29.04.2016 11:40 Uhr

Gutachten: GAK ab Mitte 2001 zahlungsunfähig

Flashback ins Jahr 2001: Rudolf Roth und Peter Svetits
Flashback ins Jahr 2001: Rudolf Roth und Peter Svetits

Nach neun Jahren Ermittlungen der Staatsanwaltschaften liegt nun das Gutachten zum Verfahren gegen frühere Funktionäre des ehemaligen Bundesligavereins GAK vor: Der Sachverständige Thomas Keppert sieht die Zahlungsunfähigkeit beim Meister von 2003/2004 bereits mit August 2001, berichtete die "Kleine Zeitung" am Freitag.

Der Zeitschrift "News" zufolge umfasst das Gutachten 2.070 Seiten. In deren Bericht wird Keppert zitiert: Es müsse "aus betriebswirtschaftlicher Sicht festgehalten werden, dass der Verein längstens mit Ablauf des 3. August 2001 (...) nicht mehr in der Lage war, seine fälligen Schulden zu entrichten."

Bekanntlich hat der GAK aber erst 2007 - somit sechs Jahre später - erstmals Konkurs angemeldet. Möglich war das laut Gutachten mit falschen Bilanzen: Kaum ein Jahresabschluss, den der Grazer Athletik Klub bis zu seinem Bundesliga-Aus 2007 vorlegte, habe auch nur annähernd der Wirklichkeit entsprochen.

Keppert erklärte in seinem Gutachten, dass Unterlagen vorliegen, die den Verdacht untermauern, "dass sich der Verein jedenfalls seit dem Jahr 2000 wesentlich durch die Verschweigung von Lohnabgaben gegenüber dem Finanzamt Graz finanziert hat. Durch diese Hinterziehungen waren die Lohnabgaben zwar bereits fällig, aber aus den Büchern des Vereins nicht zu ersehen. Schon durch die Verschweigung dieser Verbindlichkeiten kam es jedenfalls zu einer wesentlich geschönten Darstellung der wirtschaftlichen Lage im Rechnungswesen des Vereins."

Im Fokus der Ermittlungen stehen die ehemaligen Präsidenten der "Roten Teufel" - darunter Peter Svetits, Rudolf Roth, Harald Sükar und Stephan Sticher. Der Gutachter rechnete vor, in welcher Ära Lohnabgaben in unterschiedlicher Höhe vorenthalten worden sein sollen: 731.000 Euro bei Svetits, 3,15 Millionen Euro bei Roth und 254.500 Euro bei Sükar. Mit "Schattenkonten", über die 3,2 Millionen Euro geflossen seien, soll der Spielbetrieb aufrechterhalten worden sein. Von denen habe Roth laut Gutachten wissen müssen.

Überzogene Spielergehälter - mangelnde Kontrolle

Die Ursache für die finanzielle Schieflage ortete Keppert bei überzogenen Spielergehältern und mangelnder internen und externen Kontrolle. "Schwarzlöhne" in der Höhe von fünf Millionen Euro sollen ausbezahlt und 1,8 Millionen Euro an schwarzen Kartenerlösen eingenommen worden sein. Alleine bei der Steuerhinterziehung stehen vier bis fünf Millionen Euro im Raum.

Neben dem Gutachten von Keppert hatte auch schon Fritz Kleiner ein Gutachten erstellt, doch er musste Anfang 2012 wegen möglicher Befangenheit den Fall abgeben. Kleiner hatte die Insolvenz mit 30. Juni 2000 festgestellt. Keppert hat sein Gutachten, das rund eine Million Euro gekostet haben soll, in vier Jahren mit Rückblicken bis in die 90er-Jahre erstellt. Erst im Februar 2016 hatte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) den Akt von der Staatsanwaltschaft Graz übernommen.

Die WKStA bestätigte am Freitag, dass das Gutachten vorliegt. Inhaltliche Auskünfte gab Sprecherin Alexandra Baumann jedoch wegen des laufenden Verfahrens nicht. Nun müssen die Staatsanwälte die Expertise prüfen und über eine mögliche Anklage entscheiden.

Mehr dazu:
>> GAK Fall für Korruptionsstaatsanwaltschaft

apa/red

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten