22.12.2014 12:56 Uhr

"Zick Zack" Zsak ist 50

Manfred Zsak - ein Name, der im österreichischen Fußball fest verankert ist
Manfred Zsak - ein Name, der im österreichischen Fußball fest verankert ist

Ob als Spieler, Trainer oder gar Golflehrer. Manfred Zsak hat im und mit dem Fußball eine abwechslungsreiche Karriere erlebt. Am Montag feiert jener Mann, der als "Zick Zack" Zsak besungen wurde, sobald er nur in die Nähe eines Freistoßes schritt, seinen 50. Geburtstag.

Jene Nachwuchsteamspieler, die im kommenden Frühjahr in die Eliterunde der Qualifikation um die Teilnahme an der U17-Europameisterschaft kämpfen, waren noch gar nicht auf der Welt als ihr Teamchef Manfred Zsak ein letztes Mal seine Fußballschuhe für einen Bundesliga-Klub schnürte. Admira Wacker verlor an einem Novembertag 1997 gegen den FC Tirol 2:4. Zsak verabschiedete sich aber immerhin standesgemäß mit einem Tor.
>> Das letzte Bundesligaspiel von Manfred Zsak

Abschied. Aufhören. Manfred Zsak hat diesen Moment öfters erlebt. Nur wenige andere Fußballer können von sich behaupten, die Karriere mehr als nur einmal beendet zu haben. "Ohne Fußball hab ich gelitten, ich bin draufgekommen, dass Golf zwar ein schönes Hobby ist, aber Fußball mein Leben", sprach Zsak anlässlich seines ersten Rücktritts vom Rücktritt 1996.

Ein Trottlsager prägt sich ein

Ob auch ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig darauf bauen konnte, als er Zsak im November 2011 zum Verbleib überredete, obwohl dieser erneut die Nase voll vom runden Leder hatte? Die Teamchef-Ära von Didi Constantini war gerade unglücklich zu Ende gegangen. Vom Gute-Laune-Team war nur noch Laune übrig. Auch Manfred Zsak hatte als Constantinis Assistent im Verbund mit Tormanntrainer Franz Wohlfahrt für einen Eklat gesorgt: Nach einer von ihrem Chef abrupt abgebrochenen Pressekonferenz unterhielt sich das Duo über einen anwesenden Journalisten mit Kappe. Sie wussten jedoch nicht, dass die Audiogeräte noch aufzeichneten.

"Is er fett, der mit'n Kapperl? Trottl!" Der Dialog wurde öffentlich und sogar zum Fußball-Spruch des Jahres 2011 gewählt. Dem nicht genug, als "Trottelsagerbuam" schafften es die beiden Teamchef-Assistenten auch zum Wort das Jahres.

Der Ruf von Zsak hatte durch diesen kurzen Moment der Schwäche Schaden genommen; andere Kratzer erhielt das öffentliche Bild aber zu Unrecht. Beispielsweise beim 2:6 gegen Deutschland in Gelsenkirchen im September 2011, das er fast liegend auf der Betreuerbank verbrachte. Lümmelnd wie ein Faulenzer, spotteten Kritiker bei ihrer Wortwahl nicht weniger zimperlich. Doch wusste zunächst niemand, dass der Co-Trainer sich eigentlich einer ärztlichen Anweisung widersetzt und trotz Rückenmarkinfarkts zum wichtigen EM-Qualifikationsspiel geschleppt hatte.

Im Dienste der Jugend

Nicht nur nach sondern auch vor seiner Zeit beim A-Team - und von einer Episode beim Wiener Stadtligisten Polizei/Feuerwehr abgesehen - widmete sich Manfred Zsak als Trainer der Nachwuchsarbeit. Nach kurzen Stationen bei den BNZ "seiner" Klubs Austria und Admira Wacker führte der Weg früh zum Verband. Als Nachfolger von Andreas Herzog als Österreichs U21-Trainer machte er nicht nur von sich reden, sondern war drauf und dran Geschichte zu schreiben.

Die erstmalige Qualifikation des höchsten österreichischen Nachwuchsjahrganges für eine EM-Endrunde war 2008 zum Greifen nahe. Nach einer stolzen Serie von 13 Spielen ohne Niederlage stand die ÖFB-Auswahl im Playoff und wähnte sich gegen technisch weniger beschlagene Finnen als Favorit.

Das Hinspiel in Pasching wurde 2:1 gewonnen. Das späte Gegentor tat zwar weh, aber die Zuversicht schien ungebrochen. In Turku war das Team um Kicker wie Julian Baumgartlinger, Veli Kavlak und Florian Klein bis zur 80. Minute auf Schiene Richtung EM. Dann aber gelang es Finnland, die Partie zu drehen und Österreich letztlich auch ins Elfmeterschießen zu zwingen. Es endete 2:4, Österreichs Traum war geplatzt. Pikantes Detail: Die finnische Stadt Turku war bereits zum zweiten Mal Endstation für Zsak. Denn genau dort absolvierte er am 13. Mai 1993 auch seinen 49. und letzten Einsatz im Teamdress.
>> Das letzte Länderspiel von Manfred Zsak

Nachwehen des bitteren Ausscheidens

"Weh tut's schon, wenn man vor dem Fernseher sitzen und zuschauen muss", hatte Zsak das Ausscheiden auch ein Jahr danach nicht verdaut. Und wie das so ist bei Niederlagen, hatte längst auch ein Prozess gegenseitiger Schuldzuweisungen eingesetzt. "Vercoacht" lautete ein hinter vorgehaltener Hand geäußerter Vorwurf an Manfred Zsak, der sich jedoch keiner Schuld bewusst war. "Ich würde alles wieder so machen. Die erste Partie haben wir klar beherrscht, aber leider nur 2:1 und nicht 4:0 gewonnen. Und ich weiß nicht, ob einer, der sich ein bisschen im Fußball auskennt und zehn Minuten vor Schluss noch im Bewerb ist, zwei Stürmer eintauscht."

Aber auch Zsak hatte guten Grund Kritik zu üben. Etwa dass ihm der damalige Teamchef Karel Brückner zahlreiche noch spielberechtigte Akteure nicht zur Verfügung stellte, weil es ihm egal gewesen sei. "Wenn mir der Teamchef ein oder zwei Spieler, die einen Tag später beim A-Team gegen Serbien Ersatz waren oder auf der Tribüne gesessen sind, gegeben hätte, hätten wir es sicher geschafft", war Zsak überzeugt.

Die Liste der Ausfälle für das Auswärtsspiel gegen Finnland liest sich rückblickend fast wie eine aktuelle Kadernominierung von Marcel Koller: Fuchs, Prödl, Hoffer, Gercaliu und Arnautovic kamen stattdessen gegen Serbien zu Teamehren, Harnik, Junuzovic sowie Hackmair fehlten verletzt. Darüber hinaus waren Schiemer und Okotie gesperrt.

Aushängeschild der Bundesliga

Jene, zu deren Kindheitsidolen Manfred Zsak zählte, haben heute mitunter selber schon Kinder. Kein Wunder, dass der einstige defensive Mittelfeldspieler und Libero mit dem kräftigen Schuss gegenwärtig durch seine turbulente Trainerkarriere in den Köpfen der Fußballfans präsenter sein mag. Dabei war Zsak in den 80ern und 90ern jemand, der gut und gerne als "Institution" beschrieben werden konnte.

424 Einsätze machen Manfred Zsak zur Nummer 21 der Bundesliga-Geschichte, noch vor Herbert Prohaska oder Michael Konsel. Von den noch aktiven Spielern kommt gerade einmal WAC-Routinier Joachim Standfest in diese Sphären (430). Zsaks Nach-Nachfolger als Austria-Kapitän Manuel Ortlechner erreicht mit 391 gerade einmal die Sichtweite.

Begonnen hatte die Karriere des gebürtigen Mödlingers in der renommierten Talenteschmiede der Admira, von wo es 1987 zur Wiener Austria ging. Zur selben Zeit räumte ein gewisser Thomas Parits den Trainersessel bei den Veilchen. Natürlich hätte man Zsak im Jahr davor auf den Zettel gehabt, erinnerte sich der Austria-Sportvorstand gegenüber weltfussball. "Andreas Herzog und Manfred Zsak waren die größten Talente damals. Der Andi hat gleich gesagt, 'I bin ein Grüner'. Da war klar, dass wir Zsak kriegen müssen", so Parits. Vollzogen wurde der Transfer dann von Ferry Janotka, der von Parits' Co zum Chefcoach aufgestiegen war.

Schinder-Egon vermiest dem Prohaska-Erben den Fußball

Nach Herbert Prohaskas Karriereende übernahm Zsak die Kapitänsschleife bei der Austria. Sein hoher Stellenwert bewahrte ihn allerdings nicht vor einem unwürdigen Abschied. Finanzielle Turbulenzen beim Verein, das Wüten von Egon Coordes als Trainer in Favoriten und eine hartnäckige Verletzung brachten Manfred Zsak 1995 auf das Abstellgleis. "Entweder Austria oder Ende", erklärte er und sattelte sogleich auf sein neues Hobby Golf um.

Zsaks (Zwischen)Bilanz: "Ich habe persönlich viel erreicht, bin mit der Karriere durchaus zufrieden. Die Wermutstropfen sind: Dass ich ausgerechnet bei 49 Länderspielen stehengeblieben bin und dass aus dem Transfer zu Sampdoria, der vor der WM 1990 recht gut ausgesehen hat, nichts geworden ist."

1996 gab es schon das Comeback beim Grazer AK. "Mit dem Kicken ist es wie mit Radlfahr'n: Wer es einmal kann, kann es immer." Aber auch beim steirischen Traditionsverein wurde Zsak nur für knapp 180 Spielminuten glücklich. Nach einem Zerwürfnis mit Trainer Ljupko Petrović packte der Libero noch vor dem Europacupspiel gegen FK Vojvodina die Koffer. Das neuerliche Karriereende schien gekommen: "Ich verstehe es nicht, ich hatte mit keinem Probleme. Jetzt überlege ich und pflege einmal meinen Garten."

Mit dem damaligen Schlusslicht FC Linz war jedoch rasch ein neuer Verein gefunden, später folgte die Rückkehr zur Admira. Dann war endgültig Schluss und Zsak wurde Gastronom.

Mit dem "Augenschmäh" ging es zur WM 1990

Die größten Erfolge in seiner Bundesliga-Zeit waren der Meister-Hattrick mit der Austria 1991, 1992 und 1993 sowie die ÖFB-Cupsiege 1990, 1992 und 1994. Im Nationalteam hatte er als schußgewaltiger Mittelfeldspieler großen Anteil an der WM-Qualifikation 1990 für Italien. Zsak kam gegen die UdSSR, DDR, Island und die Türkei zum Einsatz und erzielte beim 2:1-Heimerfolg gegen Island am 23. August 1989 in Salzburg-Lehen das Siegestor.

Der damalige Teamchef Josef Hickersberger fasste den Zsak-Kracher auf dem WM-Video der erfolgreichen Qualifikation so zusammen: "Wichtig aus so einer Distanz ist natürlich die nötige Schusskraft, aber auch die entsprechende Technik. Beides hat Manfred Zsak!"
>> Der 2:1-Erfolg gegen Island mit dem Siegestor von Manfred Zsak

Nach dem abschließenden 3:0-Erfolg gegen die DDR im bebenden Wiener Praterstadion am 15. November 1989 schrieb Zsak dann mit den Worten "Des Mikro derfst einehalten!" zum vor der Kabine verzweifelt auf Einlass wartenden ORF-Reporter Peter Elstner Fernsehgeschichte. Vor der WM gab er dann auch noch mit "I moch des mit dem Augenschmäh" Einblick in seine Aufrissmethoden.

Nach Siegen gegen Spanien und die Niederlande sowie einem Remis gegen Argentinien (Zsak hatte im Prater gegen die Argentinier und gegen die Niederländer getroffen) flog Österreich - zumindest der eigenen Einschätzung nach - als einer der Geheimfavoriten nach Italien.

Dann kam nach einer 0:1-Niederlage gegen Gastgeber Italia in Rom (Zsak wurde eingewechselt), der vorentscheidenden 0:1-Pleite gegen die CSSR in Florenz sowie dem 2:1-Sieg gegen die USA ebenfalls in Florenz (Zsak spielte dabei jeweils durch) jedoch schon nach der Gruppenphase das Aus. Eine Riesenenttäuschung mit der damaligen Elf mit Offensivkalibern wie Andreas Herzog, Toni Polster, Andreas Ogris oder Gerhard Rodax.
>> Österreichs WM-Spiele 1990 

Im Europacup ließ Zsak hinten und vorne nichts aus

Auch im Europacup blieb mit der Austria der ganz große Durchbruch aus: Zsak war beim 1:5-Debakel gegen Bayer Leverkusen dabei, sah in Wilna gegen Zalgiris Rot, kam in Bremen mit 0:5 unter die Räder, kassierte gegen Juventus zwei Mal eine 0:4-Abreibung und ging bei Arsenal mit 1:6 unter. Im November 1992 standen die Violetten dafür kurz vor dem großen Coup. Gegen Brügge fehlte im Hanappi-Stadion (!) nur ein einziger Treffer zum Einzug in die Champions League, ein herrlicher Freistoß von Manfred Zsak leitete damals den 3:1-Erfolg beim Krimi ohne Happy End in Wien-Hütteldorf ein.

Ein Jahr später unterstrich er auch mit zwei Treffern gegen Rosenborg seine Torgefahr, das bitterste internationale K.o. gab es jedoch im November 1994 im Europacup der Cupsieger: Gegen Chelsea kam man mit einem 0:0 nach einer heldenhaften Abwehrschlacht aus London zurück und lief dann im Wiener Prater bei einem Eckball in einen verhängnisvollen Konter, den John Spencer zum 0:1 nützte. Am Ende bedeutete ein 1:1 aufgrund der Auswärtstorregel das Aus. Der weit aufgerückte und ohne Absicherung agierende Austria-Abwehrchef Zsak wurde zum Sündenbock, wie so oft in seiner Karriere.

Manfred Zsak interpretierte seine Rolle als "Libero" weit offensiver als der Großteil seiner Kollegen. Die Zeit der Viererkette war noch nicht gekommen, seine Manndecker Walter Kogler und Anton Pfeffer hielten dem letzten Mann oft den Rücken frei. Dies nützte der früherer Mittelfelddynamo zu Ausflügen in die Offensive. Ein Zsak ließ schon damals eben nichts aus. Herzlichen Glückwunsch zum 50. Geburtstag! 

Mehr dazu:
>> Übersicht der Vereinsspiele von Manfred Zsak

Sebastian Kelterer/Christian Tragschitz

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