20.08.2015 09:51 Uhr

Provinz-Aufsteiger mischen Serie A auf

Als Frosinone Calcio im Sommer 2015 den Aufstieg perfekt macht, gab es für die Fans kein Halten mehr
Als Frosinone Calcio im Sommer 2015 den Aufstieg perfekt macht, gab es für die Fans kein Halten mehr

Für die italienischen Medien war es ein "Wunder". Für die Fans war es ein Traum und für Lazio Roms Präsident schlicht eine Zumutung: Der Sensations-Aufstieg der beiden Außenseiter FC Carpi und Frosinone Calcio in die Serie A hat in Italien Schlagzeilen, Jubel und Diskussionen ausgelöst.

Die beiden Provinz-Klubs gehen voller Euphorie in ihre am Samstag beginnende erste Saison in Italiens erster Liga. Trotz ihrer Mini-Etats und fehlender großer Stars wollen sie mit Heimstärke und Teamgeist die großen, finanzstarken Vereine ärgern und die Klasse halten.

Zwei No-Name-Klubs aus Kleinstädten als Neulinge in der Serie A - für Claudio Lotito ist das ein Albtraum. "Wer kennt Scheiß-Carpi? Die will doch niemand sehen", schimpfte der Boss von Lazio Rom in einem abgehörten Telefongespräch, das vor einigen Monaten veröffentlicht wurde. "Wenn solche Teams aufsteigen, zahlt das TV demnächst keine Milliarde mehr." Lotitos Schimpftirade und die beeindruckenden Leistungen in der vergangenen Saison brachten den beiden Außenseitern aber eine Menge Sympathien ein.

Aufstieg als "Märchen" und "Wunder" gefeiert

Die Euphorie um die beiden Aufsteiger vor dem Ligastart ist riesig. Frosinones knapp 10.000 Zuschauer fassendes Stadion ist für den Auftakt gegen den FC Turin seit langem ausverkauft, Tausende Fans hofften vergeblich auf Karten. Und auch beim FC Carpi ist man stolz, denn die Geschichte des Klubs taugt in der vom Geld und Prestige dominierten Welt des italienischen Fußballs allemal zum "Märchen" oder "Wunder", wie die italienischen Medien den Aufstieg nannten.

2000 wurde der Verein aus dem 70.000-Einwohner-Städtchen in der Emilia Romagna für Pleite erklärt, musste in der Amateurliga neu anfangen. Die Biancorossi kämpften sich mit bescheidenen Mitteln wieder nach oben, schafften 2013 den Sprung in die Serie B und feierten nun als Abstiegskandidat sensationell die Meisterschaft.

Heimspiel im 20 km entfernten Modena

Für die Spiele in der Serie A muss der Klub allerdings ins etwa 20 Kilometer entfernte Modena umziehen, da das eigene Stadion mit nicht einmal 5000 Plätzen zu klein ist. "Unsere Philosophie wird die gleiche bleiben, wir können beim Geld ausgeben nicht mit den Top-Klubs mithalten", kündigte Präsident Claudio Caliumi an. In der vergangenen Saison lag der Etat des Vereins bei etwa 2,5 Millionen Euro - ein Bruchteil dessen, was Vereine wie Juventus Turin ausgeben.

Doch Carpi gefällt sich in seiner Rolle als Außenseiter. "Jedes Mal, wenn wir aufgestiegen sind, haben sie mir gesagt: "Wenn du nichts investierst, gewinnst du nicht." Aber man sieht, wie es gelaufen ist", sagte Klub-Patron Stefano Bonacini. "Und wenn wir sofort wieder absteigen sollten, wäre das keine Tragödie."

"Wir wollen wieder überraschen"

Ähnlich sensationell wie der Aufstieg Carpis war auch der von Frosinone Calcio. Dem Klub aus der 46.000-Einwohner-Stadt bei Rom gelang in den vergangenen Jahren sogar der direkte Durchmarsch aus der dritten Liga. Das Erfolgsrezept: Der Verein hat seit Jahren gesunde Bilanzen, setzt auf Nachwuchstalente, Leihen und ablösefreie Zugänge. Für die Serie A blieb der Kader größtenteils zusammen und wurde gezielt verstärkt, etwa mit Talent Daniele Verde vom AS Rom.

"Die Serie A ist ein wichtiges Schaufenster, ich persönlich kann es kaum abwarten, dass es endlich losgeht", sagte Torjäger Federico Dionisi. "Wir wollen wieder überraschen." Um mit den Top-Klubs mithalten zu können, setzt das Team vor allem auf die Fans in der "Hölle" Matusa, wie Trainer Roberto Stellone das Stadion nennt: "Die Heimspiele könnten uns den Klassenerhalt bringen."

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dpa

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