02.02.2016 13:20 Uhr

Okazaki: Im Schatten der Überflieger

Shinji Okazaki (M.) hat bei Leicester City meist die Rolle des Nebendarstellers
Shinji Okazaki (M.) hat bei Leicester City meist die Rolle des Nebendarstellers

Ein halbes Jahr nach seinem spektakulären Wechsel zu Leicester City kämpft Shinji Okazaki auf der Insel noch um Anerkennung. Im Schatten von Jamie Vardy und Riyad Mahrez pendelt der ehemalige Mainzer regelmäßig zwischen Startelf und Bank. Der Anpassungsprozess an die englische Robustheit erfordere Geduld, mahnt Coach Ranieri, der Zweifel an seinem Allrounder im Keim erstickt.

Kaum eine Nation wird weltweit so für ihre Bräuche und Traditionen geschätzt wie Japan. Wichtiger Teil dieser einzigartigen Kultur ist die landestypische Küche mit liebevoll zubereiteten Delikatessen wie Ramen und Sushi.

Umso erstaunlicher mutet da ein kulinarische Geständnis von Leicester-Stürmer Shinji Okazaki an, der kürzlich erklärte, regelmäßig den britischen Kultsnack Fish & Chips zu genießen: "Ich mag es sehr. Mindestens zwei Mal im Monat gönne ich mir eine Portion, dann bin ich glücklich. Es ist besser als Pizza", teilte der höfliche Japaner mit einem Augenzwinkern mit. Ein humorvoller Seitenhieb auf Trainer Claudio Ranieri, der die Mannschaft Ende Oktober als Belohnung für das erste Zu-Null-Spiel der Saison in eine Pizzeria eingeladen hatte.

Mit seiner Liebeserklärung für fettiges Fast Food dürfte Okazaki auch ein verstecktes Signal an die englische Sportwelt gesendet haben: Seht her, ich habe mich akklimatisiert und fühle mich wohl! Ein Wink mit dem Zaunpfahl, der nicht von ungefähr kommt. Auch nach sieben Monaten beim Überraschungsteam aus den East Midlands muss sich der Torjäger noch gegen Zweifler wehren, die ihm die Tauglichkeit für das robuste Spiel der Premier League absprechen wollen.

Ausbaufähige Quote

In Grund und Boden geschossen hat Okazaki die englische Eliteliga freilich noch nicht. In 24 Pflichteinsätzen für die Foxes stehen bislang fünf Treffer und eine Vorlage zu Buche – eine ausbaufähige Zwischenbilanz. Nach zwei brillanten Spielzeiten im Mainz-Trikot war die Erwartungshaltung an den 11 Millionen Euro teuren Neuzugang hoch. Und obwohl der erfahrene Nationalspieler aus Nippon bislang keinesfalls enttäuscht hat, spielt er zumeist doch nur die Nebenrolle im LCFC-Ensemble.

Im Schatten der Überflieger Jamie Vardy und Riyad Mahrez, die gemeinsam bereits unglaubliche 29 Treffer zur sensationellen Tabellenführung beigetragen haben, kämpft Okazaki um Anerkennung. Trotz konstant guter Laufleistungen und mannschaftsdienlicher Spielweise blieb dem Stürmer, der im April seinen 30. Geburtstag feiert, der Durchbruch bislang verwehrt.

Quirlig, aber wenig robust und effektiv, lautet das Urteil der Boulevardpresse über den Mann, der häufig zwischen Startelf und Reservebank pendelt. Zudem halten Kritiker an der These fest, dass sich der eher leichtfüßige Stil Vardys mit den Eigenschaften eines physisch starken Partners wie dem Argentinier Leonardo Ulloa besser ergänze.

"Einer der fleißigsten Jungs"

Dennoch baut Claudio Ranieri auf die Dienste des Japaners, dessen Formkurve nach einem Tief im Herbst zuletzt wieder aufsteigende Tendenz zeigte. "Shinji arbeitet leidenschaftlich für die Mannschaft, schafft mit seiner Laufstärke immer wieder Räume für seine Nebenleute. Er ist immer aktiv, auch im Training ist er einer meiner fleißigsten Jungs", schwärmt der italienische Erfolgstrainer von den Qualitäten seines Angreifers. Zweifel am Wert seines Schützlings sollen schon im Keim erstickt werden. Der 64-Jährige fordert Geduld: "Die Anpassung an eine neue Liga benötigt Zeit. Die bekommt er von uns."

Derweil hofft Okazaki sehnlichst auf das Ende einer besonderen Durststrecke: Im heimischen King Power Stadium gelang ihm wettbewerbsübergreifend noch immer kein Treffer. "Alle meine Tore habe ich auswärts erzielt. Ich hoffe sehr, dass sich das bald ändert", gibt sich der 37-fache Bundesligatorschütze kämpferisch.

Die nächste Gelegenheit bietet sich nun im Duell mit dem Liverpool FC, der am 24. Spieltag in Leicester zu Gast ist (Dienstag ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker). Ein Wiedersehen mit Ex-BVB-Coach Jürgen Klopp, dem Okazaki als Stürmer von Mainz 05 regelmäßig Kopfzerbrechen bereitet hat. Gelingt ihm das Kunststück erneut, steht einer Portion Fish & Chips als Belohnung wohl nichts mehr im Wege.  

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Heiko Lütkehus

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