30.07.2016 11:19 Uhr

Russlands Jubiläums-Liga bittet zum Tanz

Wiederholt CSKA den Triumph der letzten Saison?
Wiederholt CSKA den Triumph der letzten Saison?

Anpfiff in Russland! 15 Jahre nach Einführung der russischen Premier Liga warten alle gebannt auf die neue Saison. Während Meister CSKA die Titelverteidigung ins Visier nimmt, muss Verfolger Zenit eine große Lücke schließen.

Ein Herzschlagfinale am letzten Spieltag der vergangenen Saison: Titel-Favorit CSKA spielte auswärts bei Rubin Kazan. Verfolger FK Rostov, nur zwei Pünktchen von den Moskowitern entfernt, musste bei Terek Grozniy gewinnen. Es kam, wie viele es erwartet hatten: CSKA ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und schoss sich mit einem 1:0-Sieg zur sechsten Meisterschaft nach Einführung der Premier Liga. Für die Gelb-Blauen aus Rostov war es am Ende immerhin die beste Platzierung der Vereinsgeschichte.

Meisterlicher Rückhalt

Größter Rückhalt für CSKA war in der vergangenen Saison wieder einmal Torhüter Igor Akinfeev, der jedes zweite Spiel zu null bestritt und auch bei der Europameisterschaft als einer der wenigen Russen eine gute Leistung ablieferte. Unvergessen seine starke Parade im Spiel gegen England, als er Wayne Rooneys abgefälschten Spannschuss mit einem Wahnsinns-Reflex parierte. Für die UEFA Grund genug, die Szene zur Auswahl der "Parade der Saison" zu stellen.

Durch den Erfolg in der letzten Saison sah sich der Meister eben nicht gezwungen, auf dem Transfermarkt zuzuschlagen. Einzig der Ivorer Lacina Traoré, der per Leihe für ein Jahr vom AS Monaco an die Moskwa wechselt, ist eine nennenswerte Verstärkung für Trainer Leonid Slutskiy. Dass die zurückhaltende Kaderplanung zu Problemen führen könnte, zeigte sich bereits im Russischen Supercup gegen den Pokalsieger Zenit St. Petersburg. Fehlende Durchschlagskraft vorne und mitunter schlechte Abstimmung hinten führten letztlich zur schmerzhaften 0:1-Niederlage.

Am ersten Spieltag der Saison muss CSKA bei Anzhi Makhachkala bestehen und zeigen, dass die Meister-Form anhält. Die wiederum haben sich mit satten sieben Spielern verstärkt - vier allein von Absteiger Kuban Krasnodar.

Das Trikot mit der Nr. 7

Beim Pokalsieger Zenit geht es in dieser Saison erst einmal darum, den großen Sommer-Schock zu verdauen. Givanildo Vieira de Souza, besser bekannt als Hulk, ist fort und hinterlässt eine Lücke, die kaum zu schließen möglich ist. Der Brasilianer mit dem wuchtigen Schuss spielte ganze vier Jahre für die Himmelblauen und kam insgesamt auf 74 Tore. 55,8 Millionen Euro Ablöse blätterte sein neuer Verein Shanghai SIPG hin. Millionen, die aber nicht wirklich in den Kader reinvestiert wurden. Ex-Bundesliga-Profi Róbert Mak und der Brasilianer Giuliano sind die einzigen namhaften Neuverpflichtungen des Titel-Aspiranten.

Sollte Mittelfeldmotor Axel Witsel den Verein am Ende der Transfer-Periode doch noch verlassen, steht Zenit plötzlich ohne die zwei Säulen da. Zuletzt klopfte der FC Everton an, allerdings soll auch SSC Napoli eine Option sein. Zum Liga-Auftakt geht es für die Mannschaft um den neuen Trainer Mircea Lucescu zum Kontrahenten Lokomotive Moskva.  

Wie der verbleibende Stürmer Aleksandr Kokorin im Interview gegenüber "sport-express.ru" verriet, bereitet sich die Mannschaft nach dem gelungenen Supercup-Auftakt sehr penibel vor: "Lucescu legt den Fokus bei der Arbeit auf das Physische." Eine Gangart also, die nicht immer gut bei Spielern ankommt. "Wir gewöhnen uns langsam daran", meint Kokorin diplomatisch. Man darf gespannt sein, wie gut das Team die Veränderungen verkraften kann. Der Stürmer freut sich zumindest auf ein "interessantes und hartes Spiel" gegen Lokomotive.

Zenit St. Petersburg vs. Lokomotive Moskva am Samstag ab 16:30 Uhr im weltfussball-Liveticker

Überraschungsmannschaft Spartak?

Nachdem im letzten Jahr vor allem FK Rostov für Furore sorgte, sind sich die Experten einig, dass nun die Zeit von Spartak Moskva geschlagen hat. "Nein, wir sind nicht verrückt", schreibt das Online-Magazin "soccer.ru" bei ihrer Einschätzung. Bayern-Rückkehrer Serdar Taşçı und vor allem Neuzugang Fernando von Sampdoria Genua sorgen für eine kleine Euphorie beim Serienmeister der 90er Jahre.

Im Qualifikationsspiel der Europa League bei AEK Larnaca aus Zypern lag man allerdings 65 Minuten lang in Rückstand, ehe André Alves den Ausgleich sicherte und eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel schaffte. Am ersten Spieltag der neuen Saison spielt Spartak gegen Arsenal Tula - ob die Experten Recht behalten werden?

Kampf gegen Korruption

Letzten Endes greifen zum Jubiläum nicht nur die Top-Klubs an, sondern auch der Russische Liga-Verband. Dieser nimmt den Kampf gegen Korruption auf und führt ein Frühwarnsystem ein, welches man durch die von Krisen geplagte FIFA kennt. Somit soll verhindert werden, dass Spielabsprachen und vor allem Wettmanipulationen, wie sie in der Vergangenheit oftmals Gang und Gäbe waren, nicht mehr vorkommen.

Hierzu arbeitet der Verband ab sofort mit dem Unternehmen "Liga Stavok" zusammen, das als integrer Wettanbieter verschiedene Produkte im russischen Sport bewirbt. Durch die Zusammenarbeit verspricht man sich nun, dass der russische, in Verruf geratene Fußball an Beliebtheit gewinnt. "Die neuen Entwicklungen und die Zusammenarbeit sind ein Geschenk für alle Fans unseres wunderbaren Sports", rief der Verbands-Präsident Sergej Prjadkin begeistert aus. Bleibt nur zu hoffen, dass die neue Saison der Premier Liga verspricht, was sie hält.

Gerrit Kleiböhmer

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