13.05.2015 06:56 Uhr

Bayern: Die Sieger sind stolze Verlierer

Raus mit Applaus: Bayern scheitert an Barca
Raus mit Applaus: Bayern scheitert an Barca

Der Abschied fiel schwer, aber er war ehrenhaft und versöhnlich. Minutenlang standen die Stars des FC Bayern vor ihrer Fankurve, sie drehten eine Ehrenrunde durch die ganze Allianz Arena und wurden ausgiebig gefeiert. Sie hatten den FC Barcelona nicht wirklich ins Wanken gebracht im Kampf um ihr "Wunder von München" - aber: "Die Mannschaft hat großartig gekämpft", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Am Ende stand ein verdientes 3:2 (1:2) im Halbfinal-Rückspiel gegen das "wahrscheinlich beste Team der Welt" (Rummenigge), flankiert von einer Erkenntnis: "Nach dem Hinspiel war das Finale schon verloren", sagte Trainer Pep Guardiola. Auch Thomas Müller ärgerte sich am Dienstagabend nach dem Abpfiff umso mehr über "die schwarze Viertelstunde" im Camp Nou, in der Lionel Messi und Neymar den FC Bayern mit drei Toren überrollt hatten. 

Charakter gezeigt

Jenes 0:3, es war auch mit größter Willenskraft und viel Leidenschaft nicht aufzuholen. "Wir haben Charakter gezeigt. Den perfekten Charakter dieser Mannschaft", sagte Sportvorstand Matthias Sammer. Das Wort Stolz hatte Hochkonjunktur - bei Sammer, bei Manuel Neuer, bei Rummenigge.

Aber: "Der Sieg hilft uns ja nix", fasste Müller perfekt zusammen. "Nach so 'nem Spiel schaust Du bis um vier an die Decke und weißt nicht, was du tun sollst." Der Weltmeister, Schütze des Siegtores, erfasste in seiner Analyse das Manko des FC Bayern in dieser Saison: "Ein Stück weit auch Unvermögen in entscheidenden Situationen." Er sprach dabei nicht nur das Spiel am Dienstag an, sondern auch das erst im Elfmeterschießen verlorene DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund.

Bayern muss dahoam bleiben

Und so fahren eben die anderen nach Berlin: Der BVB zum Cupfinale am 30. Mai, Barcelona zum Endspiel der Champions League am 6. Juni - gegen Real Madrid oder Juventus Turin. Mit Marc-André ter Stegen im Tor, der in München überragend hielt. "Wir haben noch ein Spiel, alles andere ist unwichtig. Jetzt geht's um den Pokal", sagte der U21-Nationaltorhüter.

Sieben Minuten Bayern-Hoffnung hatten die erste Halbzeit geprägt. Nach dem frühen Führungstreffer durch Medhi Benatia (7.) löschte ein Doppelschlag von Neymar (15. und 29.) umgehend das Flackern. Zwischendurch erstickte ter Stegen mit atemberaubenden Paraden jegliches Aufbäumen - es blieb bei den zwei weiteren Toren von Robert Lewandowski (60.) und Müller (74.). 

Manko Chancenverwertung

Wenn sich die Bayern, erneut ohne Mario Götze angetreten, etwas vorzuwerfen hatten, dann naives Abwehrverhalten und ihre Chancenverwertung. Allein Müller hatte ein halbes Dutzend Treffer auf Kopf und Fuß. Götze durfte nur die letzten paar Minuten spielen.

Trotz der miserablen Ausgangslage hatten sich alle noch mal ins Zeug gelegt - auch die Fans. Ihre Choreografie ergab unter anderem den Schriftzug "Eine Stadt, ein Traum". Und tatsächlich dauerte es nur 6:45 Minuten, da lag der Ball im Netz hinter ter Stegen. Nach einem Eckball von Xabi Alonso war Benatia unbedrängt zum Kopfball gekommen.

Schon kurz vor dem Führungstor wären die Münchner beinahe überrumpelt worden: Manuel Neuer allerdings verhinderte gegen Ivan Rakitic den frühen Rückstand (4.). Doch nur elf Minuten später traf Barcelonas Trio Infernale den FC Bayern mitten ins Herz. Lionel Messi spielte Luis Suarez frei, der Uruguayer lief alleine auf Neuer zu - legte aber quer, statt selbst zu schießen. Neymar musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben. 

Ter Stegen bringt die Münchner zur Verzweiflung

Damit war das "Wunder von München" praktisch gestorben: Zum Weiterkommen waren nach einer Viertelstunde vier weitere Treffer nötig. Und trotzdem versuchte es der FC Bayern weiter - und hatte Riesenchancen. Es war die Phase, in der ter Stegen die Münchner fast zur Verzweiflung bachte: Müller scheiterte mit einem Kopfball am überragend reagierenden deutschen Torhüter (19.), der auch die Schüsse von Lewandowski (27.) und erneut Müller (29.) parierte.

Und so kam es, wie es kommen musste: Die Bayern kassierten den nächsten Gegentreffer. Messi gewann ein Kopfballduell, Suarez schnappte sich den Ball - und legte ihn Neymar vor: 1:2. Ärgerlich, denn Barcelonas Abwehr war und blieb anfällig. Lewandowski hatte daher kurz vor der Pause noch eine Riesenchance. Ter Stegen parierte erneut sensationell und wischte den an ihm vorbeikullernden Ball von der Torlinie.

Barcelona konnte sich sicher sein, dass es zum achten Mal nach dem Henkelpott greifen würde. Viermal haben die Katalanen die silberne Trophäe schon gewonnen - 2009 und 2011 jeweils gegen Manchester United und mit Guardiola.

Mehr dazu:
>> Barça zerstört Bayerns 8-Minuten-Hoffnung
>> Ter Stegen bejubelt Heimfinale

sid

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten