18.02.2014 12:06 Uhr

SD Eibar: Durchmarsch bis ins Bernabéu?

Aufsteiger Eibar hatte in der laufenden Saison bereits häufig Grund zu jubeln
Aufsteiger Eibar hatte in der laufenden Saison bereits häufig Grund zu jubeln

Wir befinden uns im Jahre 2014 n. Chr. Ganz Spanien wird von Real oder Barça dominiert... Ganz Spanien? Nein! Ein von unbeugsamen Basken bevölkertes Dorf plant den Angriff auf die katalanisch-madrilenische Vorherrschaft und schickt sich an in der kommenden Saison Bernabéu, Camp Nou & Co zu erobern.

Seit dem 25. Spieltag steht Aufsteiger SD Eibar in Spaniens Segunda División völlig überraschend an der Tabellenspitze. Zunächst musste sich der Verein aus der baskischen Kleinstadt mit ihren gerade mal 27.500 Einwohnern noch mit dem punktgleichen ehemaligen Champions-League-Halbfinalisten Deportivo de La Coruña den Platz an der Sonne teilen. Seit dem vergangenem Wochenende ist das Geschichte.

Im Spiel zwischen Eibar und Sabadell läuft bereits die 57. Spielminute. Die Gastgeber drücken im heimischen Estadio Municipal de Ipurúa, das maximal 5.250 Zuschauer fasst, auf den Führungstreffer. In Halbzeit eins wirkte Eibar mit der Tabellenführung im Rücken noch etwas gehemmt. Dann steckt Arruabarrena einen Ball halbrechts auf Morales durch, der im Strafraum mit einer schönen Bewegung nach innen seinen Gegenspieler ins Leere grätschen lässt. Dabei springt der Ball dem unglücklich agierenden Verteidiger an die Hand. Es gibt Elfmeter! Spielmacher Arruabarrena schiebt das Leder rechts unten in die Maschen. Erst am Sonntagabend, nachdem sich die direkten Verfolger La Coruña und Gijón mit einem 1:1 gegenseitig die Punkte weggenommen hatten, sollte feststehen, dass jener goldene Treffer die alleinige Tabellenführung für Eibar bedeutete.

Für die Segunda División bestimmt

Mit dem dritten Sieg in Serie setzte sich der Underdog von der namhaften Konkurrenz im spanischen Unterhaus ab. Während ehemalige Europapokal-Teilnehmer wie Real Zaragoza oder RCD Mallorca in dieser Saison große Mühe haben, um den Aufstieg mitzuspielen, träumt man in der baskischen Provinz von Heimspielen gegen den FC Barcelona und Real Madrid. Mit Sicherheit hätte man in Eibar jeden, der vor zwei oder drei Jahren ein solches Szenario gezeichnet hätte, für verrückt erklärt. Denn der Verein kehrte erst im vergangenen Sommer nach vier Jahren in der Drittklassigkeit in die Segunda División zurück.

Von einem Durchmarsch in die erste Liga träumte vor der Saison daher nicht einmal der kühnste Optimist. Und überhaupt, auch in der Vergangenheit des Klubs dachte man eigentlich noch nie ernsthaft über die Primera División nach. Eibar ist nämlich die Mannschaft, die in der Geschichte des spanischen Fußballs die meisten Spielzeiten am Stück (18) in der Segunda División verbrachte und es dabei bis heute nie weiter nach oben schaffte. Die einzig ähnlich gute Saison gelang dem Dorfverein 2004/2005, als man am Ende drei Zähler unter dem Strich stand, aber eben wieder einmal zweitklassig blieb. Ein Mann, der als Hauptverantwortlicher des aktuellen Erfolgs heute als Trainer auf der Bank sitzt, stand in eben jener Saison selbst für die Basken auf dem Platz und weiß also wie es sich anfühlt, am Aufstieg zu schnuppern.

Mit Bescheidenheit an die Tabellenspitze

Die Rede ist von Gaizka Garitano, der aus den bescheidenen Mitteln - für Spielergehälter stehen ihm weniger als drei Millionen Euro zur Verfügung - bisher das Maximale rausholt. Der zurückhaltende Trainer passt gut zu Verein und Umfeld: "Wir müssen noch zwei Spiele gewinnen, um den Klassenerhalt perfekt zu machen", sagt Garitano auch nach dem jüngsten Triumph über Sabadell und Tabellenplatz eins. Bescheidenheit und harte Arbeit werden in der Arbeiterstadt, der ehemaligen Waffenschmiede Spaniens, geschätzt und scheinen das Geheimnis des Erfolgs zu sein.

"Er ist ein sehr anspruchsvoller Trainer, der von uns Spielern auch in jedem Training fordert den gleichen Rhythmus wie im Spiel zu gehen. Auf dem Platz verlangt er uns alles ab", charakterisiert Verteidiger Raúl Navas seinen Boss. Ohne akribische Arbeit hätte es der baskische Dorfverein in einer der engsten zweiten Ligen Europas - zwischen Abstiegsplatz und Berechtigung zur Teilnahme an den Aufstiegsplayoffs liegen aktuell nur sieben Punkte - wohl auch nie an die Tabellenspitze geschafft. Zudem verfügen die wenigsten im Kader über Erstligaerfahrung, während bei anderen Vereinen wie La Coruña z.B. Welt- und Europameister Carlos Marchena seine Karriere ausklingen lässt.

16 Spieltage vor dem Saisonende liegen acht Punkte zwischen Eibar und einer Platzierung, die die Aufstiegsplayoffs sichern würde. Noch nie in der langen Zweitligageschichte des Vereins stand "El equipo armero", die Büchsenmacher, in der Rückrunde auf dem ersten Tabellenplatz. Eibar darf sich also langsam berechtige Hoffnungen machen, in der nächsten Saison im Bernabéu und Camp Nou zu spielen, auch wenn Raúl Navas weiter tiefstapelt: "Träumen ist gratis, aber zunächst müssen wir unser Ziel den Klassenerhalt schaffen. Dann sehen wir weiter!"

Thomas Malzacher

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