24.07.2016 12:36 Uhr

Das BVB-Experiment: Tuchel gefordert wie nie

Thomas Tuchel steht vor einer Mammutaufgabe
Thomas Tuchel steht vor einer Mammutaufgabe

Thomas Tuchel ist gefordert wie nie zuvor. Der Trainer von Borussia Dortmund muss den großen Umbruch abfedern, seine Aufgaben scheinen gewaltig zu sein.

Thomas Tuchel hatte es gar nicht so gemeint. Als er von einer "Reise ins Ungewisse" sprach, bezog sich der Trainer von Borussia Dortmund auf das Trainingslager in China, nicht auf den riesigen Umbruch in seiner Mannschaft. Doch seine Worte passen perfekt: Tuchel ist der Leiter eines abenteuerlichen Fußball-Experiments, bei dem alles möglich ist.

Das zeigte auch das 4:1 im Testspiel gegen Manchester United am Freitag in Shanghai, ohne Mario Götze und André Schürrle wohlgemerkt. Doch als José Mourinho anschließend vorpreschte, bremste Tuchel ihn scharf aus. Das große Manchester United - ein Formel-3-Wagen? Der BVB jedoch, mit seinen Top-Talenten: ein Formel-1-Geschoss? "Dieser Vergleich ist mir zu drastisch", sagte er seinem Trainerkollegen.

Verfrühte Euphorie kann Thomas Tuchel nicht gebrauchen. "Wir haben noch einen langen Weg zu gehen und noch viele Dinge zu verbessern", sagte er fast vorsichtig, denn er weiß: Es werden harte Rückschläge kommen. Und er selbst wird gefordert sein wie nie zuvor.

Watzke spricht vom großen Umbruch

Der Trainer hat eingeräumt, dass er sich die Saisonvorbereitung anders vorgestellt hatte. Er dachte, er würde ein, zwei Solisten in ein funktionierendes Ensemble einpassen. Stattdessen muss er Hochtalentierte zu einem neuen Orchester formen. "Den größten Umbruch der vergangenen zehn Jahre" nennt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke diese Aufgabe.

Tuchel hat tief durchgeatmet, besonders der Abgang von Henrikh Mkhitaryan hat ihn getroffen. Dann hat er begonnen, sich das Wegbrechen seiner Stützen "zu einer Herausforderung umzudeuten". Tuchel redet begeistert vom "Leuchten in den Augen" seiner Neuzugänge, von der Lust am "Neuanfang". Gelingt er auf Anhieb, ist Tuchel ein Großer.

Denn auch mit Götze und Schürrle, den strauchelnden Weltmeistern, hat er sich gewaltige Aufgaben gestellt. Er muss Götze zu früherer Fitness und Leichtigkeit führen, zudem das Grummeln der Fans moderieren, die 2013 beleidigt und wütend Götzes wenig eleganten Abgang zu Bayern München begleitet hatten.

Schürrle muss liefern

Mit Schürrle wird es nicht einfacher werden. Tuchel verkauft den Mann vom VfL Wolfsburg als perfekten Mkhitaryan-Ersatz, der Schürrle kaum sein wird. 26 Tore oder Vorlagen lieferte der Weltmeister 2015/16 in 41 Pflichtspielen, nur 14 davon in der Bundesliga, das sind 0,63 pro Spiel.

Mkhitaryan war überragend, es wäre absolut nicht verwunderlich, würde er zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. 55 Tore oder Vorlagen in 52 Spielen stehen für ihn in der Statistik, 31 in der Liga, pro Spiel 1,06.

Tuchel ist also als Psychologe gefragt, und als Puzzlespieler, der zudem die Balance zwischen der bestens besetzten Offensive und der anfälligen Defensive herstellt. "Es wird immer zu unserem Profil gehören, nicht nur offensiv zu attackieren, sondern auch aggressiv zu verteidigen", betont er.

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