12.11.2014 16:41 Uhr

Ligen-Check: Ewiges Talent? Furia Roja!

Vom ewigen Talent zum Top-Torjäger: José Callejón
Vom ewigen Talent zum Top-Torjäger: José Callejón

Ein WM-Held auf Formsuche, ein ewiges Talent auf dem Vormarsch und ein überraschendes Schlusslicht: In der Länderspielpause geht weltfussball auf einen Streifzug durch Europas Topligen und wirft einen Blick auf die größten Überraschungen und herbsten Enttäuschungen. Heute an der Reihe: die italienische Serie A.

Nichts Neues im Süden: Juventus spaziert unaufgeregt durch die Serie A und wirkt auch in dieser Saison konkurrenzlos. Dahinter untermauert die Roma ihr Abonnement auf Platz zwei. Hinter den Hauptstädtern ist der Ex-Verein eines Weltmeisters die Überraschung der Saison. Das Überraschungsteam der Vorsaison ist dagegen eine einzige Enttäuschung.

Das Überraschungsteam der Saison: Sampdoria Genua

Nicht mal die eigenen Fans hatten dem Ex-Klub von Shkodran Mustafi in dieser Saison besonders viel zugetraut. Dass es neun Spieltage und einen Last-Minute-Elfmeter brauchen würde, um die Samp überhaupt zu bezwingen, grenzt an ein kleines Wunder. Bis heute ist das 0:1 gegen Inter Mailand die einzige Niederlage des Tabellenvierten.

Der Minimalisten-Fußball von Trainer Siniša Mihajlović ist alles andere als spektakulär, dafür aber außerordentlich erfolgreich. Mit nur acht Gegentoren stellt Genua nach Juventus und Rom die beste Abwehr der Liga. In nur zwei Spielen kassierten die Ligurer mehr als einen Treffer. Da fällt es nicht so sehr ins Gewicht, dass man mit nur 14 selbst erzielten Toren genau so oft bzw. selten getroffen hat, wie der Tabellenletzte aus Parma.

Das Erfolgsgeheimnis des Trainers ist neben der Defensive eine bedingungslose Rotation. In elf Partien standen insgesamt 21 verschiedene Spieler in der Startelf. Nur drei von ihnen kamen an jedem Wochenende zum Einsatz. Diese Ressourcen schonende Maßnahme trägt Früchte und lässt die Fans vier Jahre nach den dramatischen Europapokal-Abenden gegen Werder Bremen wieder von besseren Zeiten träumen.

Die Enttäuschung der Saison: FC Parma

Vergleichsweise läppische 300.000 Euro haben Parma im Vorjahr den Einzug in die Europa League gekostet. Es wäre die Krönung einer überraschend starken Saison gewesen. Eine Sommerpause später kämpft der Klub um das sportliche Überleben. Das Team von Ex-Milan-Legende Roberto Donadoni wird Woche für Woche auf die Schlachtbank geführt und ist nach neun Niederlagen aus den ersten elf Spielen mit nur sechs Punkten Tabellenletzter.

Zwar konnte Parma einen Großteil seiner Leistungsträger halten, doch die immer länger werdende Verletztenliste kann der aktuelle Kader nicht auffangen. Die Fans gingen schon vor Wochen auf die Barrikaden und stellten Team und Trainer zur Rede. Besitzer Tommaso Ghirardi denkt laut über einen Verkauf nach und würde das sinkende Schiff am liebsten sofort verlassen. Es herrscht Chaos. Auf und neben dem Platz.

Die größte der zahlreichen sportlichen Baustellen ist die Abwehr. Allein in den drei Partien gegen Juventus, Udinese und Milan hagelte es 16 Gegentore. Neunmal kassierten die Norditaliener das 0:1, mit insgesamt 28 Gegentreffern hat man fast so viele Tore schlucken müssen, wie die Top Vier der Liga zusammen (30) – die Bilanz eines Absteigers. Sollte Parma nicht schleunigst die Kurve kriegen, wird die Talfahrt in der Serie B enden.

Der Aufsteiger der Saison: José Callejón

Als eines der größten Talente des Landes wechselte José Callejón im Sommer 2011 zu Real Madrid. Dort kam der Stürmer jedoch nie über die Rolle des Reservisten hinaus. Zwei Jahre später schloss er sich dem SSC Napoli an und überzeugte in seiner Premierensaison mit 15 Toren in 37 Spielen – eine stattliche Quote, die der 27-Jährige in dieser Spielzeit noch einmal übertrumpft.

Mit acht Treffern in den ersten elf Spielen liegt der Spanier gemeinsam mit Carlos Tévez auf Platz eins der Torschützenliste. Seine Tore retteten Trainer Rafa Benítez nach einem verkorksten Saisonstart (ein Sieg aus den ersten vier Spielen) den Job. Den Ruf des ewigen Talents hat Callejón in dieser Spielzeit endgültig abgelegt.

Auch in der Heimat nimmt man seine glänzenden Leistungen mittlerweile zur Kenntnis. So hat ihn Nationalcoach Vincente del Bosque nach Jahren in der Warteschleife erstmals in den Kader der Selección berufen – der verdiente Lohn für einen Spieler, der sein Potenzial endlich ausschöpft.

Der Absteiger der Saison: Juan Cuadrado

Nach einer bärenstarken WM an der Seite von James Rodriguez stand Juan Cuadrado bei vielen großen Vereinen auf der Wunschliste. Barcelona wollte ihn, Manchester United, Liverpool, Arsenal und Bayern München waren ebenfalls an einer Verpflichtung des Kolumbianers interessiert. Doch das europaweite Interesse ist nicht nur aufgrund seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung abgekühlt.

Wie der Rest der Mannschaft, kommt der Rechtsaußen in dieser Saison einfach nicht in Fahrt. Nach den Verletzungen von Mario Gomez und Giuseppe Rossi ist die Fiorentina dabei mehr denn je auf den 26-Jährigen angewiesen. Aber das Leichtgewicht leidet spürbar unter den Nachwehen der WM und liefert häufig saft- und kraftlose Vorstellungen ab. Neunmal kam er in dieser Saison zum Einsatz, fünfmal wurde er vorzeitig ausgewechselt. Den elf Toren aus der Vorsaison steht in diesem Jahr ein einziger Treffer gegenüber. Zu wenig, um das Team auf einen Schultern zu tragen.

Der weltfussball-Ligen-Check: 
>> England - Premier League: Die graue Maus blüht auf
>> Spanien - Primera División: Mission Impossible? Nein Danke!
>> Frankreich - Ligue 1: Ein Riese mit alter Stärke
>> Portugal - Primeira Liga: Biber auf Europakurs
>> Türkei - SüperLig: Angriff auf das Establishment
>> Niederlande - Eredivisie: Zwolle auf dem Vormarsch
>> Dänemark - Superliga: København? Aalborg? Nichts da!

Christian Schenzel

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