19.06.2015 16:17 Uhr

U20-WM: David fordert Goliath

Die brasilianische U20 geht als klarer Favorit in das Finale
Die brasilianische U20 geht als klarer Favorit in das Finale

Unter klaren Vorzeichen treffen am frühen Sonntag die U20-Mannschaften Brasiliens und Serbiens im WM-Finale (ab 7 Uhr im Liveticker) aufeinander. Die Seleção jagt ihren sechsten Titel, die Adler aus Osteuropa wollen ihrem Aufwärtstrend der letzten Jahre die Krone aufsetzen.

Das Finale der U20-Weltmeisterschaft 2015 findet unter dem Motto "David gegen Goliath" statt. Auf der einen Seite steht die fußballerische Großmacht aus Brasilien. Eine mit vielen Titeln dekorierte Nation, die nur noch einen Sieg davon entfernt ist, mit Rekordchampion Argentinien (sechs Titel) gleichzuziehen. Auf der anderen Seite warten die Serben. Eine ebenso fußballverrückte Nation, die eine ähnliche Leidenschaft, jedoch weitaus weniger Mittel zur Verfügung und Erfolge vorzuweisen hat.

Vor zwei Jahren feierte der serbische Verband (FSS) seinen ersten und mit Abstand größten Erfolg im Nachwuchsbereich. Bei der U19-EM in Litauen bezwangen die Osteuropäer Frankreich im Endspiel mit 1:0 und sicherten sich überraschend den Titel. Sechs der 2013er Europameister kämpfen jetzt am anderen Ende der Welt um den Weltmeistertitel. Obwohl sie nur noch einen Sieg von der Trophäe entfernt sind, ist der Weg zum Pokal weit. Denn mit der Seleção wartet ein Gegner, der mit seiner U20 nicht nur mehr als 15 internationale Titel gewonnen, sondern pünktlich zum Saisonhöhepunkt auch seine Topform erreicht hat.

"Unser System funktioniert einfach perfekt"

Während die Gruppen- und auch die ersten K.o.-Spiele für die Brasilianer mehr Arbeit als Vergnügen waren, demonstrierte die Truppe von Coach Rogério Micale spätestens im Halbfinale, warum sie der große Favorit auf den Titel ist. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit wurde Senegal der Zahn gezogen. Die junge Seleção überrollte den Gegner nach allen Regeln der Kunst und feierte einen nie gefährdeten 5:0-Sieg.

"Für uns war dieser Sieg enorm wichtig. Schon in den anderen Spielen haben wir uns Chancen erarbeitet, aber nicht getroffen. Jetzt haben wir gezeigt, dass wir auch effektiv sein können", lobte Micale seine Schützlinge nach der dominanten Vorstellung, die eine weitere Qualität der Brasilianer unterstrich. Neben der endlich funktionierenden Offensive hielt auch die Abwehr einmal mehr dicht. Mit nur drei Gegentoren in sechs Spielen stellen die Südamerikaner die beste Defensive des Turniers.

"Unser System funktioniert einfach perfekt. Wir verteidigen alle gemeinsam und greifen gemeinsam an. Wenn wir mal keine Tore schießen hält uns diese Qualität im Spiel", nennt Micale das Erfolgsgeheimnis seiner Mannschaft. Ganz nebenbei verfügt der 47-Jährige über den wohl tiefsten Kader der WM. Nicht ganz zufällig waren es drei Joker-Tore in den drei Vorrundenspielen, die das Team jeweils nach verschlafener erster Halbzeit zurück in die Spur führte.

"Wir schreiben für unser Land Geschichte"

Von solchen Möglichkeiten kann Serbiens Trainer Veljko Paunovic nur träumen. Er spielt die WM mit einem Stamm von zwölf, höchstens 13 Spielern. Nach drei Partien in Folge über 120 Minuten und den kraftraubenden Gruppenspielen ist der Akku so langsam leer. Getragen wird die serbische Elf in erster Linie vom Wunsch nach dem Weltmeisterschaftstitel.

"Wir schreiben für unser Land Geschichte", jubelte Paunovic nach dem hart erkämpften Finaleinzug. "Wahrscheinlich sind wir uns noch gar nicht bewusst, was wir hier erreichen", glaubt der 37-Jährige Ex-Profi, der Anfang 2005 die Schuhe für Hannover 96 schnürte. Die Unterstützung in der Heimat ist ihnen zumindest sicher. Große Fangruppen treffen sich in Belgrad zu den Spielen und fiebern vor den Fernsehgeräten mit. Der Zuspruch für die jungen Kicker ist riesig. Ob das allein reicht, um eine qualitativ und quantitativ stärkere Mannschaft zu bezwingen, bleibt abzuwarten.

Wer wird der nächste Superstar?

Auch die Rolle nach dem "Helden" ist im Vorfeld nicht vergeben. Wird es einer der serbischen Defensivkünstler oder doch einer der brasilianischen Offensivzauberer? Serbiens Keeper Predrag Rajković ist sicherlich einer der Kandidaten. Gabriel Boschilia ist der Mann, der in der Seleção bisher am meisten überzeugt hat.

Die Chance, in den 90 Finalminuten einen kommenden Superstar zu sehen, ist durchaus da. 2013 führte Paul Pogba die Franzosen zum U20-Titel, 2011 ging der Stern von Brasiliens Oscar auf, 2007 der von Kun Agüero, wiederum zwei Jahre vorher präsentierte sich ein gewisser Lionel Messi auf der internationalen Bühne erstmals im Rampenlicht. Wer auch immer seine Mannschaft im Jahr 2015 zum Titel trägt, findet sich demnach in bester Gesellschaft wieder.

Mehr dazu:
>> Serbien folgt Brasilien ins U20-Finale
>> Brasilien stürmt ins Finale der U20-WM

Christian Schenzel

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten