11.03.2015 14:45 Uhr

Rampenlicht: Der Freistoßflüsterer

Mehmet Ekici findet in Trabzon zu neuer Stärke
Mehmet Ekici findet in Trabzon zu neuer Stärke

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf die späte Erfüllung geschürter Erwartungen in der Türkei, einen nimmersatten Torjäger im fernen Wüstenstaat Katar und einen Brasilianer, der bei den Eidgenossen sein Glück fand.

Dieser Tage versuchen die Gegner des türkischen Vereins Trabzonspor ihr Möglichstes, Fouls in einem Umkreis von 30 Metern um das eigene Tor zu vermeiden. Ertönt der Pfiff des Unparteiischen dennoch, macht der Schlussmann schweißgebadet seine Mauer und die Fans von Trabzon sich zum Jubeln bereit. Ein bärtiger 24-Jähriger aus München legt sich den Ball zurecht, nimmt Maß und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erwartungen der Anhänger seines Klubs erfüllen und sie in feuchtfröhlichen Freudentaumel ausbrechen lassen. So, wie er es in jedem der vergangenen vier Spiele getan hat.

Schon in seiner Jugend wurden große Hoffnungen in Mehmet Ekici gesteckt. Nach dem Durchlaufen aller Jugendabteilungen des großen FC Bayern und des DFB prophezeite man dem Sohn türkischer Einwanderer eine glorreiche Karriere im schillernden Profifußball. In einer Saison beim FC Nürnberg machte er die ersten Schritte in der Bundesliga, überzeugte auf Anhieb als Stammspieler. 2011 folgte der Wechsel an die Weser. Fünf Millionen Euro investierten die Bremer in Ekici und die Hoffnung auf den Glanz alter Tage, wie ihn einst Mesut Özil unter ähnlichen Vorzeichen bei Werder versprühte. Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuße - in drei Jahren unter Thomas Schaaf und Robin Dutt konnte der Youngster den in ihn gesteckten Erwartungen nie gerecht werden, kam auf lediglich 43 Pflichtspiele und vier Tore.

Beide Seiten waren demnach heilfroh, als das Missverständnis Werder - Ekici im vergangenen Sommer aufgelöst wurde. Seitdem kickt der zentrale Mittelfeldspieler in der Hafenstadt bei einem der "großen Vier" in der Türkei. Und endlich, so scheint es, passt alles. Nach einer ordentlichen Hinrunde im Dress von Trabzonspor explodiert der gebürtige Bayer in der Rückrunde: Im neuen Jahr erzielte Ekici in acht Spielen acht Tore. Der Oberkellner vom Schwarzen Meer servierte seinen Teamkollegen in dieser Saison bereits acht weitere Treffer und ist der unangefochtene Spielmacher im rot-blauen Dress.

Sein neues Team gilt vor jeder Spielzeit als der einzige Kandidat auf die Meisterschaft neben den drei berühmten Istanbuler Klubs. Momentan rangiert Trabzonspor erwartungsgerecht auf dem vierten Platz der Süper Lig. Mehmet Ekici trägt seinen Teil dazu bei. Vor allem durch seine Standards, mit denen er in der Türkei jetzt sogar Rekorde einstellt. Bereits fünf Mal fand der Ball in dieser Saison seinen Weg ins Netz, nachdem der 24-Jährige ihn eiskalt per Freistoß dorthin beförderte. Zuletzt tat er das vier Spiele in Folge. Wieder werden große Hoffnungen in den Jungen aus Deutschland gesteckt, der endlich bereit scheint, auch seine eigenen Erwartungen zu erfüllen.

Ein meisterhafter Ex-Wolf

Im fernen Wüstenstaat Katar konnte ein weiterer ehemaliger Bundesligaprofi zuletzt durch Tore die mit seiner Verpflichtungen in ihn gesteckten Erwartungen erfüllen. Grafite, der mit dem VfL Wolfsburg 2009 Deutscher Meister wurde, schnürt bereits seit vier Jahren seine Schuhe in der arabischen Welt. Nachdem er zuletzt bei Al-Ahli in Dubai sein Brot verdiente, wechselte der Brasilianer Anfang Februar nach Katar. Für seinen alten Arbeitgeber erzielte er in drei Jahren 63 Tore in der Liga. Mit Al-Sadd will der Torjäger nun auch in der asiatischen Champions League auf Titeljagd gehen. Letzte Woche erzielte er in seinem ersten Spiel über die volle Länge seinen ersten Treffer: gegen Al-Ahli.

Im Interview mit dem "kicker" verriet Grafite im Dezember, er wolle noch zwei weitere Jahre Fußball spielen. Und danach? "Ich würde gerne etwas für Wolfsburg machen, dem VfL helfen, auf welche Art auch immer. Wenn man mich mit offenen Armen empfängt, wäre ich gerne ein Teil dieses Klubs." Zwar kommt sein Ex-Klub momentan sehr gut ohne den Toschützenkönig aus der Meistersaison aus. Doch es wird sich zeigen, ob wir Grafite nicht bald auch wieder in der Bundesliga sehen dürfen. Auf welche Art auch immer.

Viel Geld und viel Käse

Über einen neuen Arbeitgeber freut sich seit gut anderthalb Jahren der Brasilianer Caio, seines Zeichens Rekordtransfer von Eintracht Frankfurt. 3,8 Millionen nahmen die Hessen 2008 in die Hand, um den Mittelfeldmann am Main wirbeln zu lassen. Viel Geld für Frankfurt. Und viel Risiko für einen damals 21-Jährigen aus der zweiten brasilianischen Liga. So richtig in Tritt kam Caio César Alves dos Santos in der Bundesliga nicht, machte in dreieinhalb Jahren 95 Pflichtspiele, davon aber nur 15 über die kompletten 90 Minuten. Es folgten die Rückkehr nach Brasilien und der gedankliche Abschluss mit dem großen Traum vom Fußball in Europa. Zu zwiespältig war die Erfahrung. Wider Erwarten lotste ihn im Sommer 2013 sein ehemaliger Trainer bei Frankfurt, Michael Skibbe, zu den Grasshoppers nach Zürich.

Vielleicht fördert ein obergäriger Appenzeller zum Frühstück die Torgefahr eher als hessischer Apfelwein. Jedenfalls kam Caio in seiner ersten Spielzeit bei den Eidgenossen auf 20 Scorerpunkte, traf selbst 13 Mal und legte sieben weitere Tore auf. Und auch in dieser Saison gehört der mittlerweile 28-Jährige zum Stammpersonal der Hoppers, steht momentan bei vier Treffern und erzielte letzte Woche bei der Partie gegen den FC Luzern den Siegtreffer. Ein wenig Samba in Zürich.

Kevin Brüssel

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