19.03.2015 09:56 Uhr

Copa Libertadores: Feuertrunken - fanatisch

Die Spieler von San Lorenzo feiern den Copa-Libertadores-Sieg 2014
Die Spieler von San Lorenzo feiern den Copa-Libertadores-Sieg 2014

Während Europa sich vom Achtelfinale der Champions League verzaubern lässt, kommen die Besten Südamerikas in der Vorrunde der Copa Libertadores langsam in Fahrt. Die neue Südamerika-Kolumne.

Wenn bei Fans des europäischen Spitzenfußballs Georg Friedrich Händels abgewandelte Hymne der Champions League Gänsehaut auslöst, steigt für Südamerikaner mit Beethovens 9. Symphonie die Anspannung. Die "Ode an die Freude" ist nämlich nicht nur die Europahymne, sondern auch die Wiedererkennungsmelodie für den wichtigsten Vereinswettbewerb des Kontinents: die Copa Libertadores.

Was sich Profis in Spanien oder Deutschland nach Ligaspielen verkneifen, ist hier kein Geheimnis: Der internationale Wettbewerb steht über der Meisterschaft und gilt auch bei den Fans als das Höchstgefühl der Emotion. "La Copa Libertadores es mi obsesión" schallt es von den feuertrunkenen Tribünen. Da verzeiht man dem Trainer schon mal, wenn er in der heimischen Liga mit einer B-Elf Punkte verschenkt, weil die Stars schon für das vierte Gruppenspiel der Libertadores geschont werden müssen. Ja, südamerikanische Vereinsfußballer sind im Allgemeinen konditionell schwächer als Europäer.

Ungemütliche Bedingungen auf dem Platz und außerhalb

Aber ebenso sind die Bedingungen auch noch in der 56. Austragung der südamerikanischen Königsklasse deutlich extremer als jene unter den Fittichen der UEFA. Die Spielstärke einer Mannschaft ist nur einer von verschiedenen Faktoren, was diesen Wettbewerb so aufregend macht. "Rudelbildung" ergibt sich nicht nur, um kollektiv den Schiedsrichter zu beeinflussen, sondern um den Gegenspielern in der "Lingua Franca" Spanisch ein paar nette Worte mitzuteilen. Und auch Mannschaftsbusse werden fern der Heimat noch gelegentlich mit Steinhagel am Stadion empfangen.

Man muss auswärts ins Hochland nach Oruro, wo San José seine Heimspiele auf über 3700 Metern austrägt – nochmal hundert Höhenmeter mehr, als das häufig diskutierte Nationalstadion von Bolivien in La Paz. Oder es geht nach Peru zum Club Juan Aurich, der seine Heimspiele auf uraltem, knochenharten Kunstrasen austrägt.

Diese beiden Reisen hat der argentinische Traditionsverein River Plate bereits hinter sich – mit der mageren Ausbeute von nur einem Punkt. River muss auch noch quer durch den Kontinent und darüber hinaus. Zehn Flugstunden von Buenos Aires nach Mexiko, wo seit einigen Jahren die besten Teams des Landes als Gäste die Südamerikameisterschaft sportlich bereichern sollen.

Fünf Teams aus Argentiniens Hauptstadt

River Plate war als einer der Favoriten in den Wettbewerb gestartet, nachdem man in der zweiten Jahreshälfte 2014 die weniger beachtete Copa Sudamericana gewonnen hatte. Vor dem vierten Spiel in der Nacht zu Freitag stehen die Millonarios bereits mit dem Rücken zur Wand.

River ist einer von sechs argentinischen Teilnehmern, von denen dieses Jahr fünf aus der "Welthauptstadt des Fußballs" Buenos Aires stammen. Nur Rekordsieger Independiente hat es nicht gepackt. Ansonsten sind alle anderen "Großen" Boca Juniors, River, Racing und San Lorenzo mit von der Partie. Letzterer gewann im letzten Jahr erstmals in der Vereinsgeschichte die Libertadores. Derzeit hat der Lieblingsklub von Papst Franziskus in der Gruppe zwei neben den brasilianischen Topklubs Corinthians und FC São Paulo einen schweren Stand.

Deutlich besser stehen derweil Boca Juniors und Racing Club da. Beide führen ihre Gruppen souverän an und bringen sich so in Position auf der Rangliste der qualifizierten Teams. Ein grundlegender Unterschied zur europäischen Champions League ist nämlich, dass das Achtelfinale nicht ausgelost wird, sondern der beste Gruppenerste gegen den schwächsten Gruppenzweiten antritt.

Also ist ein Aufeinandertreffen zwischen den Erzrivalen Boca und River durchaus schon bald denkbar. Neben dem Stadtderby von Corinthians gegen São Paulo oder dem möglichen Duell in Belo Horizonte zwischen Cruzeiro und Atlético Mineiro: Es wäre ein weiteres Highlight, feuertrunken, wie bei Beethoven.

Mehr dazu:
>> Livedaten zu River Plate vs. Juan Aurich (in der Nacht auf Freitag ab 00:00 Uhr)
>> Alles zur Copa Libertadores

Für weltfussball berichtet aus Südamerika: Viktor Coco

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