06.12.2014 10:00 Uhr

Aufstiegskandidaten: Dreimal frisches Blut?

Die Zweitligatabellen in Spanien, Deutschland und Italien führen Klubs an, die noch nie in ihrer Geschichte erstklassig waren. weltfussball stellt die Newcomer aus Girona, Ingolstadt und Carpi vor und beleuchtet mit Hilfe internationaler Experten ihre Aufstiegschancen.

Spanien, Segunda División: Girona FC

Die Vereinshistorie: Sechs Jahre nach seiner Gründung schaffte der Klub im Sommer 1936 schon einmal die sportliche Qualifikation für die höchste Spielklasse. Doch der Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges verhinderte den Aufstieg. Später pendelten die Katalanen lange Jahre zwischen Viert- und Drittklassigkeit hin und her, ehe 2008 der Sprung in die zweite Liga gelang. Dort tummelte sich Girona bislang überwiegend in den unteren Tabellenregionen. Zudem hatte man auch immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Die aktuelle Situation: Nach 15 Spielen haben die Gironistas bereits 30 Punkte auf dem Konto und damit einen Zähler mehr als die Verfolger UD Las Palmas und Sporting Gijón. Eine absolute Sensation, nachdem in der vergangen Saison der Klassenerhalt erst am letzten Spieltag gelang und für die neue Spielzeit nur ein Mini-Etat zur Verfügung stand. Maßgeblichen Anteil am Aufschwung haben zwei Neuzugänge: Der junge Franzose Florian Lejeune hält als Abwehrchef die Defensive zusammen. Angreifer Francisco Sandaza traf bereits sechsmal und ist damit zweitbester Torschütze hinter Sturmpartner Felipe Sanchón (neun Treffer).

Die Prognose: "Wenn die Defensive um Lejeune stabil bleibt und das Duo Sandaza-Sanchón weiter so knipst, ist Girona ein ernstzunehmender Kandidat auf einen der beiden ersten Tabellenplätze und damit den direkten Aufstieg. Für die Playoffs sollte es in der derzeitigen Form sicher reichen." (Iván Turmo, Redaktion livefutbol.com)

Deutschland, 2. Bundesliga: FC Ingolstadt

Die Vereinshistorie: Erst 2004 ging der FCI aus der Fusion zweier Ingolstädter Vereine hervor, steckte sich aber von Beginn an große Ziele: Mit dem Geld des millionenschweren Unternehmers Peter Jackwerth im Rücken schaffte man in nur vier Jahren den Durchmarsch von der Bayernliga in die 2. Bundesliga. Die Schanzer stiegen zwar sofort wieder ab, kehrten aber nach einjährigem Drittliga-Intermezzo zurück ins Unterhaus und etablierten sich anschließend dort. Im Oktober 2013 übernahm Ralph Hasenhüttl das Traineramt und sorgte beim vom ortsansässigen Audi-Konzern unterstützen Klub nach zuvor vielen Personalwechseln für Kontinuität auf dieser Position.

Die aktuelle Situation: Zwar galten die Ingolstädter vor der Saison nicht unbedingt als Top-Favorit auf den Aufstieg, deuteten ihr Potenzial allerdings in der letzten Rückrunde bereits an. Hasenhüttl hat es in dieser Spielzeit nun geschafft, zusätzlich zur ohnehin sehr stabilen Abwehrarbeit auch die Offensive deutlich zu stärken. Eine zwischenzeitliche Serie von drei sieglosen Spielen in Folge konnte die Mannschaft ebenfalls nicht schocken. Mit dem 3:0 gegen den VfL Bochum am vergangenen Wochenende meldete sich der FCI eindrucksvoll zurück und hat derzeit vier Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz.

Die Prognose: "Zum großen Ziel Aufstieg ist es für den FCI noch ein weiter Weg, die Liga ist eng beisammen. Aber wieso nicht? Die Strukturen in Ingolstadt sind da, das Team ist eingespielt und Ralph Hasenhüttl hat nicht erst einmal sein taktisches Geschick bewiesen. Die Konkurrenten werden sicherlich kein Fernglas brauchen, möglich ist ein Ingolstädter Aufstieg - oder zumindest die Relegation - jedoch allemal." (Jochen Rabe, Redaktion weltfussball.de)

Italien, Serie B: Carpi FC

Die Vereinshistorie: Ähnlich wie Ingolstadt können auch die Italiener nicht auf eine lange Geschichte zurückblicken: Der Klub in seiner heutigen Form entstand im Jahr 2001. Nach Anfängen im Amateurlager gelang 2010 der Aufstieg in den bezahlten Fußball. Die vierte und die dritte Liga waren anschließend nur Durchgangsstationen. 2013 qualifizierte sich Carpi erstmals für die Serie B. Dort reichte es in der Premierensaison auf Anhieb zu einem respektablen zwölften Platz.

Die aktuelle Situation: Die Entwicklung Carpis hin zum Zweitliga-Spitzenteam ist eng mit dem Namen Fabrizio Castori verknüpft. Der 60-Jährige übernahm im Sommer als Coach und ist bereits der dritte Trainer des Klubs seit dem Aufstieg. Trotz riesiger Personalfluktuation im Kader formte er ein äußerst schlagkräftiges Team, das inzwischen seit acht Spielen ungeschlagen ist. Besonders offensiv glänzt der Tabellenführer: Mit 30 Treffern in 16 Spielen ist Carpi die torgefährlichste Mannschaft der Serie B.

Die Prognose: "Beim Spiel gegen Brescia Ende November spielte Carpi nach zwei Platzverweisen zu neunt, bekam drei Elfmeter gegen sich gepfiffen und holte mit zwei späten Toren trotzdem noch ein 3:3. Einer Mannschaft mit diesem außergewöhnlichen Charakter und einer solchen Moral ist auch zuzutrauen, als Tabellenführer den direkten Durchmarsch in die Serie A zu schaffen." (Elio Errichiello, Redaktion calcio.com)

Tobias Knoop

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