14.08.2016 11:03 Uhr

Die Supercups als Luxus-Generalproben

Für Lionel Messi wird es am Sonntag heiß hergehen
Für Lionel Messi wird es am Sonntag heiß hergehen

Drei Supercup-Spiele in acht Tagen: Im europäischen Supercup verlor der Europa-League-Sieger FC Sevilla knapp gegen Champions-League-Champion Real Madrid. Nun wartet in der nationalen Supercopa Hin- und Rückspiel gegen Meister und Pokalsieger FC Barcelona auf die Andalusier, denen die Top-Spiele in der Vorbereitung sehr zu Gute kommen. Denn in Sevilla steht ein großer Umbruch an.

Es war ein langes Hin und Her bis sich die Nervionenses aus Sevilla wirklich sicher sein konnten, dass er nicht wieder geht, dass er bleibt und dafür sorgt, dass die Andalusier auch in Zukunft Titel wie am Fließband einfahren. Die Rede ist vom neuen Trainer, Jorge Sampaoli, der kurz nach Amtsantritt das verlockende Angebot seines Heimatverbandes aus Argentinien bekam, Nationaltrainer zu werden.

Sampaoli blieb und fand einen Verein vor, der kräftig umgekrempelt wurde. Mit Coke, dem Kapitän und Fan-Liebling, Krychowiak, dem Leader im Mittelfeld, und Gameiro, dem Knipser im Sturm, fällt eine komplette Achse aus dem Kader. Ob die Leihspieler Luciano Vietto und Matías Kranevitter vom Rivalen Atlético Madrid diese Lücke schließen können, darf bezweifelt werden.

Sevillas neuer Stil

Doch Sampaoli hat einen Plan. Er ist der wahre Neuzugang der Mannschaft. Die chilenische Nationalmannschaft führte der Argentinier sensationell zum Sieg der Copa América 2015. Überfall-Kommando im Angriff, viel Ballbesitz und jede Menge Risiko im Aufbauspiel – das sind die Vorgaben des Trainers.

Oberste Priorität im Spiel des Argentiniers ist, dass seine Schützlinge niemals aufgeben. Giftig und zweikampfstark, so muss sich eine Sampaoli-Mannschaft zeigen. Wie man es schon von der chilenischen Nationalmannschaft seit einigen Jahren gewohnt ist, müssen die Spieler ihren Gegner regelrecht jagen. Zu zweit, zu dritt oder gar zu viert - Hauptsache der Ball wird irgendwie erobert.

Schon im ersten Pflichtspiel der Saison, beim europäischen Supercup, durfte die Mannschaft die neuen Vorgaben umsetzen. In Trondheim legten die Andalusier direkt los und schrammten nur knapp an der kleinen Überraschung vorbei. Spätzünder Sergio Ramos hatte mal wieder etwas dagegen, Sevilla verlor letztlich nach Verlängerung. Sampaoli wusste woran es letztlich lag: "Wir konnten unsere Überlegenheit in der zweiten Halbzeit nicht stark genug festigen". Man merkt an seiner Wortwahl, das Sevilla trotz der vielen Umbrüche nicht an Stärke verloren hat und seine Spiele dominieren will - egal gegen welchen Gegner.

Mehr Stabilität in der Defensive

Im spanischen Supercup bekommt es Sevilla nun zwei Mal mit dem nächsten Hochkaräter zu tun, dem FC Barcelona. Die Andalusier dürfen sich nun also für die späte und unglückliche Niederlage im Finale der Copa del Rey Ende Mai revanchieren, als die Katalanen in der Verlängerung das Spiel für sich entschieden - erneut ging Sevilla irgendwann die Luft aus.

Die Mannschaft von Trainer Luis Enrique hat eine ordentliche Vorbereitung hinter sich. Ohne wirklich zu glänzen gewann man zuletzt gegen Sampdoria Genua mit 3:2. Auch wenn der Spielfluss aus der letzten Saison noch nicht vollständig zurück ist, auf einen Lionel Messi in Torlaune kann man sich immer verlassen. Gleich zwei Tore steuerte der Blondschopf bei, Luis Suárez glänzte mit dem dritten Treffer. Neymar, der andere im Dreigestirn, verweilt bekanntlich derzeit in der Heimat bei den Olympischen Spielen und wird beim Supercup nicht eingreifen können.

Da Luis Enrique mit dem besten Sturm der Welt in der Hinterhand mit neuen Spielern eigentlich alles nur "verschlimmbessern" kann, schnappte sich der Meister zwei vielversprechende Verteidiger auf dem Transfermarkt: Samuel Umtiti und Lucas Digne. Beide jung und für ihre Länder bei der Europameisterschaft aktiv, sollen in Zukunft für etwas mehr Stabilität im Spiel sorgen. Ob der sehr gute Wert von 29 Gegentoren in 38 Ligaspielen deutlich zu verbessern ist, wird man absehen müssen. Fehlen wird im Supercup in jedem Fall Marc-André ter Stegen, der sich das Knie verstauchte. Bitter für den Deutschen, wollte er doch im Zweikampf mit dem Chilenen Claudio Bravo um den Stammplatz in der Liga angreifen.

Beiden Trainern stehen nun zwei richtig schwere Spiele bevor, in denen die letzten Feinschliffe gemacht werden müssen. Denn nur drei Tage nach dem zweiten Final-Spiel geht es für beide Teams wieder in der Primera División los. Die Supercups sind für spanische Teams eben derzeit Luxus-Generalproben - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Gerrit Kleiböhmer

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