14.02.2014 16:43 Uhr

Fulham: Millionen gegen den Abstieg

Tabellenletzter, Schießbude der Liga, Punktelieferant. Mit derartigen Begriffen wird in diesen Tagen der FC Fulham in Verbindung gebracht. Die Saison für die "Cottagers" läuft alles andere als rund, weltfussball schaut genauer auf die problematische Entwicklung der West-Londoner.

Lang ist es her, dass der Fulham Football Club, der älteste Londoner Verein, zuletzt aus dem Oberhaus des englischen Profifußballs abgestiegen ist. 1968, vor 46 Jahren, verließ das Haupstadtteam sang- und klanglos die erste Liga als Schlusslicht.

In einer ähnlich prekären Situation befindet sich der Verein auch in dieser Saison - mit dem Unterschied, dass der Abstieg noch längst nicht besiegelt ist. Blickt man auf die Tabelle der Premier League muss man nicht lange suchen, um die Elf von Trainer René Meulensteen zu finden. Mit der roten Laterne in der Hand und den meisten Gegentreffern im Gepäck rangiert der FC Fulham mit vier Punkten Rückstand aufs rettende Ufer auf dem letzten Platz der ersten englischen Liga. Vor der Saison war das undenkbar.

Khan kauft Fulham auf

In der Sommerpause legte ein Herr namens Shahid Khan geschätzte 150-200 Millionen Pfund auf den Tisch und kaufte den Klub mit großen Erwartungen und genau so viel Kapital auf. "Fulham ist ein besonderer Verein, ein besonderer Ort. Ich bin mir sicher die richtige Entscheidung getroffen zu haben und werde alles daran setzen, das Bestmögliche aus diesem Verein zu machen" , betonte der neue Besitzer gegenüber "Cottage Talk".

Der Multi-Millionär, der auch einen NFL-Klub besitzt, stellte Millionen zur Verpflichtung neuer Spieler bereit, durch die das ausgegebene Saisonziel "gesicherter Mittelfeldplatz"  kein Problem hätte darstellen sollen. Unter anderem wurden gestandene Profis wie Maarten Stekelenburg, Fernando Amorebieta oder Scott Parker verpflichtet, dazu kamen Perspektivspieler à la Pajtim Kasami (Luzern) und Ange Plumain (Lens). Außerdem konnte der damalige Trainer Martin Jol auf Leistungsträger der Vorsaison wie die Deutschen Sascha Riether und Ashkan Dejagah bauen. Auf den ersten Blick war es also eine vielversprechende Mischung, die Hoffung auf eine erfolgreiche Saison machte.

Meulensteen ersetzt Jol

Es begann gut, mit einem Erfolg über Konkurrent Sunderland kam man wie gewünscht in die Hinrunde. Was dann aber folgte, war der Beginn einer bis heute nicht überstandenen Krise. Aus den folgenden zwölf Spielen unter Jol konnten lediglich zwei Siege eingefahren werden. Die übrigen zehn Partien gingen samt und sonders verloren, sodass sich Klub-Chef Khan nach der 0:3-Niederlage gegen West Ham dazu gezwungen fühlte, die Reißleine zu ziehen und seinen Cheftrainer zu entlassen. "Wir haben noch mehr als die Hälfte aller Spiele vor uns, eine unmittelbare Veränderung war von Nöten", erklärte der Pakistani gegenüber der englischen Presse.

Nachfolger von Jol wurde der bisherige Co-Trainer René Meulensteen. Der Niederländer gilt als fähiger und umworbener Trainer, was unter anderem der Tatsache geschuldet ist, dass er sechs Jahre lang Assistenzcoach von Trainerlegende Sir Alex Ferguson bei Manchester United war.
Jedoch blieben auch unter Meulensteen die Erfolge aus. Die Negativ-Höhepunkte seiner noch kurzen Amtszeit: eine 0:6-Niederlage gegen Aufsteiger Hull und das Aus gegen Drittligist Sheffield in der vierten Runde des FA Cups. Auffällig dabei: Fulham stellt mit einer Startelf, die im Schnitt 30 Jahre alt ist, die erfahrenste der Liga. Positiv ausgedrückt. Vielleicht aber sind die "Fulham-Oldies" auch einfach nicht mehr frisch genug für den Abstiegskampf.

Wintertransfers sollen die Wende bringen

Wie löst ein millionenschwerer Klubbesitzer eine solche Krise? Natürlich durch namhafte Wintertransfers. Kostas Mitroglou (25, Piräus) und Lewis Holtby (22, Tottenham) sollen der Mannschaft neues Leben einhauchen. Besonders auf den im Winter verpflichteten Berbatov-Ersatz Mitroglou, den sich Khan 15 Millionen hat kosten lassen, setzt der Verein große Hoffnungen. Blöd nur, dass der Grieche laut Meulensteen noch nicht die nötige Fitness für die Premier League besitzt und noch kein einziges Mal im Profikader stand.

Der Ex-Schalker Holtby ist bis zum Saisonende auf Leihbasis vom Stadtrivalen Tottenham ausgeliehen, wo er kaum noch zum Zug kam. Des Weiteren konnten ebenfalls per Leihgeschäft Clint Dempsey (bis Ende Februar) und William Kvist (Saisonende) verpflichtet werden.

Formkurve steigt an

Auch die Rückrunde verläuft trotz der Blutauffrischung bislang nicht optimal, bereits in fünf Spielen hat Fulham den Platz als Verlierer verlassen. Doch gab das Meulensteen-Team in den letzten beiden Partien gegen den kriselnden Meister Manchester United und den derzeit überragend aufspielenden FC Liverpool ein Lebenszeichen von sich. Im Old Trafford sprang für Fulham ein 2:2 heraus, an dem auch Lewis Holtby maßgeblich beteiligt war. Gegen Liverpool verlor man nach großem Kampf erst in letzter Minute.

Vor der Saison hätte man sich mit einer Heimniederlage gegen die Reds vermutlich nicht zufrieden gegeben, jedoch haben sich die Saisonziele des Klubs innerhalb weniger Monate stark verändert. Vom "sicheren Mittelfeldplatz" kann man heute nur noch träumen, stattdessen muss man um den Klassenerhalt kämpfen. Insgesamt ist wenig Nachhaltigkeit erkennbar, viele wichtige Spieler sind nur ausgeliehen, langfristig wird momentan nicht geplant. Erst einmal gilt es mit aller Kraft sich gegen den Abstieg zu stemmen. Der Glaube ist da, dass es 2014 besser klappt als 1968 - "still believe" schreibt der Fulham Football Club heute auf seiner Twitterseite.

Leon Heese

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