07.06.2015 15:13 Uhr

Allegri traurig und stolz zugleich

So sehen Sieger nicht aus: Massimiliano Allegri und Gianluigi Buffon
So sehen Sieger nicht aus: Massimiliano Allegri und Gianluigi Buffon

Juventus Turin ist seit Samstagabend Rekordhalter, was Finalniederlagen in der "Königsklasse" betrifft. Im Lager der "Alten Dame" überwog trotz des 1:3 in Berlin gegen den FC Barcelona, der sechsten Niederlage in einem Endspiel des Meistercups bzw. der Champions League, das Positive.

"Ich kann nicht sagen, dass ich enttäuscht bin über die Leistung meiner Mannschaft. Wir sind natürlich traurig, dass wir nicht gewonnen haben, aber ich bin stolz, was die Jungs geleistet haben", sagte Juve-Trainer Massimiliano Allegri am Ende einer extrem starken Saison. In seiner ersten Saison führte der 47-Jährige seine Truppe nicht nur souverän zum Meistertitel und Cupsieg, sondern eben auch völlig überraschend ins Endspiel der europäischen Eliteliga.

Dort ließ Alvaro Morata mit seinem Ausgleich in der 55. Minute zum 1:1 die Turiner vom Titelgewinn träumen, in einer ziemlich offenen letzten halben Stunde machten die insgesamt besseren Katalanen durch Tore von Luis Suarez (68.) sowie Neymar (97.) aber den Sack zu. Juve verließ damit wie zuvor 1973, 1983, 1997, 1998 und auch 2003 mit leeren Händen nach einem Europacup-Finale das Stadion. Sie führen damit die "Finalniederlagenwertung" alleine an, zuvor hatten sie sich Platz eins mit Bayern München und Benfica Lissabon (je 5) geteilt gehabt.

Gigi Buffon bleibt motiviert

Den Finaleinzug nächstes Jahr zu wiederholen wird für die Turiner sicher eine schwierige Sache. Das weiß auch Allegri, für den in Zukunft eine Sache Priorität hat: "Das wichtigste Ziel ist, die Mannschaft langfristig unter den Top-Acht Europas zu etablieren." Auf Goalie Gianluigi Buffon kann er dabei weiter bauen. Der 37-jährige Schlussmann kündigte nach seiner zweiten Champions-League-Finalniederlage mit Juve nach 2003 an, noch "drei Jahre auf diesem Niveau" spielen zu wollen. Sein Vertrag bei den Turinern läuft noch bis Ende Juni 2017.

"Wir haben alles gegeben und gezeigt, dass wir mit dem besten Team der Welt mithalten können. Das Ergebnis ist aber gerecht", gab sich Buffon als fairer Verlierer. Man dürfe in jedem Fall positiv vorausschauen. "Unsere Leistung gibt uns viel Hoffnung und Selbstvertrauen. Vielleicht gelingt es mir ja noch, in den nächsten zwei, drei Jahren gewisse Träume wahr zu machen", sagte der Tormann-Routinier.

Pirlos Rolle ist offen

Offen ist, ob in Zukunft Andrea Pirlo noch eine Rolle spielen wird. Der 36-jährige Spielgestalter hat zwar noch einen Vertrag bis zum Ende der nächsten Saison, wird aber mit einem Wechsel in die USA in Verbindung gebracht. Statement wollte er nach dem 1:3 keines abgeben. "Ich hoffe, dass es nicht sein letztes Spiel für uns war", sagte Sportdirektor Giuseppe Marotta. "Andrea ist die Ikone des italienischen Fußballs und von Juventus, ich verstehe seine Tränen. Er hat viele Emotionen geschenkt und es ist richtig, dass auch er starke Gefühle erlebt."

Im Finale wurde aber auch deutlich, dass die Zeit des Juve-Taktgebers wohl abgelaufen ist. Nur in wenigen Momenten erinnerte er mit genialen Pässen an seine alten Glanztage. "Pirlo ist müde", konstatierte die "Gazzetta dello Sport". "Er findet nicht den Lichtschalter in einem Finale, das sein Abschied vom italienischen und auch europäischen Fußball gewesen sein könnte", schrieb "Tuttosport".

Mit Sami Khedira steht ein potenzieller Nachfolger im Mittelfeldzentrum ante portas. Seit zwei Wochen steht der Wechsel des deutschen Nationalspielers von Real Madrid im Raum. Der 28-Jährige soll auch schon den obligatorischen Medizincheck hinter sich gebracht haben. "Die Verhandlungen mit Khedira sind auf einem guten Weg, aber solange es nicht offiziell ist, kann ich nichts verkünden", sagte Marotta.

Die unterlegene Mannschaft wurde am Sonntag in der Früh von Hunderten Fans auf dem Turiner Flughafen mit Sprechchören und Gesängen empfangen. "Fantastischer Empfang!!! Danke an alle!!", schrieb Mittelfeldspieler Claudio Marchisio anschließend auf Twitter.

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apa

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