06.06.2015 14:21 Uhr

Frauen-WM: Endlich geht es los

Sehnsuchtsort für die WM-Teilnehmer: Im BC Place in Vancouver wird das Finale stattfinden
Sehnsuchtsort für die WM-Teilnehmer: Im BC Place in Vancouver wird das Finale stattfinden

In der Nacht vom 6. auf den 7. Juni ist es soweit: die siebte Weltmeisterschaft der Frauen wird in Edmonton eröffnet. Umstritten ist dabei immer noch die Austragung des Turniers auf Kunstrasen. Doch entgegen des Widerstands einiger populärer Spielerinnen im letzten Jahr findet der Großteil der Spiele wie von der FIFA geplant auf künstlichem Geläuf statt – ein Novum bei einer WM.

Die Weltmeisterschaft eröffnen wird Gastgeber Kanada im Spiel gegen China. Nach dem dritten Platz bei den Olympischen Spielen von London 2012 und guten Ergebnissen beim diesjährigen Algarve Cup zählen die Frauen aus dem Land des Ahorns zum engeren Favoritenkreis.

Die Mannschaften: Debütantinnenball

Neben Kanada zählen vor allem die beiden Doppelweltmeister aus den USA und Deutschland zu den favorisierten Mannschaften. Doch auch Frankreich, Brasilien, Schweden und Titelverteidiger Japan gehören auch in diesem Jahr wieder zu den hoch gehandelten Anwärtern auf den Pokal.

Dass erstmals eine Weltmeisterschaftsendrunde mit 24 Teams ausgetragen wird, sorgt für eine hohe Anzahl an Debütanten. Mit der Schweiz, Thailand, Spanien, Kamerun, Costa Rica, den Niederlanden, Ecuador und der Elfenbeinküste betreten gleich acht Nationen in diesem Jahr WM-Neuland. Thailand und die Elfenbeinküste bekommen es mit der deutschen Elf zu tun.

Der Modus: Achtelfinale neu eingeführt

Das Teilnehmerfeld wird in sechs Gruppen mit jeweils vier Teams aufgeteilt. Anders als in den Jahren zuvor qualifizieren sich durch die erhöhte Anzahl an Teilnehmerländern nicht nur die beiden Gruppenersten für die nächste Runde, sondern auch die vier besten Drittplatzierten. Die erste K.o.-Runde ist nicht wie bisher das Viertel- , sondern erstmals das Achtelfinale.

Die Auslosung der Gruppenphase ergab zumindest für die USA und Schweden kein leichtes Los auf dem Weg zum Titel. Denn auch wenn man sich noch als Dritter einer Gruppe fürs Achtelfinale qualifizieren kann, haben die beiden Favoriten mit den seit Jahren starken Nigerianerinnen und dem ebenfalls gut eingeschätzten Team aus Australien starke Konkurrenz.

Die Starspielerinnen: Die aktuelle Weltfußballerin fehlt

Zu den Stars des Turniers gehört ohne Frage Brasiliens Superstar Marta. Die Ballzauberin vom Zuckerhut gewann zwischen 2006 bis 2010 sämtliche Wahlen zur Weltfußballerin sowie 2010 den ersten offiziell von der FIFA verliehenen Ballon d'Or. Ihre Dominanz konnten in den Folgejahren gleich vier verschiedene Spielerinnen durchbrechen. 2011 wurde nach dem Titelgewinn der Japanerinnen mit Homare Sawa auch eine Weltmeisterin ausgezeichnet. Sawa steht auch in diesem Jahr wieder im Kader der Japanerinnen und ist damit die erste Spielerin, die an sechs Weltmeisterschaften teilnimmt.

Auch die Weltfußballerinnen der Jahre 2012 und 2013, die Amerikanerin Abby Wambach und Deutschlands Nummer eins Nadine Angerer, sind in Kanada dabei. Die aktuell weltbeste Fußballerin Nadine Keßler musste hingegen ihre Teilnahme absagen. Die bereits zum achten Mal am Knie operierte Wolfsburgerin bangt derzeit um die Fortsetzung ihrer Karriere.

Zur Weltspitze gehören auch noch die für ihre privaten Eskapaden berühmt gewordene amerikanische Torhüterin Hope Solo, Schwedens Rekordtorschützin Lotta Schelin, die chinesische Schlussfrau Fei Wang, Kanadas Hoffnungsträgerin Christine Sinclair und vielleicht auch die junge niederländische Angreiferin Vivianne Miedema, die zuletzt positiv auf sich aufmerksam machen konnte.

Die Trainer: Männer dominieren die Seitenlinie

In den letzten Jahren hat sich auch an den Seitenlinien einiges getan im Frauen-Fußball, immer mehr Trainerinnen leiten die Geschicke ihrer Teams. Doch entgegen dieses Trends sitzen bei 16 der 24 Teilnehmernationen Männer auf dem Trainerstuhl. Einer der bekanntesten Vertreter seiner Zunft dürfte Norio Sasaki sein, der Japan 2011 zum ersten WM-Titel geführt hat.

Auf der anderen Seite haben bei gleich drei Top-Nationen weibliche Chefs das Sagen. Deutschland, Schweden und die USA haben mit Silvia Neid, Pia Sundhage und Jill Ellis allesamt Trainerinnen. Neid ist übrigens nicht die einzige deutsche Frau an der Seitenlinie. Ihre frühere Nationalmannschafts-Kollegin Martina Voss-Tecklenburg coachte die Schweiz zu ihrer ersten WM-Teilnahme.

Die Stadien: Fünf Plätze mit Kunstrasen

In sechs Stadien wird die Weltmeisterschaft in Kanada ausgetragen. Zu den Austragungsorten zählen neben Vancouver die Städte Edmonton, Montreal, Ottawa, Winnipeg und Moncton. Die Millionen-Metropole Toronto verzichtete angesichts der bevorstehenden panamerikanischen Spiele auf die Austragung von WM-Partien.

In fünf der sechs Stadien wird auf dem im Vorfeld so umstrittenen Kunstrasen gespielt. Einzig im kleinsten Austragungsort Moncton (10.000 Plätze) dürfen die Spielerinnen auf dem gewohnten Rasenplatz antreten.

Anders als die FIFA, die sich vom Kunstrasen ein schnelleres Spiel erhofft, teilen viele Trainer/innen und Spielerinnen diese Ansicht nicht. Man schätzt die Verletzungsrisiken höher ein und bemängelt das auf dem schnellen Geläuf erforderliche sichere Passspiel, das laut den Akteurinnen ein schnelles Spiel in die Spitze eher erschwert.

Trotz allen Protestes im letzten Jahr haben sich letzten Endes doch alle Spielerinnen dazu durchgerungen, an der WM teilzunehmen. Und die Kanadier scheinen es ihnen zu danken - für das Eröffnungsspiel sind bereist über 52.000 Karten verkauft. Die Rahmenbedingungen in Kanada versprechen also guten Fußball, nun müssen es die Mannschaften auf dem (Kunst-)Rasen nur noch beweisen.

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Nils Marlow

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