23.06.2015 16:30 Uhr

Daniele Rugani: Der Musterschüler

Spielt ab der kommenden Saison in Turin: Daniele Rugani
Spielt ab der kommenden Saison in Turin: Daniele Rugani

Daniele Rugani gilt als einer der talentiertesten Nachwuchsspieler Italiens. In Empoli sorgte der Innenverteidiger in der letzten Saison für Furore, jetzt will er mit Juve um Titel mitspielen.

Auch wenn der Calcio in den letzten Jahren nicht seine beste Phase hatte und verzweifelt neue Hoffnungsträger gesucht hat, an einem hat es den Azzurri nie gemangelt: an guten Abwehrspielern. Sie waren stets ein Aushängeschild des italienischen Fußballs und oftmals der Grundstein auf dem Weg zum Erfolg.

In bester Tradition hat sich mit Daniele Rugani in der letzten Saison nun ein neuer Verteidiger in das Rampenlicht gespielt. Der U21-Nationalspieler bringt auf und abseits des Platzes viele Qualitäten mit, die ihn zu einem potenziellen Superstar machen. 

Durchbruch in Empoli

Bereits mit sechs Jahren kam der heute 20-Jährige in die Jugendakademie des Empoli FC. Sein Talent blieb dort nicht lange verborgen. Rugani durchlief die Nachwuchsmannschaften im Eiltempo und wurde schnell Teil der italienischen U-Nationalteams. Mal zeigte er seine Qualitäten im defensiven Mittelfeld, mal in der Innenverteidigung. Zweikampfverhalten, Spieleröffnung, Technik, Taktik – der junge Daniele überzeugte in nahezu allen Bereichen.

Nach der Saison 2012/13 ergriff Rekordmeister Juventus seine Chance und sicherte sich die Hälfte der Transferrechte an dem A-Jugendlichen, "parkte" ihn zu Beginn der Spielzeit 2013/14 aber bis auf Weiteres in Empoli. Hier reifte Rugani in den letzten beiden Jahren in der Innenverteidigung zu einem Spieler, den viele Top-Klubs in Europa lieber heute als morgen unter Vertrag nehmen würden.

3420 Minuten ohne Verwarnung

Schon in der Zweitligasaison 2013/14 genoss der damals 19-Jährige das volle Vertrauen seiner Vorgesetzten und brachte es auf 40 Startelfeinsätze. Nur ein einziges Mal wurde er von Trainer Maurizio Sarri überhaupt vorzeitig vom Platz genommen - und das aus gutem Grund. Am Ende der Spielzeit feierte Empoli mit nur 35 Gegentoren in 42 Partien den Aufstieg.

Das traditionell schwere erste Jahr im Oberhaus nutzte Rugani dann, um auch die letzten Zweifler von sich zu überzeugen. In allen 38 Spielen stand er von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz. Dabei kassierte er als Innenverteidiger eines Abstiegskandidaten nicht eine einzige Gelbe Karte. Ein "Kunststück", das keinem anderen Stammspieler in der Liga gelang und die Experten endgültig aufhorchen ließ.

"Verstand eines 30-Jährigen"

Denn "unbefleckt" blieb Rugani nicht etwa, weil er zu brav spielte oder den Körperkontakt scheute, sondern weil er nur selten unüberlegt in einen Zweikampf ging und mit einem außergewöhnlich guten Stellungsspiel glänzte. "Ich würde schon sagen, dass genau das ein Teil meines Spiels ist. Ich bin weniger impulsiv als andere und versuche eher, rationale Entscheidungen zu treffen", sagt Rugani über sich selbst.

Eine Meinung, die auch Maurizio Sarri teilt. "Er mag noch jung sein, aber er spielt mit dem Verstand eines 30-Jährigen", lobt der Trainer, der seinen Lieblingsschüler gerne mit nach Neapel genommen hätte. Juve legte aber sein Veto ein. Massimiliano Allegri will den Innenverteidiger nach dem vollständigen Erwerb der Transferrechte ab Juli 2015 in Turin sehen und ihn dort weiter formen.

Lernen von den "Großen"

Bei der Alten Dame lernt Rugani in der kommenden Saison von alten Haudegen wie Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci, Sami Khedira und Gianluigi Buffon. Das perfekte Umfeld, um den nächsten Schritt als Profi zu gehen, sich weitere Tricks und Kniffe im Duell Eins-gegen-Eins anzueignen und sich an das Niveau der internationalen Bühne heranzutasten.

Abseits des Platzes scheint es bereits jetzt so, als könne man ihm nur noch wenig beibringen. Die Gefahr, dass ihn sein rasanter Aufstieg aus der Bahn wirft, besteht allem Anschein nach nicht. Rugani pflegt einen zurückhaltenden Lebensstil, der voll und ganz auf sportlichen Erfolg ausgerichtet ist. Eine einzige Cola in vier Jahren habe er getrunken, verriet er kürzlich in einem Interview. Die richtige Ernährung ist ihm wichtig, schnelle Autos, Partys und extravagante Outfits sind dagegen nicht sein Ding.

Die Tage nach den Spielen verbringt er am liebsten damit, sich die 90 Minuten vor dem Fernseher noch einmal anzuschauen, auf Fehlersuche zu gehen, denn "am Ende sind es immer die Details, die den Unterschied ausmachen."

Bewährungsprobe auf höchstem Niveau

Neben seinen beeindruckenden Qualitäten gibt es gleichzeitig auch einige Bereiche, in denen sich selbst einer der talentiertesten Innenverteidiger Italiens noch verbessern muss. Seinen linken Fuß zum Beispiel. Diesen, sagt Rugani, habe er nur, um das Gleichgewicht zu halten.

Auch die Frage, ob er trotz seiner 1,88 Meter und Robustheit auf dem höchsten europäischen Niveau mithalten kann, ist noch ungeklärt. Spätestens in Turin wird Daniele Rugani aber die Chance bekommen, diese Frage zu beantworten und zu beweisen, dass er den großen Vorschusslorbeeren gerecht werden kann.

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Christian Schenzel

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