17.11.2014 14:09 Uhr

Spanien im Umbruch: Neue Selección

Isco (l.) fliegen zurzeit die Sympathien in Spanien zu
Isco (l.) fliegen zurzeit die Sympathien in Spanien zu

Der Europameister im Umbruch: Spaniens Nationalelf wird im Länderspiel am Dienstag gegen Weltmeister Deutschland nur noch wenig mit dem Team gemein haben, das 2012 in Polen und der Ukraine den EM-Titel gewann.

Die Regisseure Xavi Hernández (FC Barcelona) und Xabi Alonso (Bayern München) nahmen nach der WM in Brasilien Abschied von der Selección. Von der einst legendären Mittelfeldachse blieb nur Sergio Busquets übrig.

"Gegen Deutschland haben wir die Schwierigkeit, dass wir gegen den Weltmeister spielen", sagte Nationaltrainer Vicente Del Bosque vor dem 3:0-Sieg der Spanier im EM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland. "Es ist ein Freundschaftsspiel, aber man kann es nicht als ein solches einordnen."

Deutschland auf Wiedergutmachung aus

Der spanische Trainer erwartet, dass die DFB-Elf nach ihrem enttäuschenden 4:0 gegen den Fußballzwerg Gibraltar in Vigo auf Wiedergutmachung aus sein wird. "Ich glaube, dass die Deutschen stark unter Druck stehen werden nach ihren letzten Spielen, die nicht gerade zufriedenstellend waren", sagte Del Bosque in Vigo.

Nach dem Fiasko der Spanier in Brasilien hatte der Trainer das Team eigentlich Schritt für Schritt erneuern wollen. Anstelle des "süßen Übergangs", wie er sein Vorhaben nannte, sieht er sich aber nun zu einem radikalen Neuaufbau gezwungen. Die FC-Bayern-Profis Javi Martínez und Thiago Alcántara fallen für längere Zeit verletzt aus. Stammspieler wie Andrés Iniesta, David Silva, Cesc Fàbregas oder Diego Costa mussten wegen Verletzungen ebenfalls absagen.

Ramos kritisiert vermeintliche Scheinverletzungen

Zu allem Überfluss äußerte Abwehrchef Sergio Ramos, zweiter Kapitän der Selección, Zweifel an der Schwere der Blessuren von Diego Costa und Fàbregas. Die Zeichen für La Roja schienen nicht gut zu stehen. Gegen Weißrussland gelang der neu formierten Elf jedoch mit einer spielerisch überzeugenden Darbietung ein Befreiungsschlag. "Die Debatte über das Engagement einzelner Spieler für die Nationalelf wirkte anscheinend wie eine Katharsis", meinte das Sportblatt "As". "Das Team scheint den Pessimismus abgelegt zu haben, den es seit der WM mit sich herumschleppte. Das Spiel gegen Deutschland muss diesen Trend nun bestätigen."

Die spanischen Fans glauben, quasi über Nacht einen neuen Fußballhelden gefunden zu haben. Francisco Alarcón, genannt Isco, schoss das Team gegen Weißrussland nicht nur in Führung, sondern führte auch in brillanter Weise Regie. Del Bosque hielt dem Mittelfeldspieler von Real Madrid zwar eine übertriebene Schönspielerei vor, aber in einer Internetumfrage von "As" wählten über 80 Prozent Isco zum derzeit besten spanischen Fußballer.

Isco: "Ich kann mich noch in jeder Hinsicht verbessern"

Das "andalusische Genie", wie "Marca" den Hoffnungsträger nennt, begeistert die Fans nicht nur mit seiner ausgefeilten Technik. Ihm fliegen die Sympathien auch deshalb zu, weil er sich bei Real gegen die Konkurrenz von ausländischen Stars wie James Rodríguez oder Gareth Bale behaupten muss. "Ich kann mich noch in jeder Hinsicht verbessern", meint Isco. "Das gilt für das Defensivspiel, die Balltechnik und die Treffsicherheit als Torschütze."

Beim Spiel in Vigo brennt Torjäger Nolito auf sein Länderspieldebüt. Der 28-Jährige steht beim heimischen Erstligaklub Celta de Vigo unter Vertrag und gehört in Spanien zu den Entdeckungen der Saison. "Ein Debüt im heimischen Stadion gegen den Weltmeister - besser ginge es nicht", meinte der Angreifer.

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dpa

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