29.11.2015 18:20 Uhr

Kettensägenmassaker in Portland

Timber Joey in Aktion
Timber Joey in Aktion

Zum zweiten Mal in ihrer kurzen Geschichte schafften es die Portland Timbers in die Playoffs der Major League Soccer und sind auf dem besten Weg ins Finale. Doch wer sind die Holzfäller aus Oregon eigentlich? weltfussball hat sich das Franchise vor dem anstehenden Halbfinalrückspiel genauer angesehen.

Es läuft die 53. Minute im Halbfinal-Hinspiel zwischen den Portland Timbers und dem FC Dallas. Nach einem Abwehrfehler der Gäste kommt Dairon Asprilla an die Kugel und schnibbelt sie von der halbrechten Seite aus der Distanz in den linken Giebel. Bei der unglaublichen Flugkurve hat der Keeper keine Chance. Mit 3:1 gewinnen die Hausherren schlussendlich und stehen mit einem Bein im Finale.

Kurz nach dem Tor zum 2:0 steht Timber Joeys großer Auftritt an. Das Maskottchen Portlands ist kein Student in einem übergroßen Tierkostüm, sondern ein waschechter Holzfäller. Nach jedem Tor seines Teams packt der robuste Timber Joey, der eigentlich Joey Webber heißt, seine Kättensäge aus und sägt eine Scheibe von einem Baumstamm ab, die er nach der Partie dem Torschützen überreicht.

Franchisegeschichte

Eine Kettensäge im Stadion – das klingt erstmal gewagt, hat in Portland aber Tradition. Bereits Vorgänger Timber Jim brachte die Kettensäge Ende der 70er beim Vorgänger des heutigen Franchises mit. Das erste Team der Timbers spielte von 1974 bis 1982 in der North American Soccer League wurde dann allerdings aufgelöst. Von 2001 bis 2010 folgte die erste Wiederauferstehung in der United Soccer League, bevor sich das dritte Franchise ebenfalls als Portland Timbers 2011 in der Major League Soccer meldete.

Durch die mehrheitlich schwachen sportlichen Zeiten begleitete Timber Jim seine Mannschaft bis 2008, dann gab er die Kettensäge an seinen Nachfolger Joey weiter. Trotz der Unterbrechungen entwickelten sich in der kurzen Geschichte der Timbers Rivalitäten zu den geografisch relativ nahen Vancouver Whitecaps und den Seattle Sounders. Den größten Erfolg der Franchise-Geschichte gab es 2013, als Portland ebenfalls das Halbfinale erreichte, in dem das Team aber von Real Salt Lake geschlagen wurde.

Der goldene Weg zum Titel?

In der aktuellen Saison warteten einige besondere Begegnungen auf die Holzfäller. In der Regular Season ließen sie zunächst Seattle hinter sich. Was dann in der Playoff-Qualifikation folgte, brachte die Timbers-Fans in Ekstase. Kansas, Meister von 2013, wurde im Elfmeterschießen mit 7:6 geschlagen. Adam Kwarasey, Torhüter Portlands, verwandelte einen Elfmeter selbst und parierte den entscheidenden Schuss von Kansas. "Es war wie ein Film", meinte der Keeper nach dem Spiel.

Coach Caleb Porter machte jedoch sofort die Marschroute klar. "Wir können diesen Sieg nicht lange feiern. Morgen werden wir aufstehen und wieder an die Arbeit gehen", sagte der Trainer vorausschauend. Und die Timbers arbeiteten weiter. Im Viertelfinale trafen sie auf den zweiten Rivalen, die Vancouver Whitecaps. Nach einem mageren 0:0 im Hinspiel zuhause folgte ein 2:0-Sieg in Kanada und damit der Einzug ins Semifinale.

Konzentration auf Dallas

Am Sonntagabend steht also das Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Dallas, der in der Regular Season übrigens den ersten Platz der Western Conference belegte, an. Nach dem 3:1-Sieg im Hinspiel warnte Portlands Trainer jedoch vor dem Gegner: "Die Jungs wissen sehr gut, zu was Dallas in der Lage ist, was sie zu Hause schaffen können. Das wissen wir aus erster Hand. Wir haben dieses Jahr 4:1 verloren." In der Tat gewann Portland das Hinspiel der Regular Season mit 3:1 und verlor das Rückspiel mit 4:1 in Texas.

Dennoch geht die Mannschaft aus Oregon mit der besseren Ausgangsposition in das Match und könnte sich zum ersten Mal in ihrer Geschichte ins Finale schießen. Gar nicht auszudenken, wie viele Bäume Timber Joey dann im Stadion kurz und klein sägen würde.

Mehr dazu:
>> Die MLS-Playoffs im Überblick
>> Der Kader der Portland Timbers

Florian Pütz

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