr viel mitnehmen können. "Dieser Lernprozess war wichtig für die späteren Jahre in der Champions League", ist Ingebrigtsen überzeugt.

Revanchegelüste hege er jedenfalls keine mehr. "Siehst Du meine grauen Haare. Das ist so lange her." Nur einen Wunsch habe er: Dass die Europacup-Nacht im September 1993 die schönste Erinnerung der Austria-Fans an Rosenborg bleibt.

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Sebastian Kelterer

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