19.05.2016 07:53 Uhr

Klopp: Pleite sicherlich nicht "Gottes Plan"

Klopp verlor das Europa-League Finale mit Liverpool
Klopp verlor das Europa-League Finale mit Liverpool

Jürgen Klopp war zutiefst frustriert, in seiner schwarzen Serie von fünf Finalniederlagen sieht er jedoch keinen Fluch.

"Ich glaube nicht, dass es Gottes Plan ist, mich ständig in Endspiele zu schicken und mir dann einen drüber zu geben. Ich darf mich glücklich schätzen, hier Coach zu sein. Ich denke also nicht, dass ich eine unglückliche Person bin oder das Leben nicht fair zu mir ist. Heute war halt etwas unglücklich, das stimmt", sagte der Teammanager des Liverpool FC nach dem 1:3 (1:0) gegen den FC Sevilla im Finale der Europa League in Basel.

Klopp war ruhig und gefasst, als er am späten Mittwochabend vor die Presse trat. Einen Schweizer TV-Reporter, der ihm mit einem Witzchen kam, hatte er zuvor allerdings vor laufender Kamera schonungslos abgefertigt. 

"Danke, dass sie kurz vorbeikamen und wie sagt man eigentlich in ihrem Fall: 'Kopf hoch' oder 'Klopp hoch'?", fragte der Eidgenosse. Klopp entgegnete sichtlich genervt: "Sehen sie, ich habe die Probleme, sie nicht, weil sie können schon wieder Scherze machen." Danach dampfte der 48-Jährige ab.

"In allen fünf Finals, die ich verloren habe, gab es keine einzige Fehlentscheidung zu meinen Gunsten", sagte er später, "aber auch das wird sich irgendwann ändern. Ich werde für weitere Endspiele kämpfen, mit allem, was ich habe."

In insgesamt vier Situationen sah sich Klopp entscheidend benachteiligt. Zwei Handspiele der Spanier im Strafraum hatte der schwedische Schiedsrichter Jonas Eriksson in der ersten Halbzeit übersehen, er gab ein umstrittenes Tor für Sevilla und pfiff das vermeintliche 2:0 für Liverpool zurück. 

Klopp versuchte dennoch, den Schmerz schnell abzuschütteln: "Wir sind noch jung, wir müssen lernen. Vielleicht wird man irgendwann sagen: Das war ein entscheidender Tag für die wundervolle Zukunft des Liverpool FC."

Das komplette Interview mit Klopp:

Frage: "Jürgen Klopp, können Sie sich den Kollaps Ihrer Mannschaft in der zweiten Halbzeit erklären?"

Jürgen Klopp: "Das erste Gegentor hatte großen Einfluss. Logischerweise. Wir haben dadurch das Zutrauen in unser Spiel komplett verloren. Und wir haben unsere Ordnung aufgegeben."

"Einige Schiedsrichterentscheidungen waren zumindest fragwürdig."

Klopp: "Ich habe jetzt zwölf Interviews gegeben, und jeder hat mir von zwei Handspielen in der ersten Halbzeit berichtet. Es gab insgesamt vier sehr offensichtliche Entscheidungen gegen uns. Wir sind enttäuscht und frustriert. Sicher wäre es mit einem 2:0 zur Halbzeit besser gewesen."

"Die Niederlage im Finale bedeutet auch eine Saison ohne Europapokal. Wie hart trifft Sie das?"

Klopp: "Richtig. Wir sind nächstes Jahr international nicht dabei. Das bedeutet: kein Fußball am Mittwoch, keiner am Donnerstag. Wir werden das nutzen, hart trainieren und noch stärker zurückkommen. Wir werden kämpfen. Wir werden mehr Pausen bekommen und haben dann hoffentlich weniger Verletzungsprobleme, obwohl vielen meiner Spieler eine harte EM in Frankreich bevorsteht."

"Sie haben nun Ihre letzten fünf Endspiele verloren. Alle sagen aber, Sie seien ein guter Trainer. Ist Fußball unfair?"

Klopp: "In allen diesen Finals gab es keine Fehlentscheidung zu meinen Gunsten. Das wird sich auch mal ändern, irgendwann. Wir müssen wohl noch mehr Finals erreichen. Ich glaube nicht, dass es Gottes Plan ist, mich ständig in Endspiele zu schicken und mir dann einen drüber zu geben."

"Dennoch ist es ein frustrierender Abend. Was bedeutet diese Niederlage für die Entwicklung Ihrer Mannschaft?"

Klopp: "Wir sind noch jung. Wir müssen lernen, besser zu reagieren. Auch den Prozess der Selbstkritik habe ich noch nicht abgeschlossen. Vielleicht wird man irgendwann sagen: Das war ein entscheidender Moment für die wundervolle Zukunft des FC Liverpool."

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