13.08.2015 09:46 Uhr

Sperren in Ecuador nach Altersfälschungen

Der Fußball in Ecuador wird von einem Manipulationsskandal erschüttert
Der Fußball in Ecuador wird von einem Manipulationsskandal erschüttert

Ende Juli wurden in Ecuador mehrere Jugendspieler suspendiert, da sie falsche Angaben zu ihrem Alter gemacht hatten. Der Verband hat eine umfassende Aufarbeitung eingeleitet, rückt aber von einer bestimmten Regel nicht ab.

Die 16 Millionen Einwohner Ecuadors sind derzeit nicht besonders stolz auf den Fußball ihres Landes. Die Nationalmannschaft verabschiedete sich bereits in der Vorrunde bei der Copa América in Chile und auch die großen Klubs des Landes - Liga de Quito, Emelec und Barcelona - haben mehr mit Schulden als denn mit glanzvollen Auftritten auf der internationalen Bühne zu tun. Da kann man also durchaus mal ein Auge auf den Nachwuchs werfen, zum Beispiel die U17-Nationalmannschaft, die sich hinter den kontinentalen Größen Argentinien und Brasilien für die Weltmeisterschaft in Chile im Oktober qualifizieren konnte.

Teil dieser Gewinner-Mannschaft waren Andy Casquete, Mateos Tello und Joao Montaño, überdurchschnittlich gute Jugendspieler, auf die sogar bereits der ein oder andere europäische Klub ein Auge geworfen hatte. Überdurchschnittliche Jugendspieler? In der Realität sind sie wohl eher durchschnittliche Senioren. Denn die drei sind eigentlich über das U17-Alter hinaus und hatten mit falschen Angaben zu ihren Geburtstag einen Skandal ausgelöst, der zuletzt den kleinen südamerikanischen Verband erschütterte.

Casquete nur sechs Monate jünger als sein Bruder

Angestoßen wurde das Misstrauen im Mai vom damals bei El Nacional als Trainer entlassenen Octavio Zambrano. Dieser denunzierte Andy Casquete öffentlich und warf ihm vor, deutlich älter als 17 Jahre alt zu sein. Beim ecuadorianischen Fußballverband (EFE) interessierte sich zunächst niemand für diese Anschuldigungen. Als dann allerdings Journalisten veröffentlichten, dass Andy Casquete mit dem beim Verband eingetragenen Geburtsdatum nur sechs Monate jünger als sein Bruder Abel wäre, wurde man auch dort stutzig.

Andy ist in nämlich in Wirklichkeit älter als Abel, ganze zwei Jahre sogar, so dass er eigentlich 20 Jahre alt ist. Ähnlich falsch angegeben worden waren beim Verband die Geburtsdaten von Tello und Montaño. Plötzlich vermutete man bei zahlreichen Jugendspielern falsche Altersangaben und kündigte an, bei 4000 Akteuren Geburtsdaten mit jenen beim offiziellen Meldeamt zu abzugleichen.

Sogar Nationaltrainer Gustavo Quintero äußerte sich und klagte über "viele unehrliche Menschen im Fußball". Ebenso sah er aber "ein schweres Problem, dass nicht nur hier, sondern auch schon in anderen Ländern vorgekommen" sei. Damit mag er Recht haben. Einerseits scheint allerdings die Fälschung von Identitätsangaben in Ecuador systematische Züge angenommen zu haben. Bereits vor einigen Jahren war im Nachbarland Peru ein Spieler unter dem Namen Maxi Barrios aufgetaucht, der sogar für die peruanische U20-Nationalmannschaft nominiert wurde. Allerdings hieß der Spieler mit bürgerlichem Namen Juán Carlos Espinoza, war eigentlich aus Ecuador und auch er zu alt für eine Jugendauswahl.

Ein U-18 Spieler Pflicht für 45 Minuten

Andererseits scheint das Problem der gefälschten Geburtsdaten auch ein bisschen hausgemacht. Denn in Ecuador müssen alle Teams in der ersten Liga bei jedem Spiel für mindestens 45 Minuten einen U18-Akteur einsetzen. Was grundsätzlich wie gute Jugendförderung aussieht, ist in einem Land wie Ecuador, wo ausländische Spieler keinerlei Konkurrenz zu Jugendspielern bilden (wie in den europäischen Ligen), völlig überflüssig.

Ein großer Kritiker dieser Regelung ist der Präsident des Klubs River Plate Ecuador, Mario Canessa. "Diese Jugendspieler-Regel hat nichts als Mafia, Skandale und Peinlichkeiten hervorgebracht", sagte er im Zuge der Ermittlungen gegen Casquete & Co. Statt nämlich ernsthaft den Nachwuchs mit Ausbildungszentren zu fördern, wird er bei den Profis verheizt. "Ich habe selber einen Jungen aus dem Verein im Krankenhaus, der sich immer noch von einem Beinbruch in der Profimannschaft erholt", so Canessa, der zudem bei den zwanghaft eingesetzten Jugendspielern nach enttäuschenden Einsätzen auch psychologische Folgen vermutet.

Die Qualifikation für die U17-WM im Oktober in Chile wurde der Mannschaft von Ecuador übrigens nicht entzogen. Die Mannschaft startet, natürlich ohne Casquete, Tello und Montaño, in einer durchaus aussichtsreichen Gruppe mit Belgien, Mali und Honduras.

Viktor Coco

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