28.05.2016 11:42 Uhr

Playoff-Finale: Der Traum vom großen Geld

Sheffield und Hull kämpfen um mehr als nur den Aufstieg
Sheffield und Hull kämpfen um mehr als nur den Aufstieg

Mailand und London. Zwei Metropolen, die einen ganz besonderen Charme besitzen und Menschen aus aller Welt in ihren Bann ziehen. Da wundert's nicht, dass die beiden Städte auch im Fußball eine Sonderrolle einnehmen. Doch am Samstag sind es nicht Chelsea und Arsenal, Milan oder Inter, die im Vordergrund stehen, sondern vier Teams, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Während im Giuseppe-Meazza-Stadion das pompöse Champions-League-Finale zwischen den madrilenischen Stadtrivalen Real und Atlético auf dem Programm steht, ist das Wembley Stadium Schauplatz des Playoff-Duells der englischen Zweitligisten Hull City und Sheffield Wednesday.

Man möchte meinen, diese beiden Begegnungen hätten so gar nichts gemein, doch der Schein trügt: Hüben wie drüben lockt neben dem sportlichen Erfolg auch das große Geld. Doch während die spanischen Königsklassen-Kontrahenten über 10 Millionen Euro Siegprämie nur müde lächeln, stehen in England ganz andere Summen auf dem Spiel. Weil ab der kommenden Saison der neue milliardenschwere TV-Vertrag der Premier League greift, darf der Sieger des Finals mit 215 Millionen Euro rechnen - selbst wenn er danach direkt wieder absteigen sollte.

Plötzlich reich

Entsprechend euphorisch wurde in Burnley und Middlesbrough gefeiert, als dort kürzlich auf direktem Wege der Aufstieg ins Oberhaus gelang. Plötzlich gehören die "Clarets" ebenso wie "The Boro" zu den reichsten Klubs Europas. Rund 120 Millionen Euro hat ein Liganeuling im ersten Jahr sicher, also rund 50 Millionen Euro mehr, als es 2015 für diese Leistung gegeben hat. In Sheffield und Hull hofft man, bald ebenfalls von dieser lukrativen Neuerung zu profitieren. 

Die Bedeutung dieses Millionen-Endspiels ist spürbar größer als in den Vorjahren. Hull City hat im Ligaendspurt seine wichtigsten Spieler geschont, um ausgeruht in die K.o.-Spiele gegen Derby County zu starten. Mit Erfolg (und ein wenig Glück): Nach einem bärenstarken 3:0-Auswärtssieg im Hinspiel konnten sich die Tigers beim Rückmatch im heimischen KC Stadium sogar eine 0:2-Pleite erlauben.

Rund eine Stunde südwestlich von Hull trat Sheffield als Underdog gegen Brighton & Hove Albion an, das als Dritter nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz den direkten Sprung in die Premier League verpasst hatte. Im auf der Insel liebevoll "Vogelduell" getauften Aufeinandertreffen zwischen "Owls" und "Seagulls" setzten sich die Eulen am Ende ebenso überraschend wie verdient mit 2:0/1:1 gegen den Favoriten durch. Sheffields Coach Carlos Carvalhal hatte die Bedeutung der Playoffs schon im Vorfeld unmissverständlich klargemacht: "Ich habe schon in der Europa League gecoacht und in meiner Karriere drei Endspiele bestritten. Dies ist eine ähnliche Situation". Die gesamte Region um die traditionsreiche Industriestadt hofft nach 16 Jahren Abstinenz auf eine Rückkehr auf die große Fußballbühne.

Alle wollen ein Stück vom Kuchen

Während die Fans überwiegend die sportlichen Vorteile sehen - Manchester und Chelsea klingen nunmal reizvoller als Rotherham und Brentford - schielen die Vereinsoberen vor allem auf die überdimensional hohen Einnahmen aus dem neuen TV-Vertrag der Premier League. Hintergrund: In Großbritannien wird Fußball seit Jahrzehnten nur im Pay-TV ausgestrahlt. Eine Vielzahl an Sendern streitet um die Übertragungsrechte und treibt damit die Lizenzpreise in ungeahnte Sphären.

Europaweit führend ist die Liga zudem in puncto Auslandsvermarktung. Der neue Deal umfasst über die kommenden drei Jahre umgerechnet mehr als sieben Milliarden Euro. Was das für die 20 Erstligisten zu bedeuten hat, fasst Arsenal-Teamchef Arsène Wenger treffend zusammen: "Alle englischen Klubs haben jetzt Geld zum Ausgeben." Mehr als manch ein Champions-League-Teilnehmer. Kein Wunder also, dass unterklassige Vereine mittlerweile vermehrt ins Risiko gehen, um in naher Zukunft ein saftiges Stück vom Kuchen zu ergattern.

"Wir schreiben gerade Geschichte"

Hull und Sheffield treten nun also im lukrativsten Spiel Europas an. Die Tigers, erst 2015 abgestiegen und in der abgelaufenen Championship-Spielzeit mit dem teuersten Kader der Liga, gelten bei den Buchmachern zwar als Favorit, doch das Schicksal von Brighton zeigt, dass derartige Prognosen wenig Aussagekraft besitzen. Der Kultstatus genießende Hull-Coach Steve Bruce stelle zuletzt klar, dass es "keine Ausreden" geben dürfe. Viele Hoffnungen ruhen dabei auf Torjäger Abel Hernández, der mit 20 Treffern ein Erfolgsgarant der Orange-Schwarzen war.

Derweil appelliert Sheffields Carvalhal an den Siegeswillen seiner Jungs: "Alle wissen, worum es in Wembley geht. Wir schreiben gerade Geschichte. All das ist sehr wichtig und wir verdienen es absolut". Gelingt der Coup in London, verdienen sie bald noch viel mehr.

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