27.07.2016 12:17 Uhr

Matthäus: "Ancelotti denkt wie Trapattoni"

Lothar Matthäus lässt sich von den Bayern-Fans feiern
Lothar Matthäus lässt sich von den Bayern-Fans feiern

Der Experte, der zu Allem und Jedem seine Meinung hat und diese auch sehr gerne kundtut, äußerste sich in seiner Kolumne in der "Sport Bild" zum neuen Bayern-Coach Ancelotti. Lothar Matthäus, der nach seiner aktiven Zeit als Fußballprofi selbst einige Versuche als Fußballlehrer startete, mit - milde ausgedrückt - eher mäßigem Erfolg, verglich den Chef-Trainer der Bayern mit seinem ehemaligen Trainer Giovanni Trapattoni. Zudem machte er den Dortmund-Check.

Als er 1988 den FC Bayern verlassen hatte, um sich Inter Mailand mit dem damaligen Trainer "Trap" anzuschließen, habe ihn ein "regelrechter Spiel-Kulturschock" erwartet. In München der dominante Angriffsfußball, in Mailand die abwartende Kontermentalität. Er als "Mittelfeldchef", so Lothar, und sein Coach gerieten oft aneinander. Der Grund: Er trieb seine Mitspieler unermüdlich nach vorne, Trap beorderte die Mannschaft immer wieder zurück.

Ein märchenhafter Ausgang war die Folge: Am Ende habe man sich perfekt ergänzt, schwärmte der Weltmeister-Kapitän von 1990. Inter wurde damals mit den meisten Toren und den wenigsten Gegentreffern Meister - der Dank hierfür gebührt natürlich einzig und alleine dem Mittelfeldchef.

Trap und Bayern: Keine Harmonie

Der deutsche Rekordnationalspieler lieferte aber auch ein Gegenbeispiel. 1994 lockten die Verantwortlichen vom FCB Trapattoni an die Isar - natürlich auf Geheiß vom Mittelfeldmotor. TV-Experte Matthäus gab - bescheiden wie er nun mal ist - zu: "Trap als Bayern-Trainer zu holen war meine Schnapsidee. Ich hätte wissen müssen, dass sein Defensivdenken mit dem FCB-Offensivverständnis nicht harmonieren würden."

Nach einem einjährigen Intermezzo verließ Trapattoni die Bayern wieder, kehrte aber bereits ein Jahr später wieder zurück nach München und war nun besser auf die Philosophie der Bayern eingestellt. Auch wenn auch beim zweiten Engagement des Italieners "nicht alles optimal harmonierte", wie Matthäus verriet, wurden dennoch Erfolge gefeiert: 1997 gewannen die Münchner die Meisterschaft, 1998 den DFB-Pokal.

Backup für Lewandowski

Selbstverständlich kann der Fußball-Kenner Lothar auch Traps Landsmann Carlo Ancelotti einschätzen. Er glaubt zu wissen, dass der neue Bayern-Coach zunächst wie Trapattoni denkt: italienisch-defensiv. Anders als unter Pep Guardiola werden die Bayern ihren Gegner von nun an "häufiger 20 Meter weiter hinten empfangen", so Matthäus. Er bezieht sich hiermit auf Ancelottis Zeit bei Real Madrid, und wie die Königlichen im CL-Halbfinale gegen "Guardiolas Ballbesitz-Bayern" auftraten. Den Madrilenen gelangen damalig fünf Treffer, die Bayern bleiben torlos. Glaubt man der Fußball-Kompetenz des 150-fachen deutschen Nationalspielers, so darf man sich darauf einstellen, dass "Ancelotti trotz aller Beteuerungen noch eine zweite Nummer 9 als Backup für Lewandowski holt."

Weiterhin schätzte Lothar den Bayern-Jäger Dortmund ein. In Dortmund sei die Situation eine ganz andere: Während man mit Tuchel einen vertrauten Trainer an der Seitenlinie habe, wären dafür aber die "Herzstücke der Mannschaft" ausgetauscht worden. "Hummels, Gündoğan und Mkhitaryan wurden durch acht starke Neuzugänge ersetzt", erklärte Matthäus. Er ist sich sicher, dass sich Götze, Schürrle, Rode und die anderen Verpflichtungen des BVB "bestens in das System Tuchels einfügen" werden.

Bleibt für den neutralen Fußballfan zu hoffen, dass der Guru des deutschen Fußballs mit folgender Prophezeiung Recht behalten wird: "Mit diesen Transfers wird beim BVB etwas heranwachsen, was dem FC Bayern sehr nahekommt!"

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