04.05.2016 16:03 Uhr

Rampenlicht: Von Kurz- und Leiharbeitern

Yoshito Okubo will erneut Torschützenkönig werden
Yoshito Okubo will erneut Torschützenkönig werden

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf drei Kurzzeitmitarbeiter im deutschen Oberhaus, die Erfolge lieber im Ausland feiern.

Winterpause der Saison 2009/2010, Hannover. Sportdirektor Schmadtke ist alles andere als zufrieden mit dem Verlauf der Hinrunde. Mit nur 17 Punkten und 27 Gegentreffern steht man nur einen Punkt vor dem Relegationsplatz – zu wenig für die Ansprüche der 96er. Also soll Verstärkung her! Ján Ďurica scheint ein idealer Kandidat zu sein.

Der slowakische Nationalspieler, bei seinem Verein Lokomotive Moskau kein Stammspieler, sollte als Leihspieler schleunigst die Defensive verstärken. „Wir sind sehr froh, dass er sich für uns entschieden hat. Damit verbessern wir unsere Optionen“, verkündete Assistent Andreas Bergmann im Winter euphorisch. Das Wunschdenken wurde aber schnell von der Realität eingeholt. Unglücksrabe Ďurica verletzte sich nach nur 14 Tagen im roten Dress und kam nur insgesamt neun Mal zum Einsatz. 96 wurde 15.

Die Kaufoption verstrich und der Slowake kehrte im Sommer nach Russland zurück. Anders als in Deutschland war Ďurica in seinem Heimatland jedoch sehr gefragt. Der Verteidiger flog zur WM nach Südafrika und kegelte mit seiner Mannschaft Weltmeister Italien sensationell aus dem Turnier – Ďurica bestritt alle vier Spiele. Seither zählt der Slowake zum Stammpersonal der Moskauer.

Am vergangenen Spieltag wollte Lokomotive im Derby gegen Spartak unbedingt gewinnen. Als einen der Protagonisten hob sich allerdings unfreiwilliger Weise der Slowake hervor: Kurz vor der Pause ebnete Ďurica dem Gegner mit einem Eigentor den Weg zum Sieg. Anstatt zu klären, schob der Verteidiger die Kugel gekonnt in die Maschen.

Neun Spiele, Null Tore, eine Meisterschaft

Ähnlich kurz in Deutschland verweilte seinerzeit der Japaner Yoshito Okubo. In Niedersachsen blätterte man 2009 ganze zwei Millionen Euro Ablöse für Okubo hin, entsprechend hoch war auch die Erwartungshaltung beim VfL Wolfsburg. Dazu passt Felix Magaths Kommentar gegenüber: „Ein guter Mann. Japanischer Nationalstürmer. Ich kenne ihn schon länger.“

Soweit so gut. Dass Okubo aber selbst bei eingefleischten Wölfen keinen sonderlich großen Eindruck hinterlassen hat, wird wohl daran liegen, dass er nur neun Spiele für den neuen Arbeitgeber bestritt. Als frisch gebackener Deutscher Meister kehrte Okubo zu Vissel Kobe nach nur sechs Monaten in die Heimat zurück – ohne ein Tor erzielt zu haben.

2013 wechselte der Stürmer zu Kawasaki Frontale. Mittlerweile gilt der 33-jährige im Land der aufgehenden Sonne zu den großen Stars und trifft wie am Fließband. In den letzten drei Spielzeiten holte er sich die Torschützenkanone; Mit 162 Toren ist er der beste Torjäger der Ligageschichte.

Kein Wunder, dass Japans Nationaltrainer Vahid Halilhodzic offen darüber nachdenkt, Okubo für die nächsten Länderspiele erstmals nach 2014 wieder zu nominieren: „Er mag zwar auf die 34 zugehen, aber er trifft weiterhin. Jemand wie Okubo verdient es im Team zu sein“, äußerte er sich kürzlich gegenüber der „Japan Times“. Gut möglich also, dass man Okubo bald wieder auf der ganz großen Bühne wiedersieht.

Aschaffenburg – Manchester – Duisburg – Luzern

Auf die ganz große Bühne hat es der Deutsche Markus Neumayr nie wirklich geschafft. Dabei standen die Vorzeichen des Unterfranken ziemlich gut. Nach seiner Berufung in den U-17 Kader Deutschlands wechselte er 2003 in die Jugend von Manchester United. Dort spielte Neumayr für die zweite Mannschaft, als Kapitän wohlgemerkt.

Im Sommer 2006 dann der Sprung zurück nach Deutschland zum MSV Duisburg, für die der Mittelfeldspieler sein Profidebüt absolvierte. Fünf Einwechslungen in Liga Zwei und drei weitere im deutschen Oberhaus später versuchte sich Neumayr fortan in Belgien beim SV Zulte Waregem. Der Beginn einer kleinen Reise: Über Rot-Weiß Essen, Wacker Burghausen, dem FC Thun, AC Bellinzona und dem FC Vaduz gelang er im Januar 2016 schließlich in die Hände eines alten Bekannten aus der Bundesliga…

Ex-Nationalspieler Markus Babbel, Trainer des FC Luzern, wurde auf ihn aufmerksam und schenkte ihm gleich das Vertrauen. Nach kurzer Eingewöhnungszeit trug sich Neumayr mit einem Doppelpack ausgerechnet gegen die alten Kollegen aus Liechtenstein in die Torschützenliste.

Am vergangenen Wochenende bescherte er seinen Farben mit dem Ausgleichstreffer im Spiel beim FC Lugano immerhin einen Punkt. Damit lässt er seine Mannschaft von der Qualifikation zur Europa League träumen – bei fünf verbleibenden Partien beträgt der Abstand gerade mal vier Punkte. Am Samstag trifft Neumayr erneut auf seinen alten Verein. Die Vorzeichen stehen wieder ziemlich gut.

Gerrit Kleiböhmer

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